Standortvorteil Reinraumtechnik
Mit Know-how von heute zu den Technologien von morgen
Für den Autor zählt die Herstellung kontrollierter Umgebungsbedingungen nämlich zu einer Schlüsseltechnologie für die Produkte und Prozesse der Zukunft. Leserinnen und Lesern des Fachmagazins „ReinRaumTechnik“ werden manche seiner sachkundigen Betrachtungen und pointierten Aussagen bereits kennen, da Gernod Dittel seit mehreren Jahren auch zu unseren Autoren gehört.
Der Gründer des Planungsbüros Dittel Engineering hat den 30. Jahrestag seiner Firmengründung zum Anlass genommen, auf die Entwicklung der Branche sowohl zurückzublicken als auch vorauszuschauen. Zusammen mit dem Kölner Wirtschaftsjournalisten Thilo Großer gibt er dabei einen tiefen Einblick in seine über die Jahre gesammelten Erfahrungen und Expertisen. In allen fünf Kapiteln kommen neben dem Autor weitere Expertinnen und Experten zu Wort, die über spezielle Entwicklungen aus ihrem Fachbereich schildern.
„Standortvorteil Reinraumtechnik“
Das Buch richtet sich an Leserinnen und Leser sowohl aus der Produktionsebene als auch auf der Chefetage. Die Lektüre soll das Personal, das in Reinräumen arbeitet, in der Überzeugung bestärken, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. Das allgemeinverständlich geschriebene Buch ist gerade mit Blick auf junge Leserschaft in Ausbildungsberufen und Studiengängen verfasst worden. Gernod Dittel versteht es als Werbung für die Unternehmen der Branche im Ringen um begehrte Fachkräfte. In Reinräumen gehen Beschäftigte seiner Ansicht nach einer zukunftssicheren, sehr gefragten Tätigkeit nach. Sie erhalten viele Jobangebote, etwa weil mehr Betriebe und Branchen begonnen haben, ihre Produktion oder Herstellung in moderne Reinräume zu verlegen. In diesem Sinne mögen möglichst viele junge interessierte Leserinnen und Leser dieses Buch in die Hand nehmen und es bestenfalls als Anregung verstehen, sich beruflich in Richtung Reinraumtechnik zu orientieren.
Den vielen Entscheidern in den Unternehmen könnte das Buch hingegen von Nutzen sein, um aus Fehlern anderer etwas für ihre Projekte zu lernen. Gerade Firmen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Reinraumtechnik befassen, treffen mangels Erfahrung oft typische Fehlentscheidungen beim Einstieg in die komplexe Querschnittstechnologie. Bei dieser kommt es auf ausgeprägteres interdisziplinäres Denken an, als mancher Manager anfangs in Betracht zieht.
Das Buch gliedert sich in einen branchenübergreifenden und einen branchenspezifischen Teil. Der erste Teil widmet sich allgemeinen technischen Zusammenhängen, die in allen Betrieben und Instituten Geltung haben, in denen Reinraumtechnik zum Einsatz kommt:
- Kapitel 1 schildert die Anfänge und Geschichte, in deren Verlauf die Reinraumtechnik auf heutigem Niveau entstanden ist.
- Kapitel 2 schlägt die Brücke in die betriebliche Praxis und befasst sich mit den häufig wiederkehrenden Problemen, mit denen Betriebe zu kämpfen haben, die plötzlich Reinraumtechnik können müssen.
- Kapitel 3 betrachtet die Arbeit im Reinraum aus Sicht der Mitarbeiter und wagt Blicke in den Arbeitsalltag der Zukunft. Werden Belegschaften in Aus- und Fortbildung vorbereitet, etwa wenn Produktionsabläufe immer stärker automatisiert und überwacht werden. Der zweite Teil ist nach Anwenderbranchen gegliedert. Er spiegelt die beiden Zweige der Reinraumtechnik wider, die unterschiedliche technische Herangehensweisen erfordern: auf der einen Seite die Life-Science-Branchen, in denen Kontaminationen durch mikrobiologisch aktive Keime zu verhindern sind, auf der anderen Seite die technischen Branchen, in denen Produkte vor Partikeln geschützt werden müssen.
- Kapitel 4 beschreibt die Trends in klinisch reinen Räumen wie bei der stationären Behandlung im Krankenhaus, wo ein möglichst aseptisches Umfeld Leben retten soll. Beschrieben werden die Vorteile, die mobile Kliniken und flexible modulare Lösungen mit sich bringen könnten, z. B. bei Pandemien. Welche Fortschritte bei der künstlichen Befruchtung erzielt worden sind, seit dort Verfahren aus der Reinraumtechnik angewendet werden, wird ebenso beleuchtet wie die Frage, warum im Pharmasektor erst wenig an Digitalisierung zu entdecken ist. Daneben werden die großen Qualitätssprünge durch Reinraumtechnik bei der Lebensmittelherstellung thematisiert, wo die Einsatzgebiete von der sauberen Verarbeitung und Verpackung in Molkerei und Brotfabrik bis hin zum Fleisch aus dem Labor, Gemüse aus der Vertical Farm und Fisch aus der antibiotikafreien Aquakultur reichen.
- In Kapitel 5 werden mit der Halbleiterfertigung, der Automobilindustrie und der Kunststoffverarbeitung drei wichtige Anwenderbranchen aus der Industrie darauf untersucht, welche Fortschritte sie mithilfe von Reinraumtechnik erzielen. Außerdem blickt der Autor in einige der höchsten und größten Reinräume in der Raumfahrtbranche, in denen Satelliten und Raketen montiert werden. Zu guter Letzt untersucht er die Chancen, die Energieversorgung durch umweltfreundliche Quellen zu decken, etwa in Solarkraftwerken mithilfe von im industriellen Maßstab hergestellten mikrofeinen Strukturen.
Nach dieser umfassenden, aber nicht abschließenden Darstellung der Anwendungsgebiete zieht der Autor das Fazit: Reinraumtechnik hat eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Reinraumkompetenz sei zu einem Schlüsselfaktor der modernen Produktion geworden. Wer sie beherrscht, dem gehöre die industrielle Zukunft. Wo sie sich ansiedelt, werde sie zum Standortvorteil. Zwar hat Reinraumtechnik in jeder Industrienation Fuß gefasst, ob in Forschung oder Produktion. Dittel legt seinen Fokus jedoch bewusst auf die deutschsprachige Industrielandschaft. Deutschland, Österreich und die Schweiz haben eine Reihe an Anbietern und Anwendern hervorgebracht, deren dichte Wertschöpfungskette praktisch alle Bereiche abdeckt. Dieses vorhandene Potenzial sei riesig, wird aber nach Ansicht des Autors nicht ausgeschöpft. Wie es sich in Zukunft hierzulande besser und breiter nutzen ließe, dafür liefert Gernod Dittel auf seiner Rundreise durch die Welt der Reinraumtechnik eine Menge an Ideen und Anschauungsmaterial.
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