Anlagenbau & Prozesstechnik

Wir produzieren unter Reinraumbedingungen – oder!? - Eine kritische Betrachtung

Paul Jochem plädiert schon seit drei Jahrzehnten für eine reine- und ­partikelfreie Konformität im Reinraum.

25.01.2019 -

Vor der Gründung seines Unternehmens Reinraumtechnik Jochem war Herr Jochem erfolgreich im Werkstattzentrum „WZB“ als Vertriebsmitarbeiter für die Akquise von Reinraumkunden (Herstellung, Dekontamination und Sterilisation von Reinraumbekleidung) verantwortlich.
An dem Aufbau der neuen Reinraum-Technologie im WZB war er mit beteiligt. Die Tätigkeiten sowie das Arbeitsspektrum kann man als Grundstein der anschließenden 30-jährigen Erfahrung im Bereich der Reinraumtechnologie ­bezeichnen.

Nach dem Eintritt in den Ruhestand war es der Herzenswunsch, seine bisherige Tätigkeit in der Reinraumtechnologie und die daraus resultierenden Fachkenntnisse mit unerfahrenen Mitarbeitern im „Reinen Bereich“ zu teilen.
Die eigens von ihm initiierten Interessen, sich ein Fachwissen dieser Technologie anzueignen, brachte ihn mit den unterschiedlichsten Institutionen als auch Unternehmen (wie z. B.: Textil Forschungsinstitut-Denkendorf, Hohensteiner-Institute, diverse Fraunhofer-Institute, mit Reinraumbeauftragten vieler Unternehmen wie z. B.: IBM Deutschland und Ungarn, Philips, Temic, astrium, Essex, Fresenius, ITT, Medinorm, Roche, Tutogen usw.), die diese Technologie mit geprägt haben, zusammen. Die Neugier, mehr über diese Technologie zu erfahren um sich diese fachspezifischen Kenntnisse zu erwerben, kann man als autodidaktisch bezeichnen.

Das CleanRoomNet
Im Jahre 2005 legte er den Grundstein für die Gründung des Netzwerkes „CleanRoomNet“. Heute gehören dem Netzwerk folgende Unternehmen wie z. B.: Becker Reinraumtechnik, Dorfner, Elpro Messtechnik, Klima Becker Full-Service, pure11, ReinRaumTechnik Jochem, SLKB, StoCretec, Strubl Kunststoffverpackungen, TÜV Süd Industrie Service und WZB Werkstatt für behinderte Menschen der Lebenshilfe an. Damit ist das Netzwerk in der Lage, von Planung und Bau über den Betrieb, Ausstattung mit Mobiliar, Bekleidung, Reinigung, Schulung des Personals, bis hin zu den Verbrauchsmaterialien alles aus einer Hand zu liefern.
Nach einer erfolgreichen Zeit als Reinraumbeauftragter wählte Herr Jochem nach seinem Eintritt in den Ruhestand die Selbstständigkeit. Heute coacht und vermittelt er an Mitarbeiter seine Fachkenntnisse, die erforderlich sind, sich im Reinraum zurecht zu finden. Dabei ist es ihm wichtig, diese Tätigkeit so auszuüben, dass die Reinraumkonformität nicht negativ beeinflusst wird. Darüber hinaus berät er Unternehmen in speziellen Reinraumfragen, was die Bekleidung betrifft. Eine von ihm entwickelte digitale Reinraum-Ist-Analyse spiegelt die Befähigung der Mitarbeiter während ihrer täglichen Arbeit.

So, nun kommen wir wieder zu unserem Titel:

  • Wir produzieren unter Reinraumbedingungen – oder!?
  • Wir halten die uns vorgegebenen Hygienevorschriften ein.
  • Wir waschen uns die Hände bevor wir die Bekleidung anlegen.
  • Wir wechseln regelmäßig die Bekleidung.
  • Wir desinfizieren unsere Hände (…).

Diese Aussagen sind immer wieder von Reinraum-Mitarbeitern zu hören, aber reicht das aus?
Zu den Reinraumbedingungen, unter denen diese Mitarbeiter bisher gearbeitet haben bezeichnet man dieses Wissen als Hygienestandard. Also nur ein kleiner Teil der Maßnahmen, die entscheidend sind um im Reinraum arbeiten zu können.
Was versteht man unter der Reinraumtechnik?
Unter Reinraumtechnik versteht man Techniken, die dazu beitragen, den Spezifikationen bzw. Anforderungen an das reine Fertigungsumfeld (Reinraum) gerecht zu werden. Dazu gehören:

  • Der Reinraum inklusiv die gesamte Technik, Druckkaskaden usw.
  • Der Mensch inklusiv Verhaltensweisen, Bekleidung
  • Die Qualifizierung der Mitarbeiter
  • Die Ausgangsmaterialien
  • Die Schleusen und Transfersysteme
  • Die Verbrauchsmaterialien
  • Der eigentliche Produktionsprozess
  • Die Maschinen und Werkzeuge (…)

