Dienstleistungen auf neuer Ebene
Evonik sieht sich auch als Serviceunternehmen mit Digitalkompetenz
Sie sorgen dafür, dass alles glatt läuft. Und sie lösen Probleme, falls es doch einmal hakt. So lässt sich beschreiben, was tausende von Beschäftigten im Industrieservice Tag für Tag für die chemische Industrie leisten. Für den Erfolg und die Wachstumskraft von Unternehmen ist dieser Beitrag unentbehrlich. Denn die global eng verflochtene Produktionswelt des 21. Jahrhunderts ist in besonderem Maße auf Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit und Sicherheit angewiesen – und genau diese Werte liefert ein mit leistungsfähigen digitalen Möglichkeiten ausgestatteter, moderner Industrieservice. Dienstleistungen für die Chemiebranche sind damit ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie umfassend die Digitalisierung bereits alle Bereiche eines Wirtschaftsunternehmens begleitet.
Welche Vorteile das Zusammenwirken von Fachkompetenz, Erfahrung und Digitalisierung hat, zeigt sich in der Chemiebranche mit ihren weltweiten Waren- und Datenströmen deutlich. Die Digitalisierung spielt Vorteile oft gerade dann aus, wenn sie sinnvoll mit vorhandenen Erfolgskonzepten verbunden wird. Kollaborative Frameworks sind ein naheliegendes Beispiel dafür: Aufgaben strukturiert angehen, Kompetenzen zusammenbringen und bereichsübergreifend im Team die besten Lösungen finden – das hat immer wieder gute Ergebnisse geliefert. Die neuen digitalen Möglichkeiten bieten dafür nun einen Turbo – vorausgesetzt, in der Praxis kommen sie an den richtigen Stellen und effizient zum Einsatz. Bei Evonik Digital gehört es zu den Aufgaben, dafür neue Wege zu finden, sie zu erproben und für die tägliche Arbeit in den Unternehmensbereichen vorzubereiten. So unterschiedlich die Tätigkeiten im Spezialchemieunternehmen sind, so vielfältig müssen auch die passenden digitalen Lösungen ausfallen.
Im engen Schulterschluss dazu ist die Evonik Technology & Infrastructure (TI) Expertin für produktionsnahe Digitalisierung. Zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten gehören auch Standortbetrieb und Energieversorgung, Asset Lifecycle Management sowie Logistikleistungen. Mit innovativen Technologien und verlässlichen Leistungen ist sie nicht nur das Rückgrat des Chemiegeschäfts des Essener Konzerns, sondern auch Partnerin für zahlreiche externe Unternehmen an den Standorten. Mit einer umfassenden Strategie zur Digitalisierung ebnet TI den Weg in die Industrie 4.0.
Tatsächlich ergeben sich bei Serviceleistungen in der chemischen Industrie schon auf den ersten Blick viele Ansätze und Handlungsfelder für die Digitalisierung. So kann etwa ein modernes Energiemanagement helfen, den Energieeinsatz zu optimieren und den Verbrauch zu überwachen. Das Unternehmen baut das Energiemanagementsystem in Richtung einer integrierten, digitalen Lösung aus. Es steigert die Effizienz und hilft ihm zugleich, den schonenden Umgang mit Ressourcen zu verbessern. Digital gesteuerte Energiesysteme tragen dazu bei, den Verbrauch zu senken. Auf diese Weise unterstützt das digitale Energiemanagementsystem die Umsetzung operativer Energieziele an den Standorten.
