Angebot mit klarem Profil - Lonza konzentriert sich auf Life Sciences-Märkte
25.01.2013 -
Angebot mit klarem Profil - Lonza konzentriert sich auf Life Sciences-Märkte. Lonza hat im letzten Jahr ein Spezialfolien-Geschäft in Deutschland und sein Chemie-, Industriechemiegeschäft in Italien devestiert.
Im Gegenzug übernahm das Schweizer Unternehmen im Februar 2007 die Biosparten des US-Unternehmens Cambrex. So machen die Life Sciences in diesem Jahr zum ersten Mal über 90 % des gesamten Umsatzes aus. CHEManager befragte Stefan Borgas, CEO von Lonza, zu der Integration der neuen Geschäftsbereiche und zur Strategie, die hinter der Konzentration auf die Life-Sciences-Märkte steht. Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: Vor einigen Monaten hat Lonza die Biosparten von Cambrex übernommen. Was war die Strategie hinter dieser Akquisition?
S. Borgas: Wir haben von der amerikanischen Cambrex zwei Bereiche übernommen; der eine stärkt unser mikrobielles Biotech-Geschäft, der andere wird bei uns unter der Bezeichnung Lonza Bioscience eine eigenständige Geschäftseinheit bilden.
Dort werden Verbrauchsprodukte für Biotech-Prozesse hergestellt. Diese benötigen wir einerseits selbst, anderseits verkaufen wir sie auch anderen Biotech- Herstellern. Interessant daran ist, dass der Geschäftsverlauf in diesem Bereich konstanter ist als in der stark projektabhängigen Herstellung von Biotech-Wirkstoffen.
Wie werden diese Bereiche in Ihr bestehendes Geschäft eingebunden?
S. Borgas: Lonza Bioscience, das größere der von Cambrex gekauften Geschäfte, ist für Lonza ein neues Geschäftsfeld. Wie bereits erwähnt handelt es sich um spezialisierte Verbrauchsgüter für die Bioproduktion wie Medien, Seren, Zellkulturen, analytische Testkits und ähnliches.
Hinzu kommt ein klassisches Contract Manufacturing-Geschäft in einer neuen Technologie, der Zelltherapie. Hier wachsen neue Therapeutika heran, die in 5 bis 10 Jahren vielleicht bisher unheilbare Krankheiten, wie z. B. Parkinson oder Knochenmarkunverträglichkeiten heilen können.
Und Lonza wäre dann als Produktionsexperte dabei - eine weitere Option für die Zukunft also. Neben den Integrationsarbeiten mit einem Team von ca. 20 Managern und Experten, sechs davon Vollzeit, ist das Leitungsteam von Lonza Bioscience mit der Erarbeitung der Strategie beschäftigt.
Wir werden dazu im 3. Quartal näheres sagen können. Anders der Bereich mikrobielle Biopharmazeutika. Hier haben wir mit der Übernahme unser bereits bestehendes mikrobielles Geschäft verstärkt. Mit der Übernahme des Biopharma-Geschäfts wurde Lonza 2007 im Geschäft für mikrobielle Biopharmazeutika zum Marktführer.
Zusätzlich zu unseren bereits bestehenden Kapazitäten im Groß- und Kleinmaßstab in Visp in der Schweiz haben wir weitere Produktionskapazitäten im Mittel- und Kleinmaßstab sowie Kompetenzen bei Biopharma-Dienstleistungen hinzugewonnen.
Für diesen Bereich haben wir unsere Strategie bereits überarbeitet. Die US-Aktivitäten in diesem Bereich werden wir in Hopkinton in Massachusetts konsolidieren. Dort werden wir zudem über 30 Mio. US-$ investieren, um in der Produktion und der mikrobiellen Prozessentwicklung zu wachsen.
Durch den Ausbau können wir hier bis zu 250 zusätzliche Stellen schaffen. In Baltimore in Maryland werden sowohl die Produktion als auch die Biopharma-Dienstleistungen solange wie nötig fortgesetzt, erwartungsgemäß bis Anfang 2008.
Dies ermöglicht uns, die benötigten Mengen für alle gegenwärtig dort hergestellten Produkte und einen vollständig konformen technologischen Transfer nach Hopkinton sicherzustellen.
