Schweizer Biotech-Ökosystem gewinnt an Vielfalt
2019 wurden 1,2 Mrd. CHF in private und öffentliche Biotechfirmen investiert
Eingebettet in eines der weltweit umfassendsten Life-Science-Ökosysteme konnte die Schweizer Biotechnologie auch im vergangenen Jahr florieren. Dies zeigt der Swiss Biotech Report 2020, der heute von der Swiss Biotech Association in Zusammenarbeit mit EY und sieben weiteren Partnern veröffentlicht wurde. Der Bericht liefert Highlights und Finanzierungsanalysen, beleuchtet Fusionen, Käufe sowie Kooperationen und legt einen Fokus auf die wachsende Rolle der künstlichen Intelligenz. Die Voraussetzungen der Branche sind nach wie vor hervorragend und ihre Aussichten vielversprechend: Die Forschung war innovativ, es wurden über 40 Start-ups gegründet, die Finanzierungsrunden waren erfolgreich, die Pharmaindustrie investierte stark in Produktionskapazitäten für Zelltherapien und Biologika, und die Schweiz ist weiterhin für junge Talente attraktiv.
Die Schweizer Biotech-Unternehmen konnten 2019 insgesamt 1,2 Mrd. CHF aufnehmen, wobei sich die Summe fast ausgeglichen auf öffentliche und private Unternehmen aufteilte. CRISPR Therapeutics ührte die öffentlichen Unternehmen mit 436 Mio. CHF an. Weitere öffentliche Unternehmen, die Zugang zu frischem Geld erhielten, waren AC Immune, ObsEva, Auris Medical und Biocartis. Bei den privaten Unternehmen entfielen die größten Finanzierungen auf ADC Therapeutics mit 101 Mio. CHF und Sophia Genetics mit 76 Mio. CHF.
Die Schweizer Biotech-Industrie erwirtschaftete 2019 einen Gesamtumsatz von 4,8 Mrd. CHF und damit 800 Mio. mehr als im Vorjahr. Dieser Umsatzanstieg ist hauptsächlich auf lukrative Kooperations- und Lizenzvereinbarungen für AC Immune, Basilea und CRISPR zurückzuführen sowie auf höhere Einnahmen von Biotechfirmen, die bereits Produkte und Dienstleistungen vermarkten.
Dank neuer spezialisierter und in der Schweiz beheimateter Fonds konnte das Ökosystem seine Position als attraktives Finanzierungsfeld weiter stärken. Beispiele sind Medicxi, ND Capital, Pureos Bioventures oder Bernina BioInvest. Gleichzeitig wuchs auch die Zahl ausländischer Fonds kontinuierlich an. Schließlich zeigen die Transaktionen von Amal, Novimmune und Therachon, dass auch die M&A-Aktivitäten sehr hoch waren, was gemeinhin als Indikator für Reife und Attraktivität des Sektors gilt.
Multinationale Biopharma-Unternehmen wie Biogen, CSL Behring, Novartis und Merck investierten stark in den Ausbau der Produktionskapazitäten für die zunehmende Zahl der zugelassenen komplexen Biologika und Zelltherapien. Darüber hinaus nutzten Unternehmen wie Sophia Genetics, BC Platforms, Genedata, Insphero, GenomSys und SimplicityBIO verstärkt die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Damit entwickelte die Branche neue Stärken, auf die sie sich in Zukunft stützen kann.
„Der Swiss Biotech Report 2020 zeigt auf, dass die Schweiz über ein umfassendes Life-Science-Ökosystem verfügt, das von der Forschung bis zur Produktion die ganze Bandbreite abdeckt. Dies ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Zukunft der Schweizer Biotech-Unternehmen. Wie wichtig die hiesige Life-Science-Branche für die Schweizer Wirtschaft geworden ist und auch welche Bedeutung ihr weltweit zukommt, belegt die Tatsache, dass sie für 40 Prozent aller Schweizer Exporte verantwortlich ist. Darüber hinaus zeigt der Bericht, dass diese Industrie nicht stehenbleibt: Sie wächst in neuen Bereichen und verzeichnet eine zunehmende Zahl internationaler Kooperationen und Investitionen“, kommentiert Michael Altorfer, CEO der Swiss Biotech Association.
„Wie die globale Biotechnologiebranche hat auch die Schweizer Biotechnologie im Jahr 2019 unabhängig vom makroökonomischen und externen Umfeld erneut gut abgeschnitten. So zeigte sie sich gegenüber den gestiegenen geopolitischen, handelspolitischen und tariflichen Herausforderungen widerstandsfähig: Die Finanzierung war weiterhin gut, die Einnahmen stiegen und die M&A-Aktivitäten setzten sich fort. Einzig das Ausbleiben von Börsengängen passt nicht in dieses Bild. Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass die Unternehmen ganz einfach andere Wege der Finanzierung gewählt haben“, sagt Jürg Zürcher, Partner und Biotechnology Leader Germany, Switzerland, Austria bei EY in der Schweiz.