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AlzChem setzt auf „Made in Germany“

13.10.2011 -

AlzChem hat in Trostberg Mitte des Jahres mit dem Bau einer modernen Siliziumnitrid-Anlage mit einer Investitionssumme von 13 Mio. € begonnen. Mit dieser Anlage verdreifacht das Unternehmen die Kapazität für Silzot SQ, einem hochreinen Siliziumnitrid zur Produktion von Photovoltaikmodulen auf Basis polykristallinen Siliziums. Dr. Birgit Megges befragte Dr. Georg Hellwig, Vice President Chemicals & Applications von AlzChem, zum gezielten Ausbau des süddeutschen Standortes.

CHEManager: Herr Dr. Hellwig, in Trostberg wird bereits seit 1992 Siliziumnitrid hergestellt. Warum wurde nun in eine neue Anlage investiert?

Dr. Georg Hellwig: Die Hauptanwendung des Produkts lag bisher im Keramikbereich, zum Beispiel bei der Herstellung von wartungsfreien Kugellagern oder von keramischen Bauteilen mit großer Abriebbeständigkeit. Mit der neuen und hochreinen Qualität für die Solarindustrie, die seit 2010 unter dem Namen Silzot SQ vermarktet wird, hat AlzChem künftig zwei Siliziumnitrid-Qualitäten im Produktprogramm.

Wozu benötigen Sie die zweite Qualität?

Dr. Georg Hellwig: Silzot SQ ist ein Produkt für die Herstellung von Photovoltaikmodulen. Mit der Erweiterung unserer Siliziumnitrid-Kapazitäten hält AlzChem Schritt auf einem rasch expandierenden Markt. Die neue Anlage ist modular konzipiert. Ein weiterer Ausbau ist schnell und einfach möglich. Solarenergie ist angesichts knapper fossiler Rohstoffe und den Herausforderungen des Klimaschutzes ein Megatrend, an dem wir mit dieser Investition noch stärker partizipieren.
Zudem schafft AlzChem 20 neue Arbeitsplätze. Wir setzen auf „Made in Germany" und die Kompetenz unserer Fachleute am Traditionsstandort Trostberg.

In Trostberg halten Sie auch an der Produktion von Dicyandiamid in großem Maßstab fest. Die meisten anderen Anbieter kommen aus China. Wie sehen Sie die Entwicklungen in Asien? Empfinden Sie die aufstrebenden Märkte dort als Bedrohung für Ihr Geschäft?

Dr. Georg Hellwig: Natürlich spielt der Preisdruck aus Asien eine wichtige Rolle. Wir konkurrieren gerade in dem von Ihnen genannten Beispiel stark mit asiatischen Anbietern. Dennoch sehen wir dies auch als Chance. Wir sind bei einigen Produkten der letzte verbleibende Produzent in der westlichen Hemisphäre, gerade durch die Stärke unseres Produktionsverbundes. Regional isolierte Produktionen wären sicherlich schon geschlossen worden. Das hat jedoch nicht nur mit den chinesischen günstigen Produktionskosten zu tun, sondern ist auch eine Frage der Währungsrelationen. In Asien sind die aktuellen Preissteigerungen wie auch die Inflation zurzeit viel stärker als im Westen. Daher ist es die Frage, wie lange man noch für einige Produkte „Discounterpreise" bekommen kann.
Auch die Umweltthematik wird in Asien immer stärker beachtet, was letztendlich auch dort zu steigenden Kosten führt. Wir glauben, in einigen Jahren noch wettbewerbsfähiger gegenüber asiatischen Produzenten zu sein, die zudem noch mit steigenden Transportkosten zu kämpfen haben. AlzChem bietet Kunden gerade in Europa und USA bei vielen Produkten Liefersicherheit, Supply Chain Optimierungen, und sehr oft auch Just-in-time-Lieferungen bei kurzfristiger Bestellung. Innerhalb von Europa liefern wir innerhalb von wenigen Tagen und nicht in sechs Wochen.

Spielen die östlichen und asiatischen Märkte eine Rolle für Ihr Produktportfolio?

Dr. Georg Hellwig: Aktuell spielen die früheren GUS-Staaten und die asiatischen Märkte noch nicht die Rolle, die wir uns wünschen. Hier können wir noch zulegen und wir sehen darin viel Potential. Aktiv sind wir in diesen Regionen mit unseren Produkten aber auch jetzt schon. So haben wir uns vertriebstechnisch in Osteuropa neu orientiert und betreiben ein anwendungstechnisches Labor in China.