Mit dieser neuen Organisation für unser mikrobielles Geschäft können wir unseren Kunden nicht nur einen einmaligen Service für Prozessentwicklung und Produktion, sondern auch eine weltweit führende Technologieplattform anbieten.
Wie positioniert sich Lonza nach diesem Zukauf im Sektor Feinchemikalien und Custom Manufacturing? Wie wollen Sie Ihr Wachstum in diesem umkämpften Markt sichern?
S. Borgas: Lonza hat bereits vor einigen Jahren seine Strategie auf die Life Science-Industrie ausgerichtet. Im vergangenen Jahr haben wir unser Nicht-Life-Science-Geschäft fast komplett devestiert: zum einen die Lofo, das Film-Geschäft in Weil am Rhein, und zum anderen die Polynt, das Chemie und Industriechemiegeschäft in Italien, welches wir an die Börse gebracht haben.
Im Gegenzug haben wir Geschäfte eingekauft, die zu unserem Kerngeschäft passen. Mit dem Zukauf der beiden Cambrex-Geschäfte hat sich noch einmal eine beträchtliche Veränderung des Lonza Profils ergeben:
Die Life Sciences machen nun in diesem Jahr erstmals über 90 % des Umsatzes aus. Zukünftiges Wachstum sichern wir, indem wir uns auf spezifisch definierte Life Science-Märkte und hier auf die Produktions-Wertschöpfungsstufe, die Entwicklung von Verfahren und Produktion von Substanzen konzentrieren.
Das ist das Kerngeschäft der Lonza. Wir setzen Hightech Biotechnologie- und Chemieplattformen ein, welche wir natürlich auch weiter entwickeln müssen. Hier wollen wir besser sein als alle anderen auf der Welt.
Die Märkte werden immer schnelllebiger und Investoren sind häufig auf raschen Profit aus. Was sind die Besonderheiten im Sektor Feinchemie und Custom Manufacturing und wie vermitteln Sie diese Ihren Aktionären?
S. Borgas: Die geplanten Investitionen in neue Anlagen bringen ein return-on-investment von ca. 30 %, gerechnet auf das EBITDA. Das heißt, wir zeigen eine interessante Anlagemöglichkeit für Investoren auf. Zusammengenommen wächst bei Lonza das EBIT mit 15 - 20 % pro Jahr bis 2012.
Es gibt keinen Grund, warum nicht auch der Wert der Firma im Gleichschritt wachsen sollte. Wir sind aber auch klar und deutlich mit unserer Aussage, dass sich eine Investition in Lonza nur langfristig lohnt.
Unsere Investoren verstehen das gut; insbesondere in den angeblich schnelllebigen USA wird dies sehr gut verstanden.
Ein weiteres Investitionsargument liegt in der Gestaltung des gesamten Lonza Life Science Portfolios, welches eben nicht nur aus einem recht riskanten CMO-Modell besteht, sondern auch aus einem signifikanten Produktgeschäft mit weniger Aufmerksamkeit aber auch besserer Stabilität.
Dieses Portfolio generiert nicht nur ordentliche Synergien, sondern ist auch ein wichtiges Element unseres Risikomanagements.
Lonza ist für viele ein Vorzeigemodell für ein profitabel arbeitendes europäisches Feinchemieunternehmen. Was steckt hinter diesem Erfolg?
S. Borgas: Lonza hat sich in den vergangenen Jahren konsequent auf den Bereich der Life Sciences ausgerichtet. Dies gibt unserer Firma und unserem Angebot ein klares Profil. Wir fokussieren uns auf die Produktionswertschöpfungsstufe bei unseren Kunden in Life Sciences-Märkten.
Diese Märkte zeichnen sich durch drei Dinge aus: stetig steigende, strenge regulatorische Anforderungen; anspruchsvolle Kunden und langwierige Testverfahren sowie viele ungelöste Probleme und somit hoher Bedarf an Innovation.
Durch diese Fokussierung können wir auch gezielt unsere technologische Führung in diesen Gebieten ausbauen. Um für unsere Kunden Wert zu erzeugen, setzen wir unsere High-Tech Technologieplattformen in der Chemie und Biotechnologie ein. Damit können wir uns erfolgreich als in unseren Gebieten führendes Unternehmen positionieren.
