Alles dreht sich um die Anwendung
Innovation und Herausforderung im Mittelstand – Ein Beispiel aus der Mischer- und Agrartechnologie
Mittelständische Unternehmen beschäftigten rund zwei Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland. Eins davon ist das Familienunternehmen Gebr. Ruberg aus Nieheim.
Das Geschäft von Gebr. Ruberg reicht von der Planung über die Fertigung bis zur Montage von ganzen Anlangen und einzelnen Maschinen. Die Kunden kommen aus den Branchen Landwirtschaft, Chemie, Lebensmittel, Pharmazie, Bau- und Kunststoffe. Auf deneinschlägigen Branchenmessen liegt der Schwerpunkt des eigentümergeführten Unternehmens wegen des breiten Anwendungsspektrums in der Regel auf ansehnlicher Mischer- und Anlagentechnik, die der Besucher praktisch in Augenschein nehmen kann. „Einem Kunden, der auf der Messe bei uns vorbei schaut, kann man nicht plausibel machen, dass das Werkzeug ein wenig anders aussieht als vorher - selbst dann, wenn damit vielleicht ein für ihn entscheidender Anwendungsaspekt gelöst wurde", ist der technische Leiter Eduard Drenkelfuß überzeugt. Innovationen fänden ohnehin meist nach der Messe statt: „Der Kunde, mit dem man auf der Messe ins Gespräch kam, schildert seine Situation und damit beginnt die gemeinsame Suche nach einer Lösung." Besonders bei einer Messe wie der Achema müsse man als Besucher gut vorbereitet sein, wenn man etwas Spezielles suche, ergänzt der Vertriebsleiter Franz-Josef Wakup. Für einen ungeplanten Rundgang sei die Messe zu umfassend und zu groß. Darin liege die Chance für kompakte Messeformate wie das von Easyfairs mit der Spezialmesse zum Thema Schüttgut in Dortmund. Das gleiche nehmen auch die Veranstalter der Powtech, der nach eigenen Angaben größten Messe im Bereich Pulver und Schüttgut, für ihre Branchenmesse in Anspruch.
Viele Produkte, die heute entwickelt werden, sollen für möglichst viele Anwendungen geeignet sein: Ein Mischer soll neben mischen auch kneten und möglichst noch andere Aufgaben erfüllen. Dabei ist es eigentlich sinnvoll, im Sinne der Reproduzierbarkeit und der Automatisierung die Geräte im Produktionsprozess zu spezialisieren. Die Mischer bei Ruberg sind deshalb genau auf die spezielle Anwendung zugeschnitten, eine Tatsache, die auch dem Vertriebsleiter gefällt: Je weniger Anbauteile eine Maschine hat, desto weniger könne kaputt gehen. Außerdem sei die Prozessführung insgesamt weniger störanfällig. Letztlich sei das insgesamt der individuelle Ansatz, den das Unternehmen verfolgt, unabhängig vom Anwendungsfall.
Für viele Anwender steht im Hinblick auf Mischen und Schüttgut derzeit das Thema Hygiene und Hygienedesign in der gesamten Anlage an erster Stelle. In Deutschland ist das wohl kein Wachstumsmarkt, aber weltweit schon. Für das internationale Geschäft setzt Ruberg auf ein Netz von Partnern, immerhin erwirtschaftet das Unternehmen inzwischen 70 % des Umsatzes außerhalb Deutschlands. Dass das Geschäft internationaler ist und wird, hat das Unternehmen in diesem Jahr auf der Messe Interpack gesehen: 2014 seien es etwa 80 % internationale Besucher gewesen, 2011 haben sich die Anteile der nationalen und internationalen Besucher noch in etwa die Waage gehalten.
Eine bestimmte Wachstumsregion gibt es für Ruberg im internationalen Markt derzeit nicht, lediglich im Bereich Getreide beobachtet das Unternehmen eine verstärkte Nachfrage aus Osteuropa. Vom Umsatzanteil her sind die beiden Geschäftsbereiche des Unternehmens, die Agrartechnologie und die Mischtechnologie, etwa gleich stark vertreten. Der Getreidebereich sei früher Saisongeschäft gewesen, von Februar bis Anfang Juni, aber das habe sich inzwischen relativiert, weil ganzjährig weltweite Anfragen kommen.
Umfassende Verstärkung
Um dem Thema Fachkräftemangel zu begegnen und die weltweiten Anfragen bedienen zu können, setzt Gebr. Ruberg auf Absolventen bestimmter Schulen und Ausbildungen, wie zum Beispiel die Müllerschule in Braunschweig. Für sie spricht, dass die meisten von ihnen vor ihrem (Müller-)Schulbeginn schon eine praktische Ausbildung absolviert haben und sie somit über umfangreiches Wissen aus der Praxis verfügen. Außerdem sind sie in der Regel von ihrer Wahl überzeugt und üben den Beruf gerne aus. Neben dem Verdienst sei der Spaß am Beruf ein wichtiger Faktor, der häufig unterschätzt werde, so Eduard Drenkelfuß. Pro Ausbildungsjahr stellt das Unternehmen durchschnittlich drei Auszubildende ein. Im ersten Lehrjahr liefen diese noch ein wenig mit, berichtet Franz-Josef Wakup. „Im zweiten Lehrjahr bekommen sie Zeichnungen und Pläne in die Hand und werden gefordert. Die Auszubildenden entwickeln ihr individuelles Stärken- und Schwächen-Profil und dementsprechend setzen wir sie in den unterschiedlichen Bereichen ein. Es kann nicht jeder in der weißen Fertigung, der Bearbeitung von Edelstahl, eingesetzt werden." In der Produktion arbeiteten die Mitarbeiter in Kleingruppen von zwei bis drei Personen. Zweierteams funktionierten am besten. Manche Kollegen arbeiteten schon so lange zusammen, dass sie wie ein altes Ehepaar aufeinander abgestimmt seien, berichtet Eduard Drenkelfuß. „Da weiß der eine genau, was der andere tut und wo er im gemeinsamen Projekt gerade steht."
Doch nicht nur die Mitarbeiter sollen den Durchblick haben: Die südliche Front der Werkshalle wurde bewusst transparent mit großen Fensterflächen gestaltet, um den Anwohnern einen direkten Blick in die Produktion zu ermöglichen.
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