Chemie & Life Sciences

Bausteine für neue Resilienz

Old School Carbon Capture meets Hydrogen Future

17.08.2022 - Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe insbesondere für langlebige Produkte bietet ein noch nicht erschöpftes Potenzial CO2 für Jahrzehnte zu binden. Werden zusätzlich die Prozess-Emissionen durch kurzkettige Energie-Kreisläufe reduziert, kann schon jetzt ein großer Beitrag zur grünen Transformation der chemischen Industrie geleistet werden.

Neuentwicklungen und Verbesserungen sog. Carbon-Capture-and-Stor­age (CCS)-Technologien bilden einen wichtigen Baustein zum Einhalten des Pariser Abkommens. Jedoch dürfen existierende, etablierte Methoden nicht vergessen werden. Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe insbesondere für langlebige Produkte bietet ein noch nicht erschöpftes Potenzial, CO2 für Jahrzehnte zu binden. Werden zusätzlich die Prozess-Emissionen durch kurzkettige Energiekreisläufe reduziert, kann schon jetzt ein großer Beitrag zur grünen Transformation der chemischen Industrie geleistet werden.

Die Folgen regionaler Landwirtschaft
Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren. Das sind die drei Hauptsätze im Nachhaltigkeitsmanagement. Dieser Leitsatz funktioniert sowohl mit Kosten, als auch mit Emissionen. Blickt man auf die Produktion von Soja-Öl, sieht man schnell die illegale, außerordentliche Rodung von Regenwald. Damit einher gehen die enorme Verschmutzung und schrittweise Vernichtung unserer Lebensgrundlage. Eine Initiative, um diese Straftat zu vermeiden, ist der „Roundtable for Responsible Soy“, kurz RTRS. So wird für den RTRS-Sojaanbau kein Wald gerodet, jedoch bleiben globale, ineffiziente Transportwege. In Europa gibt es kaum noch rodungsfähigen Urwald, allerdings zu erhaltende und auszubauende Naturschutzgebiete. Zusammen mit kürzeren Transportwegen werden die Emissionen derart reduziert, dass europäisches Soja-Öl nur ein Drittel der Emissionen in Form von CO2-Äquivalenten im Vergleich zu nicht-zertifiziertem, internationalem Soja-Öl verursacht.
Ökologisch wertvolle Prozesse müssen in bestehenden Indus­trien implementiert werden und wo dies unmöglich ist, die bestehenden Prozesse transformiert werden. Ein weiterer Ansatz ist die Integration bestehender Industrien in die Bioökonomie, z. B. durch Nutzung von Nebenprodukt- und Abfall-Strömen. So ist das in der Zellstoffindustrie als Nebenprodukt anfallende Tall-Öl ein biobasierter, ökologisch wertvoller Rohstoff für die Produktion von Epoxid-Härtern.
Hinzu kommt das Potenzial von nachwachsenden Rohstoffen, CO2 zu binden. Es ist wichtig, weitere Wege zu entdecken, jedoch sollten auch altbewährte Methoden zur Speicherung des Treibhausgases in Erinnerung bleiben.

„Ökologisch wertvolle Prozesse müssen in bestehenden Industrien implementiert werden.“


Neue Spielregeln für fossile Energieträger
Ein wichtiger Faktor in der chemischen Produktion ist die Prozess­energie. Das Verbrennen fossiler Rohstoffe ist wirkungsvoll und war lange Zeit kostenstabil. Neueste geopolitische Entwicklungen und die Unabdingbarkeit der grünen Transformation haben diese Konstanten neu definiert.
Eine technisch geniale und überreife Antwort auf diese Veränderung sind Wasserstoff-Technologien als Energieträger. Das Speichern von Energie ist dadurch von lokalen Reserven unabhängig und ermöglicht mithilfe entsprechender Prozessketten eine weitere Reduktion der Emissionen. So wird neue Resilienz basierend auf lokaler Verfügbarkeit und modernen Technologien geschaffen.
Die Kombination lokal erzeugter, nachwachsender Rohstoffe mit alternativen Energiekreisläufen führt so zu transformativen Produkten. In der Bauchemie und für Industrie­lacke werden diese z. B. in Form von Polyolen und Epoxid-Härtern sowohl im Innen- als auch Außenbereich eingesetzt. Das CO2 wird für die Lebenszeit der Gebäude bzw. der Werkstoffe gebunden.

Wie sieht Resilienz in der Praxis aus?
Als verantwortungsbewusster Akteur in der chemischen Industrie fördert HOBUM Oleochemicals das Erreichen der 17 Sustainable Development Goals und ist Mitglied im UN Global Compact Network. Treibhausgas-Bilanzierung und Carbon-Footprint-Methoden ergänzen die datenbasierte Bewertung und Entwicklung des Produktportfolios sowie das zielgerichtete Umsetzen der Nachhaltigkeitsstrategie. Lokale Lieferketten und der Einsatz von zertifizierten Rohstoffen – wie bspw. RTRS-zertifiziertes und europäisches Soja-Öl – gewährleisten den nachhaltigen Erfolg durch hohe Resilienz bei der Materialversorgung. Vor Ort wird der Auf- und Ausbau einer Wasserstoff-Infrastruktur befürwortet und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Interessenvertretern gepflegt. Resilienz wächst gerade durch gemeinschaftliche Innovation und Kooperation.

Jan-Domenic Urbas, Technical Product Manager, HOBUM Oleochemicals GmbH, Hamburg


 

Zur Person
Jan-Domenic Urbas ist Technical Product Manager bei HOBUM Oleochemicals. Zu seinen Schwerpunkten gehören chemisch-technische und ESG-Projekte. Urbas startete seine Karriere mit einem dualen Studium bei Henkel und sammelte im Anschluss mehrere Jahre Erfahrung in der F&E von Klebstoffen, Lacken und Beschichtungen, u.a. bei Mankiewicz. Zudem engagiert er sich in der Vereinigung für Chemie und Wirtschaft (VCW), einer Fachgruppe der GDCh.

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