Die eigentliche Basis für den Erfolg bilden aber natürlich die Menschen in der Lonza: Führungs- und Fachkräfte sowie Projektmitarbeiter.
Was ist denn das Interessante an den Life Sciences-Märkten?
S. Borgas: Die Life Sciences-Sparte ist deshalb interessant, weil sie besondere Kompetenz verlangt; die Produkte sind stark reguliert, das heißt man braucht Erfahrung in den komplexen Behördengenehmigungsverfahren.
Und weil diese Präparate in oder an den menschlichen Körper kommen, muss die Verträglichkeit gewährleistet sein, was wiederum viel Wissen bedingt.
Zudem besteht im Life-Science-Bereich noch erhebliches Innovationspotential, sei es im Medikamenten-, Nahrungsmittelzusatz- oder Agrochemiebereich. Daraus lassen sich für Lonza gute Wachstumsmöglichkeiten ableiten.
Sehen Sie die rasch wachsende und reifer werdende Chemieindustrie in Asien als Bedrohung oder als Chance für Lonza? Welche Strategie verfolgen Sie diesbezüglich?
S. Borgas: Die Entwicklung in Asien und hier speziell China ist für jedes global tätige Unternehmen eine Herausforderung. Wir sind diesen anhaltenden Druck freilich schon seit Jahren gewohnt und Lonza ist in diesem Wettbewerb gut aufgestellt.
Mit unseren Produktionsanlagen in China und in Singapur sind wir direkt in diesen Märkten vertreten. Damit können wir die dortigen Märkte mit unseren Produkten direkt beliefern, und profitieren auch von den günstigeren Produktionskosten, was sich besonders im Bereich von großvolumigen Massenprodukten rechnet. Dies allein reicht aber nicht aus.
Lonza muss sich gegenüber ihren Mitbewerbern vor allem auch durch innovative Technologien und durch ein umfassendes Serviceangebot absetzen. Die Voraussetzungen hierfür sind gegeben.
Wie sieht Ihre mittelfristige Investitionsstrategie aus, welche Prioritäten haben Sie?
S. Borgas: Bis 2011 investieren wir über 1 Mrd. CHF in verschiedene Wachstumsprojekte, so zum Beispiel in den Bau von zwei Produktionsanlagen für Biopharmazeutika auf Säugetierzellkulturbasis in Singapur oder in den Umbau unserer Anlage in Porrino in Spanien zu einer Mehrzweckanlage.
Investitionen werden auch getätigt für neue Anlagen in Visp zur Produktion von Arzneiwirkstoff- Konjugaten und hochaktiven Pharmawirkstoffen oder auch in China für neue Anlagen zur Produktion von Pharmawirkstoffen.
Hinzu wird sicher auch die eine oder andere Akquisition zur Abrundung unseres Portfolios kommen. Für den Unterhalt der bestehenden Anlagen geben wir pro Jahr ca. 125 Mio. CHF aus.
Mit dieser Investitionsstrategie erreichen wir Marktführerschaft in den Contract Manufacturing Geschäften und bauen in den anderen beiden Bereichen Feinchemie und Bioscience eine Reihe von starken Nischengeschäften auf, die wir gut verteidigen können.
Welche Ziele möchten Sie für Lonza in den nächsten 2 Jahren erreichen?
S. Borgas: Die nächsten beiden Jahre stehen im Zeichen der Umsetzung der Strategie und der Integration der neuen Anlagen und Geschäftseinheiten in die bestehende Lonza. Neben dem ganzen Projektmanagement ist dies besonders auch auf Seiten der Human Resources eine riesige Herausforderung.
Die Veränderung unseres Portfolios führt dazu, dass Mitte dieses Jahres über ein Drittel der weltweiten Lonza Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger als 15 Monate im Konzern sein werden. Wir wollen erreichen, dass alle Mitarbeitenden unsere Strategie und Vision verstehen.
Sie sollen auch unsere Kultur des Unternehmertums und der gegenseitigen Verlässlichkeit, des Vertrauens aufeinander leben. Die Integrationen sollen möglichst schnell abgeschlossen ein, so dass mehr Experten als früher in unseren Kerngeschäften neue Wachstumsimpulse geben.
Wenn wir uns auf diese Elemente konzentrieren und dann noch vieles richtig machen, schaffen wir die Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum mit überdurchschnittlich hoher Profitabilität.