Digitale mobile Endgeräte und Wearables wiederum helfen Anlagenläufer bei ihrer Arbeit, machen in Chemieparks und an Unternehmensstandorten das Fremdfirmenmanagement einfacher, unterstützen das Revisionsmanagement oder automatisieren zuvor noch manuell notwendige Benutzereingaben. Digitale Videoanalysen lassen sich vom Industrieservice im Standortmanagement, für Zugangskontrollen oder auch zur Navigationsunterstützung verwenden. Um den Industriepark Wolfgang besser zu schützen, hat das Unternehmen vor einiger Zeit auf neue Technik gesetzt und das Gelände zusätzlich zu seinem Werkschutz auch mit einem Multicopter gesichert. Ziel war es, mit dem unbemannten Flugobjekt das Gelände des Industrieparks zu befliegen und so Bereiche im digitalen Auge zu behalten. Speziell ausgebildete Mitarbeiter des Werkschutzes kümmern sich aus der zentralen Notfall- und Servicezentrale darum, die Multicopterflüge zu überwachen. Das Konzept zeigt, wie Mensch und digitale Technik für einen zukunftsorientierten Industrieservice zusammenwirken können. Buchstäblich eher bodenständig ist dagegen der digitale Hund, den das Unternehmen derzeit an einem anderen Standort testet. Der vierbeinige Laufroboter lässt sich über eine Fernsteuerung an die digitale Leine nehmen. Denkbar ist, dass er in Zukunft z. B. in Produktionsanlagen einmal bei Inspektionsgängen und Messungen Unterstützung gibt, erfolgreiche Testergebnisse vorausgesetzt.
Ein anderes, recht bekanntes Beispiel für den Einsatz der Digitalisierung im Industrieservice ist Remote Control – von Leitstellen und Warten über die Fernüberwachung von Anlagen und Bauteilen bis hin zu virtuellen Kraftwerken. Dreh- und Angelpunkt hierfür ist der „Digitale Zwilling“, der ein Abbild der Realität inklusive umfangreicher Daten und Informationsquellen liefert. Ganz ähnlich sieht es aus, wenn es um Industrieservice-Aufgaben für Maintenance und Engineering geht. Hier kann die Digitalisierung ihre Stärken u. a. im Ersatzteil-Management (Additive Manufacturing) in Ausbildung und Training von Mitarbeitern, bei Prozess-Simulationen oder gar der virtuellen Planung ganzer Anlagen ausspielen.
„Die Digitalisierung hebt den Wert der Dienstleistungen
auf eine neue Ebene.“
Ein breit aufgestellter Industrieservice kann darüber hinaus von den Chancen der Digitalisierung profitieren, wenn es um die Kunden seines Auftraggebers geht. Online-Services mit digitalen Kundenportalen oder die Versand- und Transportüberwachung (Track and Trace) sind anschauliche Beispiele dafür. Zur Palette der neuen Möglichkeiten gehört zudem die als Advanced Analystics bezeichnete digitale Analyse von Daten und Geschäftsinformationen. Der Industrieservice kann damit helfen, Lieferketten zu optimieren oder eine vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance) zu verwirklichen.
Evonik hat 2022 auch die Digitalisierung im Bereich Transportsicherheit und Logistik vorangetrieben. Das Unternehmen strebt eine effiziente und ressourcenschonende Optimierung seiner Flurförderfahrzeugflotte an. Der Chemiekonzern hat begonnen, ein automatisiertes Flottenmanagementsystem mit zentraler Datenbank, Zugangskontrollen und diverser Sensorik einzuführen. Über die Digitalisierung der Fahrzeugflotte sind insbesondere Optimierungen in den logistischen Prozessen möglich. Durch Auswertung der Nettonutzungsdauer und verlängerte Fahrintervalle sollen zudem 20 % der Wartungskosten eingespart werden. Eine Pilotphase am Standort Essen hat bereits positive Ergebnisse und gute Rückmeldungen der Anwender gebracht.
So beeindruckend die genannten Handlungsfelder und Beispiele auch sein mögen – sie spiegeln nur einen Teil des bereits durch die Digitalisierung Machbaren. Unternehmen tun deshalb gut daran, sich entsprechend umfassend in allen Bereichen aufzustellen. Der Bedarf an Industrieservice wird in einer noch stärker digital geprägten Zukunft bestehen bleiben. Die Digitalisierung hebt den Wert der Dienstleistungen dabei auf eine neue Ebene.
Henrik Hahn, Chief Digital Officer (CDO) und Geschäftsführer Digital, Evonik Industries, Essen
ZUR PERSON
Henrik Hahn, Verfahrensingenieur, ist seit 1999 bei Evonik und seit 2016 für die Digitalisierungsstrategie des Spezialchemiekonzerns verantwortlich. Nach seinem Einstieg ins Unternehmen als Prozessingenieur mit Auslandsaufenthalten in den USA und Belgien ist er in verschiedenen Managementpositionen im Bereich Technologie und Innovation tätig gewesen.