Neues aus dem VAA – Führungskräfteverband baut Plattform für New Work auf
Durch die Coronaviruspandemie gewinnen innovative Arbeitskonzept an Bedeutung
„Wenn wir das für Mitglieder, Unternehmen und Öffentlichkeit gemeinsam richtig gestalten, ist New Work eine sehr große Chance für die Zukunft“, betont VAA-Vorstandsmitglied Christoph Gürtler. „Wir vom VAA wollen sie nutzen.“ Regelmäßig tauchen in der Wirtschaft in Deutschland neue Trends, Moden und Begriffe auf, zumeist importiert aus dem angloamerikanischen Raum. Scrum, Design Thinking, Hackathons sind nur einige Beispiele dafür. Das herausragende, alles überwölbende Exemplar dieser Welle aber ist New Work. Der Begriff hat hierzulande Managementetagen von Unternehmen, Verbänden und Organisationen im Sturm erobert.
Dabei vergisst so mancher: Bereits in den 1980er Jahren entwickelte der österreichisch-amerikanische Philosoph Frithjof Bergmann das Konzept der „Neuen Arbeit“. Die frühere Situation war ähnlich von Umbrüchen gekennzeichnet wie die jetzige. Damals stieg der Automatisierungsgrad steil, die aufkommende Robotik sorgte einerseits für Arbeitserleichterungen und Effizienzgewinne, andererseits gingen damit Entlassungen einher, insbesondere in der Automobilindustrie. Und generell fürchteten sich vermehrt Menschen vor dem Arbeitsplatzverlust, gerade im Zuge von neuen technologischen Entwicklungen. Heute ist es die Digitalisierung, die mitunter Unsicherheit erzeugt. Hinzu kommt der strukturelle Wandel mancher Industrie, der große Transformationsanstrengungen erfordert. Und dann wäre da noch die Coronaviruspandemie.
Doch was genau ist nun New Work? Im Kern lässt sich New Work auf zwei wesentliche Dinge zurückführen: die Schaffung eines menschenfreundlichen Arbeitsumfeldes, in dem aus intrinsischen Motiven herausgearbeitet wird und starke Leistungen vollbracht werden, sowie die Übernahme unternehmerischer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der Umwelt. Ausfluss davon sind die zentralen Werte und Elemente: Selbstständigkeit, Handlungsfreiheit, Teilhabe, Demokratisierung sowie Transparenz.
Heute lässt sich feststellen: Es wird – nicht zuletzt aufgrund der Covid-19-Pandemie – mehr in virtuellen Teams gearbeitet, digitale Techniken werden vermehrt eingesetzt, die Arbeitszeiten sind weitreichend flexibel geworden, agile Arbeitsweisen sind in den Alltag eingezogen, der Selbstbestimmungsgrad des Einzelnen ist höher als früher. Doch zeigt die Analyse der derzeitigen Lage auch: Während der nunmehr über ein Jahr andauernden Pandemie haben die Unternehmen im Durchschnitt keine Verbesserungen bei der Ausrichtung der Führung und der Unternehmenskultur am neuen Konzept erzielt.
Die Wirtschaft in Deutschland ist dabei zweigeteilt: Firmen, die schon vorher eine Transformation der Unternehmenskultur angestoßen hatten und durch eine Leadership- und Kompetenzentwicklung die Voraussetzungen für modernes Arbeiten geschaffen haben, haben in der Krise die New-Work-Potenziale umfassender nutzen können. Der andere Teil der Unternehmen lässt nicht nur Potenziale für eine flexiblere Ausrichtung verstreichen, sondern nimmt auch die erhöhte Belastung ihrer Mitarbeiter in Kauf.
„Wenn wir das für Mitglieder, Unternehmen und Öffentlichkeit gemeinsam richtig gestalten, ist New Work eine sehr große Chance für die Zukunft.“
VAA-Vorstandsmitglied Gürtler erklärt: „Die Kombination aus entgrenzter und stark intensivierter Arbeit belastet die Mitarbeiter stark und bringt sie an ihre Grenzen.“ Übersehen werde beim Modell New Work häufig die Bedeutung der vertrauensbasierten Kultur. Matthias Meifert, Gründer der HR-Beratung HR Pepper, betont ebenfalls den Faktor Vertrauen: „New Work lebt davon, dass die Maßnahmen von einer inspirierenden und vertrauensbasierten Kultur getragen werden. Nur dann können Menschen in ihrer Arbeit ihr Potenzial nutzen und selbstorganisiert im Team mit ihren Kollegen Dinge gestalten.“
Der VAA legt nun einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf New Work. Gürtler dazu: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie die Arbeitswelt von morgen aussehen wird und worauf es beim Thema Führung in dieser Arbeitswelt ankommt.“ Denn es brauche eine Führungskultur, damit sich das Empowerment der Mitarbeiter herausbilde. Nicht umsonst haben Konzerne wie Siemens Führung und Kultur, Arbeitsplatz, Technologie und Instrumente, das Wohlbefinden der Mitarbeiter als die wesentlichen Pfeiler einer New-Work-Strategie definiert. Gürtler sieht dabei vor allem die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung als bedeutend an. „Das führt zu neuen Arbeitsformen. Über diese wollen die Mitarbeiter mitentscheiden.“
Um diesen Veränderungsprozess sichtbar zu machen und daraus zu lernen, baut der VAA eine Plattform zu New Work auf. „Die Plattform wird eine einzigartige Bühne sein, wo sich Mitglieder, Unternehmen und Öffentlichkeit austauschen können“, so Gürtler. „Wir sammeln das Material, werten es aus und kommunizieren die Ergebnisse. Wir stellen Best-Practice-Beispiele aus den Unternehmen dar und lassen Betroffene zu Wort kommen. Wir transportieren die Veränderungen der Arbeits- und Sozialwelt nach Corona, wir verankern den VAA in der Arbeits- und Sozialwelt unserer Unternehmen und geben ihnen die Möglichkeit, von den Fortschritten anderer zu profitieren.“