Werden dort Investitionen folgen?

Dr. Georg Hellwig: Ob wir in Asien investieren hängt auch vom weiteren Verlauf der bereits erwähnten Aktivitäten ab. Zurzeit stellen wir über einen Lohnproduzenten Produkte für den Windenergiemarkt in China her. Auch das bereits angesprochene Siliziumnitrid geht zu einem nicht zu vernachlässigende Anteil zu den Siliziumproduzenten in China. In Abhängigkeit vom Wachstum dieser Märkte können wir uns vorstellen, auch vor Ort tätig zu werden.

Sie erwähnten gerade, dass Sie die Dienste eines Lohnproduzenten nutzen. Sie treten aber auch selbst als Lohnproduzent auf. Was bieten Sie Ihren Kunden in diesem Bereich an?

Dr. Georg Hellwig: Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass wir uns nicht vorwiegend als Lohnproduzent sehen. Wir werden dann tätig, wenn wir entweder auf eigene Rohstoffe zurückgreifen können oder Technologien nutzen, die in unserem Haus entwickelt wurden. AlzChem hat aufgrund seiner Historie leistungsfähige Multipurpose-Anlagen für die Produktion und Entwicklung von chemischen Verbindungen, die als gemeinsames Merkmal die „N-C-N" Verknüpfung im Molekül aufweisen. In diesen Anlagen können große Mengen an Feststoffen verarbeitet werden.
Ein weiteres Asset sind unsere Möglichkeiten, Gasphasen-Reaktionen durchzuführen. Mit dieser Technologie sind wir beispielsweise in der Lage, aliphatische und auch komplex substituierte aromatische Nitrile zu produzieren. Diese Technik erlaubt es uns, Produkte in einem synthetischen Schritt in der Gasphase zu produzieren, wenn geeignete Edukte vorhanden sind. Konventionell, das heißt nasschemisch, werden mehrere Synthesestufen benötigt. Damit haben wir natürlich einen Kostenvorteil. Diese Gasphasenprodukte können dann in unseren Multianlagen weiter veredelt werden. Auch damit erhöhen wir die Liefersicherheit, weil wir nicht mehr von Produzenten oder Lieferanten in Asien abhängig sind. Auf diesem Arbeitsgebiet wird Innovation groß geschrieben. Unsere Forschung und Verfahrenstechnik arbeitet ständig an neuen Produkten, wie zum Beispiel Ketonen, die sich auch in der Gasphase günstig produzieren lassen.
Weiterhin sind Entwicklungsmöglichkeiten vom Kilo-Labor über Pilotanlagen vorhanden. Produktionen unter GMP-Bedingungen können ebenfalls durchgeführt werden. Dadurch, dass wir Entwicklung, Verfahrenstechnik, Engineering wie auch das Marketing an einem Standort haben, können Projekte zügig abgewickelt und Sonderwünsche oder der Mehrbedarf von Kunden flexibel bearbeitet werden.

Wagen Sie einen Blick in die Zukunft: Viele Unternehmen fokussieren sich auf Kerngeschäfte oder Nischenmärkte. Wird AlzChem das relativ breite Portfolio behalten?

Dr. Georg Hellwig: Hier ist vor allem zu beachten, dass AlzChem einen Produktionsverbund betreibt, den man nicht einfach aus finanziellen Erwägungen auseinander reißen kann und aus Umweltaspekten nicht auseinanderreißen sollte. Gleichzeitig gibt uns das breite Portfolio auch ein hohes Maß an wirtschaftlicher Stabilität und unseren Kunden höchste Versorgungssicherheit.
Im Prinzip fokussieren wir uns aber auf die drei großen Betätigungsfelder: Ernährung - von Düngemitteln, Wachstumsregulatoren, zu Nahrungsmittelzusatzstoffen -, erneuerbare Energien mit Produkten für die Photovoltaik und die Produktion von Rotorblättern und Chemie mit breit gefächerten Intermediates für Pharmazeutika und Agrochemikalien. 

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AlzChem AG

Dr.-Albert-Frank-Str. 32
83308 Trostberg
Germany