Industrieservices: Erfolgsfaktor der Transformation
Strategieberatung CMC² sieht in der Bündelung von Sekundärprozessen Chancen für die Chemie- und Pharmabranche in Europa
Der Markt der Industrieservices für die chemisch-pharmazeutische Industrie verändert sich rasant und befindet sich aktuell in einer signifikanten Transformationsphase. Bisher waren Industrieservice-Prozesse lediglich „gewöhnliche“ Sekundärprozesse. Jetzt leisten diese Prozesse ihren Beitrag als erfolgskritische, hochtechnologisierte und innovationsleitende Prozesse zur Neugestaltung der Chemie- und Pharmabranche in Europa.
Die Kernprozesse der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind im engsten Sinne die Beschaffung, Produktion, Entwicklung und Vermarktung. Zur Produktion gehören die Synthese, Formulierung und Veredelung der Produkte. Für viele Chemie- und Pharmaunternehmen gehören die Durchführung der folgenden Prozesse nicht (mehr) zu den eigenen Kernprozessen: die Versorgung der produzierenden Anlagen mit Medien, die Entsorgung von Abfällen und Nutzung von Nebenprodukten, das Management des Asset Life Cycles und die technische Instandhaltung der Gebäude und Betriebe, genauso wie die logistische Ver- und Entsorgung sowie Dienstleistungen der Sicherheit und Gefahrenabwehr. Diese Prozesse werden zunehmend in eigenen Geschäftsbereichen gebündelt oder direkt an externe Industriedienstleister ausgelagert (Outsourcing/Outtasking, Verringerung der Fertigungstiefe, Verkauf von Infrastruktur und Services).
Was für den einen Sekundärprozess ist, stellt für den anderen der Kernprozess zur Sicherstellung der eigenen Überlebensfähigkeit dar. Die professionelle und effiziente Erbringung dieser Sekundärprozesse ist das Kerngeschäft der internen und externen Industriedienstleister – sie tragen maßgeblich zum wirtschaftlichen und materialflussrealen Erfolg des Chemie- und Pharmaprodukts bei. Insbesondere in einer Zeit, die von Energiekrisen, Störungen in der Lieferkette und fehlenden Fachkräfte geprägt ist.
Die Bündelung der Sekundärprozesse in der chemisch-pharmazeutischen Industrie bietet eine Reihe von Chancen:
- Fokussierung und Flexibilität: Indem sich die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und Sekundärprozesse auslagern oder zentralisieren, können sie ihre Ressourcen, Zeit und Energie besser auf die Entwicklung und Produktion ihrer Produkte bündeln. Dies kann eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit und eine deutlich schnellere Markteinführung neuer Produkte ermöglichen. Sie werden nicht von ihren Sekundärprozessen abgelenkt oder belastet – für diese müssen die Anforderungen klar definiert sein und eine integrierte Planung erfolgen.
- Effizienzsteigerung: Durch die Zusammenführung ähnlicher Serviceprozesse können Synergien genutzt und Kosten gesenkt werden - die Standardisierung und Automatisierung von Serviceprozessen gepaart mit langjähriger Erfahrung im Industrieservicebereich ermöglicht eine höhere Effizienz. Die effektive Bündelung von Ressourcen (Investitionen und Mitarbeiter) verringert Engpässe und optimiert die Auslastung. Spezialisten können an den richtigen Stellen eingesetzt werden, was die Fehlerquote senkt, und die Produktivität steigert.
- Servicequalität: die Industriedienstleister können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren und Best Practices entwickeln, um eine hohe Servicequalität und die Reduzierung von Fehlern sicherzustellen. Die Inspektion, Wartung und Instandsetzung kann bspw. stets nach einem standardisierten und personenunabhängigen Verfahren erfolgen.
- Up-to-date-Services: Für erfolgreiche Industriedienstleister ist es selbstverständlich in ihr Kerngeschäft zu investieren, um den aktuellen Stand der Technik sicherzustellen. Dies gilt für Langzeit-Assets (Kraftwerke, Kläranlagen, Rohrleitungen, Lagerstrukturen), für technisches Equipment (moderne Werkstätten, Lagersysteme, innovatives Equipment, digitale Tools) und für die die Entwicklung und das Halten der erfolgskritischen Kernressource Servicemitarbeiter. Hier finden sich neue intelligente Investitions-Lösungen (Kooperationsmodelle, Investorenmodelle).
Es ist sinnvoll, das Produktionsgeschäft und die Industrieservices als eng verbundene, aber dennoch separate Geschäftsmodelle und Märkte zu betrachten. Dies ermöglicht den Unternehmen, ihre Ressourcen und Kompetenzen gezielter einzusetzen und auf die Kundenbedürfnisse zentrierter einzugehen. Der Vergleich mit gleichartigen Wettbewerbern forciert eine höhere Dynamik in der eigenen Entwicklung (Preisvergleich, Grad der Optimierung etc.). So benötigen beide Geschäftsmodelle unterschiedliche Zielbilder, Ziele, Outputs (und Ergebniskontrollen) sowie Kulturen.
