Pharmaluftfracht: Spagat zwischen CO₂-Fußabdruck und sicherer Schnelligkeit
Interview mit Julian Sutch, Emirates Skycargo
In der Klimadebatte ist der Flugverkehr nun stark in den Fokus gelangt. Dies trifft auch die Pharmabranche in Bezug auf das generell globalisierte Pharmageschäft und die zunehmende Produktion von Active Pharmaceutical Ingredients (API) im asiatischen Raum sowie die Fluggesellschaften, die entsprechende Pharmaka transportieren. Für CHEManager befragte Sonja Andres den Manager Global Pharma Sales von Emirates Skycargo, Julian Sutch, zu den künftigen Entwicklungen in der Pharmaluftfracht und den diversen Hürden, die sich beim Transport empfindlicher Pharmazeutika auftun, und wie diese gemeistert werden.
CHEManager: Herr Sutch, wie beurteilen Sie die generelle weitere Entwicklung der Transporte für Pharmazeutika im Luftfrachtverkehr? Wird auch die zunehmend kritische Debatte zum Thema CO2-Emissionen im Luftverkehr hier Einfluss nehmen?
Julian Sutch: Der Lufttransport von Pharmazeutika wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Zwischen 2017 und heute hat Emirates Skycargo in diesem Bereich ein Wachstum im Transportvolumen von fast 15 % verzeichnet. Und wir gehen davon aus, dass es in Zukunft weiteres Wachstum geben wird.
Die CO2-Emissionen sind sicherlich ein wichtiger Punkt beim Transport auf dem Luftweg. Aufgrund der Relevanz von Arzneimitteln und der engen Zeitfenster, in denen sie geliefert werden müssen, um ihre Wirksamkeit bei der Heilung von Patienten zu erhalten, wird weiterhin ein bedeutendes Volumen an Pharmafracht auf dem Luftweg transportiert werden. Hersteller, Spediteure, Airlines und andere an der Zulieferungskette beteiligte Akteure prüfen bereits verschiedene Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Unter anderem durch den Einsatz innovativer Verpackungen und Transportequipments. Emirates Skycargo betreibt moderne Großraumflugzeuge, was bedeutet, dass unsere Flotte in Bezug auf Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen beim Frachttransport effizienter ist.
Welche Transportstrecken und Flughäfen in der Luftfracht sind für Pharmaka – auch unter Betrachtung der API – heute die wichtigsten und wie schätzen Sie die künftigen Entwicklungen ein?
J. Sutch: Zu den wichtigsten Pharma-Routen zählen die transatlantischen Verbindungen zwischen Europa und Nordamerika und der Frachtverkehr zwischen Indien und den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus ist das Pharmafrachtvolumen zwischen Europa und Asien sowie Europa und Südamerika bedeutend. Wir erwarten, dass das Cargo-Geschäft auf diesen Strecken weiter wachsen wird. Emirates Skycargo arbeitet mit Abfertigungsunternehmen an über zwanzig weltweiten Flughäfen, wo wir eine große Menge an Pharmazeutika bewegen, zusammen, um ein hohes Schutzniveau der Pharmafracht vom Ausgangsort bis zum Endziel zu gewährleisten.
Diese von uns sogenannte Pharma Corridors Initiative umfasst mehrere Flughäfen in Europa und Asien. So haben wir beispielsweise kürzlich am Flughafen Chicago, übrigens einer unserer wichtigen Airports für Pharma, eine speziell konzipierte Frachtanlage eröffnet.
Die Zahl der temperatursensitiven Pharmaka nahm in den letzten Jahren stetig zu und sie wird voraussichtlich weiter steigen. Wo sehen Sie die kritischen Punkte bei Betrachtung der gesamten Luftfrachtkette – einschließlich der Vorfeld-Thematik?
J. Sutch: Nach wie vor ist die Rampe einer der kritischen Punkte für die Temperaturregelung. Pharmafracht ist anfällig für Temperaturschwankungen, wenn sie sich auf der Rampe befindet, um entweder zum oder vom Flugzeug transportiert zu werden oder während sie darauf wartet, in das Flugzeug geladen zu werden. Eine weitere kritische Stelle ist die Zollkontrolle. Diese Phase der Frachtreise liegt jedoch außerhalb der Kontrolle der Airlines.
Wie begegnet Emirates Skycargo dieser Problematik? Welche Maßnahmen werden ergriffen?
J. Sutch: Wir haben in innovative Ausrüstung, in unsere Prozesse und in unsere Anlagen zum Schutz temperaturempfindlicher Güter investiert. Unsere Frachtabwicklung am Drehkreuz Dubai, einschließlich unserer eigenen Pharma-Anlage am Dubai International Airport, wurde von Bureau Veritas als GDP-normkonform zertifiziert.
Darüber hinaus verfügen wir in Dubai über eine Flotte von rund 50 Cool Dollys. Diese Transporter sind fast wie mobile Kühlschränke in der Lage, Temperaturen bis zu minus 20 °C zu halten. Durch die Verladung aus dem Terminal oder Flugzeug heraus in die Cool Dollys stellen wir sicher, dass Sendungen, auch wenn sie auf der Rampe warten müssen, vor äußeren Temperaturschwankungen geschützt sind.
In Zusammenarbeit mit DuPont haben wir sogenannte White Cover-Thermoabdeckungen entwickelt. Diese Abdeckungen bieten einen hervorragenden ersten Schutz vor plötzlichen Temperaturschwankungen und auch vor anderen Wetterbedingungen wie Feuchtigkeit und Regen.
Wir verfügen zudem über einen „White Container“– einen mit Isolatoren beschichteten Spezialcontainer, um hohen Außentemperaturen entgegenzuwirken.
Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden eine Vielzahl von Spezialcontainern von Drittanbietern an. Wir arbeiten mit allen Marktführern zusammen, darunter Envirotainer, CSafe und Skycell.
Wie bewerten Sie den Einsatz der Blockchain-Technik, um Transaktionen entlang der Pharma Supply Chain sicher abzuwickeln?
J. Sutch: Wir sind überzeugt, dass Blockchain zusammen mit einigen der anderen neuen disruptiven Technologien das Potenzial haben, noch mehr Effizienz und Nutzen nicht nur für die pharmazeutische Lieferkette, sondern für die gesamte Luftfrachtbranche zu bringen. Und wir haben uns bereits damit auseinandergesetzt, welche Rolle wir als Cargo-Airline spielen müssen.
Allerdings muss die Technologie zunächst von den Verfrachtern und Spediteuren übernommen werden. Luftfracht ist eindeutig eine Multiplayer-Branche. Es bedarf einer gewissen branchenweiten Standardisierung für den Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten.
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