In vielen Produktionsprozessen und Verfahrenstechniken wirken Staubpartikel, chemische Verunreinigungen oder Mikroorganismen in der Luft als Störfaktoren, die eine Qualitätsminderung des Fertigproduktes, hohe Ausschussraten oder kostenintensive Nacharbeiten zur Folge haben.
Die Reinraumtechnik schafft heute in den Forschungs- und Produktionsstätten der meisten Industriezweige erst die Voraussetzungen für ein reines Arbeiten unter staub- und keimfreien Umgebungsbedingungen. Reinraumtechnik bedeutet neben der Abschirmung gegen störende Einflüsse von außen, als auch durch den Menschen, die Begrenzung und Kontrolle von Verunreinigungen in einem definierten Raum.
Es ist bekannt, dass viele Partikel die Prozesse sowie die Prozessmedien und schließlich auch die Produkte verunreinigen, die durch den Menschen (Personal) in die Reinräume gelangen.

Wissensvermittlung / Weiterbildung
Durch die Organisation von Reinraum spezifischen Veranstaltungen, die er mit seinem Netzwerk „CleanRoomNet“, mit saaris-health care, bzw. der Universität des Saarlandes in Saarbrücken organisierte, konnten viele Reinraumanwender profitieren. Auch die Pharmazie-Student/innen der Universität in Saarbrücken hatten die Möglichkeit im Rahmen einer Weiterbildung für eine bessere Zukunft, nach dem Grundsatz „Von der Praxis für die Praxis“ Herrn Jochem kennen zu lernen. Anlass war die seit Jahren bundesweiten Beurteilungen ihrer Fähigkeiten bzw. Fachkenntnisse. Saarbrücker Pharmazeuten sind die Besten, bundesweit seit Jahren.
Seit dem Jahre 2005 veröffentlicht er im GIT-Verlag als auch bei Reinraum online.de, Fachberichte aus diesem Themenbereich. Zurzeit steckt er wieder in den Vorbereitungen einer neuen Veranstaltung mit dem Themen-Schwerpunkt der Digitalisierung „Reine 4.0“. Bei dieser Planung der Veranstaltung geht es nicht nur darum, Ihnen Wege aufzuzeigen wie man die Digitalisierung im Unternehmen wie ein roter Faden abarbeiten kann. Sondern auch darum wie man das nicht IT geschulte Personal trotz fehlender Kenntnisse mitnehmen kann. Denn wir brauchen uns nichts vorzumachen, überall wo Innovation im Unternehmen Einzug hält, gibt es Personalveränderungen.

Wie sieht jedoch die Umsetzung in der Reinraumtechnik aus?
Bei unserer Variante der Industrie 4.0, reden wir über Lösungen für die Digitalisierung der Produktion. Technische Grundlagen hierfür sind intelligente, digital vernetzte Systeme, mit deren Hilfe eine weitestgehend selbst organisierte Produktion möglich wird. Menschen, Maschinen, Anlagen und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander.
Deshalb können Unternehmen viel leichter als bisher maßgeschneiderte Produkte nach individuellen Kundenwünschen produzieren.
Dabei können trotz individualisierter Produktion die Kosten gesenkt werden. Durch die Vernetzung der Unternehmen der Wertschätzungskette ist es möglich, nicht nur einen Produktionsschritt, sondern die ganze Wertschöpfungskette zu optimieren.
Gleichzeitig dürfen wir eins nicht vergessen: „Veränderung heißt nicht Verschlechterung. Wichtig dabei ist jedoch, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren: Tätigkeiten werden wegfallen. Es werden aber auch neue Tätigkeiten und gänzlich neue Tätigkeitsfelder entstehen. Diese Chancen gilt es zu nutzen“. Wenn uns bewusst bleibt, wem wir es zu verdanken haben, dass wir auf den Zug der Digitalisierung aufspringen können, dann ist mir um die Zukunft derjenigen (breite Masse der ungelernten Arbeitskräfte), die es durch ihren Einsatz ermöglicht haben, nicht bange.

Über all diese Themen möchten wir, das Netzwerk CleanRoomNet, saaris health-care und unsere Referenten mit Ihnen bei unserer Veranstaltung diskutieren. Den genauen Termin werden wir Ihnen rechtzeitig mitteilen.

Fazit
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Herr Jochem im wahrsten Sinne des Wortes die Reinraumtechnologie lebt! Selbst nach 30-jähriger Tätigkeit in diesem sensiblen Themenbereich ist er kein bisschen leise.

Kontakt

ReinRaumTechnik Jochem

Drosselweg 19
66538 Neunkirchen
Deutschland