Auf der Seite der Produzenten stehen eine hohe Verfügbarkeit, hohe Wettbewerbsfähigkeit, Mengeneffekte oder Kundenwunsch und Sicherheit im Fokus. Bei den Industriedienstleistern führen die handwerkliche Exzellenz, intelligente Lösungen und eine ausgeprägte Servicementalität zum Erfolg. Die geschaffene Schnittstelle zwischen Produzenten (Kunden) und Industriedienstleistern führt zur Professionalisierung der Zusammenarbeit und somit zu Innovationen und kontinuierlicher Verbesserung auf beiden Seiten. Gleichzeitig ist diese (neue) Schnittstelle eine besondere Herausforderung, da unterschiedliche Kulturen, Systeme und Menschen aufeinandertreffen. Die Transformation der europäischen Chemie- und Pharmabranche wird u. a. funktionieren, wenn die Kraft der Industrieservices in einem partnerschaftlich-professionellen Ansatz genutzt wird.
Clara Hiemer, Consultant, Thomas Wagner, Senior Consultant, und
Carsten Suntrop, Senior Expert CMC2 GmbH, Köln
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Zukunft des Industrieservice
Carsten Suntrop schreibt mit seinen Kollegen ein Buch mit dem Arbeitstitel “Industrieservices für die chemisch-pharmazeutische Industrie”. Das Buch wird 2024 erscheinen und das Marktumfeld, die Kundenanforderungen und Perspektiven im Industrieservice betrachten. Das Buch soll die detaillierte Expertisensicht von Brancheninsidern enthalten, die Zukunftsperspektiven, erfolgreiche Geschäftsmodelle und die zukünftigen Bedürfnisse der Kunden einschließen. Trends und Marktentwicklungen werden aufgezeigt, sowie ihre Bedeutung und ihr Nutzen für die Branche. Der Beitrag der Industrieservices zur Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Etablierung klimaneutraler Prozesse wird anhand konkreter Beispiele analysiert. Das Marktumfeld wird zudem gesamtheitlich erfasst - Finanz- und Marktdaten, Player in der Branche und Wettbewerbssituation werden im Überblick dargestellt.
Die Kundenbedürfnisse der Chemie- und Pharmakunden an die Industrieservices werden beleuchtet. Die Anforderungen unterscheiden sich dabei stark, je nachdem ob die Kunden der Petro-/Basischemie, Spezialchemie oder der Pharmabranche angehören. Das Buch soll insgesamt eine starke kundenzentrierte Perspektive einnehmen – Industrieservices als Befähiger der Chemie- und Pharmatransformation.
Industrieservice-Dienstleistermodelle werden übersichtlich dargestellt und die Unterschiede zwischen internen und externen Industrie-Service-Anbietern aufgezeigt. Es erfolgt eine Bewertung und eine Möglichkeit für den Leser, seine eigene beste Lösung zu finden. Es wird ebenfalls auf Preismodelle, Wettbewerbssituation und die marktwirtschaftliche Steuerung von Industrieservices eingegangen, die den Kunden aus der Chemie-/ Pharmaindustrie helfen soll, die Schnittstelle und Services besser managen zu können.
Inhaltlicher Schwerpunkt ist die praxisnahe Beschreibung der Innovationen, Lösungsansätze und erfolgreiche Geschäftsmodelle der jeweiligen Industrieservices. Es wird separate Industrieservice-Kapitel zu Ver- und Entsorgung (Energieversorgung, Medienversorgung, Entsorgung), Logistik und Infrastrukturdienstleistungen, Asset Management (Bau- und Montageleistungen/ Engineering, Anlagenbetreuung, Anlageninstandhaltung & TAR, Technisches Gebäudemanagement) und Standort-Services (Sicherheitsdienstleistungen, Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (HSE), Analytik- und Labor, Ausbildung & Qualifikation) geben.
Ein besonderer Fokus wird auf digitalen Lösungen und Service-Innovationen liegen, auf die die Industriedienstleister Ihre gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsmodelle aufbauen. Es wird zudem ein Blick in die Zukunft der Industrieservices für die Transformation der chemisch-pharmazeutischen Industrie darstellen. Sowohl die Kunden- als auch Dienstleister-Seite sollen Ansätze zum partnerschaftlichen Miteinander aufzeigen und wie die Anforderungen der Zukunft gemeinsam zu meistern sind.
Das Buch soll Führungskräfte der chemischen Industrie (Mittelstand und Konzerne), von Industriedienstleistern und Chemiehandel, Leiter Digitalisierung/ Sustainability/ Resilienz in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, Entscheider und Projektleiter/-teams für den Einkauf und das In-/Outsourcing von Industriedienstleistungen in produzierenden Chemie- und Pharmaunternehmen, Hochschulen und Unternehmensberater mit vielen individuellen Perspektiven der Autoren ansprechen und wertvolle Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Branchen und des eigenen Unternehmens liefern.
Wir starten jetzt mit der Besetzung der einzelnen Kapitel und Beiträge und freuen uns sehr über Bewerbungen zur Mitarbeit an diesem erstmaligen Werk. Kontaktieren Sie uns gerne!
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