Gastransport erfordert große Expertise
Drei Fragen an Anna Krüger, Hoyer Group
In der Hochphase der Covid-Pandemie hat gerade der Transport von Sauerstoff besondere Bedeutung erhalten. Anna Krüger, Head of Business Development Gas der Hoyer Group beantwortet CHEManager drei Fragen zum Thema Gastransport und Versorgung mit Sauerstoff.
CHEManager: Neben Flüssigchemikalien transportiert Hoyer auch verflüssigte Gase in Tankcontainern. Worauf ist bei diesen Transporten besonders zu achten?
Anna Krüger: Gase sind grundsätzlich Gefahrgut. Im flüssigen Aggregatzustand haben sie immer das Bestreben, wieder gasförmig zu werden. Daher sind besondere Anforderungen bei den Transporten zwingend notwendig, um ein Aufwärmen der Gase zu verhindern.
Bei tiefkalt verflüssigten Gasen – Cryogasen - wie Sauerstoff, legen wir ein besonderes Augenmerk auf die intakte Vakuumisolierung und überwachen den Containerdruck. Be- und Entladungen werden in der Regel durch den Spediteur durchgeführt, daher absolvieren alle unsere Fahrerinnen und Fahrer kunden- und produktspezifische Schulungen.
Die Belieferung von Kliniken mit Sauerstoff auf der ganzen Welt nahm in der Hochphase der Covid-19-Krise eine sehr wichtige Rolle ein. Was hat sich hier in den Hochzeiten abgespielt und welche Erkenntnisse lassen sich aus dieser angespannten Phase für die Zukunft ziehen?
A. Krüger: Die Versorgung von Krankenhäusern hat schon zu „normalen“ Zeiten absolute Priorität. Dies hat sich während der Covid-19-Pandemie noch verstärkt. Der weltweite Versorgungsbedarf an medizinischem Sauerstoff stieg rapide an. Wir haben Tankcontainer-Equipment für den weltweiten Einsatz bereitgestellt und Transportleistungen übernommen: Ein Spezialteam arrangierte zum Beispiel in nur zwei Tagen die Bereitstellung von drei Sauerstofftankcontainern, die per Luftfracht von Europa nach Südamerika gebracht wurden. Eine Vielzahl dieser Container ist in Brasilien, Chile und Peru kurzfristig zum Einsatz gekommen.
Durch die Bereitstellung von Equipment und die Organisation von intermodalen Transporten nach Osteuropa haben wir die Versorgung von Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen mit Sauerstoff unterstützt – unter anderem in Tschechien, Serbien und Kroatien. Mithilfe von Tankcontainerlieferungen nach Südeuropa konnten Regionen in Afrika versorgt werden.
Im Europa-Geschäft haben wir zusätzliche Cryo-Fahrer für medizinischen Sauerstoff geschult, Bereitschaftsdienste ausgebildeter Fahrer eingerichtet und standen natürlich jederzeit im engen Austausch zur Versorgungslage mit unseren Kunden. Insgesamt war in der Pandemie-Hochzeit ein erheblicher Mehraufwand an Kommunikation festzustellen – zum Beispiel auch im Rahmen von Meldungen an Behörden über freie Kapazitäten.
International gibt es große Unterschiede bezüglich der Lage von Produktionsstätten, Infrastruktur, etc. Dank unserer langjährigen Expertise im Transport und Handling von verflüssigten und verdichteten Gasen waren wir aber darauf vorbereitet, in den verschiedenen Ländern mit den Kunden zusammen flexibel auf die lokale Situation zu reagieren.
Wo sehen Sie generelles Verbesserungspotenzial in der (internationalen) Versorgung von Krankenhäusern mit Sauerstoff, um für solche weltweiten Krisen künftig gut gewappnet zu sein?
A. Krüger: Bei der Versorgung von Krankenhäusern mit medizinischem Sauerstoff handelt es sich um eine kritische Infrastruktur. Erste Learnings sind sicherlich, dass marktübergreifend zusammengearbeitet werden muss. Hoyer ist global gut aufgestellt und hat ein Netzwerk an Straßentransport-Möglichkeiten sowie für intermodale Verkehre. Dies ist notwendig, um viele Bedarfe zu bedienen.
Insgesamt ist die Versorgungslage mit medizinischem Sauerstoff vielfach transparent geworden. Dieses Wissen bleibt nicht ungenutzt und hat bereits heute schon zu Initiativen geführt, die in vielen Ländern zu nachhaltigen Verbesserungen der Versorgungslage mit medizinischem Sauerstoff führen werden.