Chembiotec: Industrielle Biotech-Cluster mit Netzwerkanschluss
Dortmund setzt auf Biotechnologie
Innerhalb von wenigen Jahren ist in Dortmund ein Biotech-Cluster entstanden, der nicht nur in Deutschland hohe Anerkennung genießt. Moderne F&E-Einrichtungen, aufstrebende Technologieunternehmen und bundesweit einzigartige Verbundprojekte haben die Ruhrgebietsmetropole zu einem führenden Standort der Branche gemacht.
Als 1985 die ersten Unternehmen ihre Räumlichkeiten im Technologiepark Dortmund bezogen, sah noch niemand die Stadt am östlichen Rand des Ruhrgebietes als zukünftige Hochburg der Biotechnologie. Heute, mehr als 20 Jahre danach, ist das anders. Durch die Mitwirkung des Technologiezentrum Dortmund (TZDO) ist in der sechstgrößten Stadt Deutschlands ein Technologiecluster entstanden, der bundesweit seinesgleichen sucht. Diese Entwicklung wurde maßgeblich von der Wirtschaftsförderung Dortmund gestaltet. Neben der Informationstechnologie, der Logistik sowie der Mikro- und Nanotechnologie hat sich mittlerweile auch die Biotechnologie als Zugpferd in Dortmund etabliert. Ergebnis der Aktivitäten ist ein engmaschiges Netzwerk aus Unternehmen, wissenschaftlichen Instituten und universitären Einrichtungen, die einen schnellen und reibungslosen Wissenstransfer von der Forschung in die industrielle Anwendung ermöglichen. Eine zentrale Rolle spielt hierbei das Biomedizinzentrum Dortmund, welches als Kompetenzzentrum des TZDO die Heimat für zurzeit 17 Biotech-Unternehmen darstellt. Eine Stärke des Standorts Dortmund ist die Vielzahl von Schnittstellen zwischen den etablierten Zukunftstechnologien. So ist unter anderem in der Stadt einer der größten Mikro-/Nanotechnologie-Cluster Deutschlands entstanden, von dem auch die lokale Biotech-Branche profitiert.
Cluster industrielle Biotechnologie
Wichtige Impulse für eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsfelder gehen auch in Dortmund von der industriellen Biotechnologie aus. 2006 entstand der Cluster Clib2021, der die chemische Industrie, junge biotechnologische Unternehmen und wissenschaftliche Institute aus ganz Deutschland, Abnehmerindustrien sowie Investoren miteinander vernetzt. Zwei der insgesamt vier Technologieplattformen von Clib2021 werden von Dortmunder Hochschulprofessoren (Prof. Andreas Schmid und Prof. Gerhard Schembecker) koordiniert. Zuletzt sorgte der Cluster auch bundesweit für Aufsehen: 2006 zählte Clib2021 zu den Gewinnern des Wettbewerbs „Bioindustry 2021" des Bundesforschungsministeriums. Insgesamt stellt die Bundesregierung dem NRW-Cluster im Rahmen des Wettbewerbs in den kommenden fünf Jahren rund 20 Mio. € zur Verfügung.
Interdisziplinäre Projekte
Auch das aktuelle Projekt Chembiotec, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das von Dortmund aus koordiniert wird, ist im Bereich der industriellen Biotechnologie angesiedelt.
Es hat sich gezeigt, dass die Entwicklung biokatalytischer Produktionsverfahren zur umweltgerechten Herstellung innovativer Produkte einer ganzheitlichen Betrachtungsweise bedarf. Daraus ergibt sich ein integriertes Verständnis für den Gesamtprozess. Vor diesem Hintergrund ist mit der Einrichtung des Förderschwerpunktes Chembiotec eine Kompetenz- und Koordinierungsplattform geschaffen werden, die die Realisierung dieser neuen nachhaltigen biotechnischen Produktionsprozesse in Innovationen gewährleistet. Chembiotec verfolgt dabei das Ziel, in Deutschland ein interdisziplinäres Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk zu etablieren, welches relevante Projekte mit Partnern aus der chemischen, pharmazeutischen und verwandten Industrie unter einem Dach bündelt und vernetzt. So werden Synergieeffekte und ein intensiver Know-how-Transfer zwischen Hochschulen und Industrie sichergestellt. Langfristig soll ein sich selbst tragendes Kompetenznetzwerk aufgebaut werden, welches eine dauerhafte Positionierung der deutschen industriellen und akademischen Forschung und Entwicklung durch umweltrelevante (Bio-)Produkte und Prozesse sichert.
Die im Auftrag der DBU agierende F&E-Initiative Chembiotec stimmt Projekte und Aktivitäten deutschlandweit ab und integriert diese in das europäisches Forschungsnetzwerk. Fachlich, inhaltlich wird das Netzwerk vom Koordinierungsbüro an der Technischen Universität Dortmund unter Leitung von Prof. Andreas Schmid betreut. Hierzu werden Projekte mit den Schwerpunkten in den Bereichen Produktaufreinigung, (bio-)katalytische Reaktionen und Produktivitätssteigerung in einer Koordinationsstruktur vernetzt. Im Rahmen der ersten beiden Förderphasen wurden bereits 11 Verbundprojekte mit insgesamt 37 Partnern aus Wissenschaft und Industrie mit einem Gesamtvolumen von 8,7 Mio. € bewilligt. Dabei lag die Förderquote bei ca. 46%.
Die Förderprojekte werden 28 Monate unterstützt und sollen sich auf die Entwicklung von innovativen Produkten und Verfahren im Bereich der nachhaltigen Chemie und Biotechnologie konzentrieren. Dabei wird besonderer Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern aus Forschungseinrichtungen und Industrie sowie auf die Umweltrelevanz (Ökoeffizienz) gelegt.
Im Jahr 2007 gehörte zu den wichtigsten Aufgaben der Chembiotec-Koordinationsstelle daher die Organisation der aktuellen, sowie die Vorbereitung neuer Antragsrunden, der Aufbau der Internet-Kommunikationsplattform (inkl. Wiki-Forum), die Durchführung von Kick-Off und Statusseminaren, sowie des Chembiotec-Kongresses „Forschungs- und Innovationsmanagement in der Weißen Biotechnologie", die Erstellung von Informationsmaterialien, die Darstellung des Forschungsnetzwerkes auf der Biotechnica in Hannover, sowie die Begleitung nationaler und internationaler Symposien. Darüber hinaus wurde ein Expertenworkshop zur Qualifizierung und Matching von potentiellen Partnern der nächsten Antragsrunde durchgeführt. Die 3. Antragsrunde hatte eine enorme Resonanz aus Wirtschaft und Wissenschaft und endete am 11. Januar. Die nächste Antragsrunde wird vorrausichtlich 4. Quartal 2008 erwartet.