Chemie investiert mehr in die Mitarbeiter
18.01.2018 -
Die Chemie investiert noch mehr in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als in vergangenen Jahren. Das zeigt eine aktuelle Studie des IW Köln.
Lebenslanges Lernen und digitale Kompetenz
Seitdem ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist, dass die Digitalisierung das Wirtschafts- und mit ihm das Arbeitsleben von Grund auf verändert, redet alle Welt davon, dass diese Transformation ohne qualifizierte Beschäftigte nicht zu stemmen sei. Wahlweise müssten die Mitarbeiter über „digitale Kompetenzen”, „digitale Bildung”, „IT skills” oder zumindest „digital literacy” verfügen - und zwar im Modus der Daueraktualisierung: heute gelernt, morgen schon veraltet. Das erinnert an Zeiten, die noch ohne das Kürzel „4.0” auskamen. „Lebenslanges Lernen” brachte damals wie heute auf den Punkt, dass einmal erworbene Kompetenzen in dem Maße weiterentwickelt werden müssen, wie sich die Anforderungen aus dem Wettbewerbsumfeld für Unternehmen und Arbeitswelt verändern.
Was wie Begriffskosmetik aussieht, birgt dennoch eine tieferliegende Wahrheit für Unternehmenslenker wie Beschäftigte: Noch nie haben sich die Bedingungen, unter denen Menschen leben und arbeiten, so schnell verändert wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Das Mooresche Gesetz, nach dem sich die Leistung von Prozessoren regelmäßig verdoppelt, scheint für alles und jeden zu gelten.
Besonderes Engagement der Chemie-Unternehmen
In einer solchen Zeit beschleunigten Wandels müssen gerade Branchen, deren Existenzgrundlage Kreativität und Innovationskraft sind, in die Köpfe ihrer Beschäftigten investieren, um auf den dynamischen Weltmärkten zu bestehen. Die Hightech-Branche Chemie tut das:
- 2016 haben laut IW-Studie 93,4% der Chemie-Firmen ihre Beschäftigten weitergebildet. Das ist nicht nur eine Steigerung gegenüber der Vorgängeruntersuchung (2013: 91,3%), sondern liegt auch deutlich über dem Durchschnitt aller Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes (83,9%).
- Auch die Intensität der Weiterbildung war in der Chemie deutlich höher: Mit jährlich 22,3 Stunden pro Mitarbeiter liegt sie rund 46% über dem Durchschnitt aller Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes.
- Schließlich wurde in der Branche auch mehr Geld für die Qualifizierung eingesetzt: Mit 1.538 EUR je Mitarbeiter investiert die Chemie rund anderthalbmal so viel wie das Verarbeitende Gewerbe (1.023 EUR).
Hauptmotive für das Weiterbildungsengagement der Unternehmen sind die Sicherung der Fachkräftebasis und der für den technologischen Wandel notwendigen Kompetenzen, die Erhöhung von Motivation und Arbeitszufriedenheit sowie die Steigerung von Produktivität und Innovationskraft.
Ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³
Mit ihrem Weiterbildungsengagement betreibt die Chemie aber nicht nur Vorsorge für die Wettbewerbsfähigkeit. Wie beim Thema Ausbildung nimmt sie damit gleichzeitig ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr. Über diese will die Branche ab diesem Jahr umfassend berichten: Insgesamt 40 Indikatoren, die im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ vereinbart wurden, werden zeigen, wie sich die Chemie entwickelt. Auch fünf Indikatoren mit Bildungsbezug gehen an den Start:
- Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze
- Übernahmequote der in der Chemie Ausgebildeten
- Zahl der Plätze für ausbildungsvorbereitende Maßnahmen
- Investitionen in die Beschäftigten für Qualifizierung
- Anteil der weiterbildenden Unternehmen
Erfolgsfaktor Mitarbeiter
Kompetente Mitarbeiter sind das höchste Gut der Innovationsbranche Chemie. „Kompetenz” meint dabei mehr und mehr „digitale Kompetenz”: Denn digitale Technologien können, so BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller, „nur dann professionell und gewinnbringend eingesetzt werden, wenn die Anwender auch ausreichend dafür qualifiziert sind. Gefragt sind nicht nur Fachwissen, sondern auch kommunikative Kompetenzen, systematisches und kreatives Denken, Abstraktionsfähigkeit und das Vermögen zur schnellen Informationsverarbeitung. Lebenslanges Lernen ist unverzichtbar, um mit der erhöhten Veränderungsdynamik am Arbeitsplatz Schritt halten zu können.”
Die IW-Studie fördert zutage, dass der Weiterbildungsbedarf der Unternehmen durch die Digitalisierung gestiegen ist. Unternehmen, die einen erhöhten Digitalisierungsgrad aufweisen, geben sowohl höhere Weiterbildungsstunden als auch höhere direkte Weiterbildungskosten an als weniger digitalisierte Unternehmen. Besonders häufig wird in der Weiterbildung bei digitalen Lernformen auf die Bereitstellung von Literatur und Bedienungsanleitungen in elektronischer Form sowie auf interaktives Lernen (zum Beispiel Webinare, Massive Open Online Courses, MOOCs) und computer- oder webbasierte Selbstlernprogramme zurückgegriffen. Das sind viele Schritte in die richtige Richtung. Weiterbildung 4.0 reicht aber noch tiefer: Letztlich setzt die digitale Transformation Führungskräfte und Beschäftigte voraus, die sich als Chancen-Manager in eigener Sache verstehen.
BAVC-Präsident Kai Beckmann: „Die Digitalisierung führt zu einer immensen Beschleunigung und Komplexität unseres Wirtschafts- und Arbeitslebens. Diese Transformation können wir erfolgreich bewältigen, wenn wir uns ständig weiterentwickeln. Deshalb ist es so wichtig, dass Unternehmen und Beschäftigte mehr in Weiterbildung investieren.”