Zulassung von Bioziden – Ein lösbares Problem
Biozidprodukte sind unverzichtbar, aber stark reguliert: Unternehmen brauchen hier Unterstützung
Vink Chemicals ist ein Spezialist für unterschiedlichste technische Anwendungen im Biozidmarkt. Das im Jahr 2011 gegründete und im niedersächsischen Kakenstorf ansässige Unternehmen ist nicht nur lokal vertreten, sondern auch international vernetzt: So konnte sich der Anbieter von Produkten, Dienstleistungen und individuellen Kundenlösungen im Laufe der letzten Jahre sowohl auf den europäischen Märkten, als auch in Asien und Afrika gut positionieren. CHEManager befragte David Zilm, Sales Manager bei Vink Chemicals, zur Wachstumsstrategie des Unternehmens und den Marktbedürfnissen. Die Fragen stellte Dr. Birgit Megges.
CHEManager: Herr Zilm, welche Entwicklungs-, Beratungs- und Analytikdienstleistungen bietet Vink Chemicals an?
D. Zilm: Vink deckt die gesamte Mikrobiologie mit qualitativer und quantitativer Keimbestimmung sowie Sterilitätstests ab. Wir übernehmen die komplette Analytik, Beratung und Entwicklung und zwar bis hin zur zugelassenen, dosierfertigen Biozidformulierung. Das bedeutet, der Kunde erhält wirklich alles aus einer Hand: über 100 Biozidformulierungen basierend auf unterschiedlichen bioziden Wirkstoffen und All-in-one-Service mit Laborservice, Forschung und Entwicklung, Rohstoffbeschaffung, Logistik sowie regulatorischer Beratung und Unterstützung.
Alle notwendigen Registrierungen und Zulassungen der Biozidprodukte, zum Beispiel nach der neuen Verordnung über Biozidprodukte, werden bei Bedarf ebenfalls für den Kunden übernommen. Darüber hinaus ist das Inverkehrbringen von zugelassenen Vink-Produkten als Handelsmarke möglich.
Welche weiteren Ausbau- und Wachstumsschritte planen Sie für den Standort in Kakenstorf?
D. Zilm: An unserem Formulierungsstandort südlich von Hamburg investieren wir in Gebäude und Anlagen. Unsere Produktionsanlage, die unsere Produktionskapazitäten ausbaut und die Prozessschritte optimiert, wurde in diesen Tagen final installiert. Anfang 2018 wird das Gebäude für Labor- und Bürokapazitäten erweitert.
Wie schätzen Sie die internationale Entwicklung des Biozidmarkts in den kommenden Jahren ein?
D. Zilm: Im internationalen Bereich hat das Prädikat „Made in Germany“ nach wie vor einen hohen Stellenwert, was natürlich auch für uns gut ist. Im Detail sehen wir aufgrund von Entwicklungen – wie dem Herausformulieren von Lösungsmitteln aus Farben und Lacken – noch Wachstumspotenzial für Biozidanwendungen in der Topfkonservierung, insbesondere in Europa und Asien. Da rechnen wir mit Wachstumsraten im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Zum Stichwort regulatorische Anforderungen in der EU: Welche weiteren Entwicklungen erwarten Sie da in den kommenden Jahren?
D. Zilm: Das ist eine gute Frage. Wenn wir diese final beantworten könnten, hätten wir bestimmt Marktvorteile. Aber im Ernst: Die Anforderungen sind gestiegen und steigen weiter. Insbesondere die Registrierungspflichten bei Produktzulassungen in der EU sowie die Streichungen bzw. Limitierungen von Wirkstoffen stellen Herausforderungen dar. Wir haben für unterschiedlichste Kunden- und Anwenderanforderungen Lösungen, jedoch müssen im Einzelfall Abstriche gemacht werden – Hintergrund sind regulatorischen Vorgaben die je Produkt und Anwendung greifen können.
Wie reagieren Sie auf mögliche Einschränkungen? Sind für kritische Substanzen Wirkstoffalternativen in Sicht?
D. Zilm: Wir haben Möglichkeiten, durch unterschiedlichste Kombinationen Alternativen anzubieten. Eins-zu-Eins-Alternativen für vakante Wirkstoffe und deren Kombinationen, zum Beispiel für Formaldehyd-Abspalter zur sogenannten Headspace Preservation, gibt es allerdings nicht. Ganz neue Wirkstoffe sind zwar teilweise in Sicht, aber es gilt, diese hinsichtlich ihrer Wirkung und ihres Gefahrenpotenzials aufgefächert nach Produkttyp und Anwendung zu untersuchen. Das ist ein hoher Aufwand. Zusammengefasst: Alternativen gibt es, aber der Biozidverwender steht bei Einschränkungen immer vor einem erheblichen Problem – und das wollen wir für ihn lösen.
Wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei der Ermittlung der jeweils optimalen Biozidformulierung und -dosierung?
D. Zilm: Die Unterstützung reicht von A bis Z: Wir machen entsprechende Tests zur Bestimmung der Keime und der Anwendung und analysieren die Schwachstellen im System mit einem Monitoring von der Wareneingangskontrolle bis hin zur versandbereiten abgefüllten Ware.
Lässt sich durch verbesserte Hygiene in Produktions- und Abfüllanlagen für Farben und Lacke der Biozideinsatz zur Produktkonservierung reduzieren?
D. Zilm: Grundlage für den effektiven Einsatz von Bioziden ist die individuelle Betriebshygieneberatung des Vink-Expertenteams vor Ort. Durch optimale Betriebshygiene kann der Einsatz von Bioziden einen größeren Effekt erzielen. Das spart Kosten und schont die Umwelt. Dazu gehört auch die Bekämpfung von schädlichen Biofilmen in Produktionsanlagen. Wir bieten zum Beispiel die Systemreiniger Vinkocide SR1 und SR3 an, die bei Bedarf auch in Kombination oder zusammen mit bioziden Komponenten eingesetzt werden können. Sie werden abhängig von Materialien, Betriebsparametern und Befallsgrad verwendet und dienen dazu, die Produktionsanlagen regelmäßig zu reinigen und ein Wiederaufwachsen von Biofilmen gering zu halten. Richtig ausgewählt und eingesetzt sorgen die Systemreiniger dafür, dass in den Produktionsprozessen für Farben und Lacke bereits eine geringere Keimbelastung vorherrscht. Auf dieser Basis können die erforderlichen Biozidformulierungen für die Produktkonservierung effizient eingesetzt werden.
Tendenziell wird der Einsatz von Bioziden immer restriktiver gehandhabt. Was bedeutet das für die Verwender und wie wird sich die Branche auf neue Vorschriften einstellen?
D. Zilm: Das ist eine Frage, die nicht nur wir jeden Tag aufs Neue zu beantworten versuchen. Wir verfolgen da – abhängig von der Verwendung und vom Endmarkt – unterschiedliche Strategien. Schließlich ist es beispielsweise ein Unterschied, ob es sich um einen Do-it-yourself-Verwender oder einen Profi-Verwender handelt. Für alle Bereiche können wir Lösungen zur Verfügung stellen, um neuen Vorschriften gerecht zu werden und gute Konservierung zu gewährleisten. Der Trend geht tendenziell zu den altbewährten Stoffen zurück, da die neuen Alterativen in quantitativer Anwendung und im Gefährdungspotenzial kritisch sind und oftmals anwendungsspezifische Anforderungen, zum Beispiel von RAL, BfR oder FDA, kaum erfüllen. Kunden werden sich darauf einstellen müssen, dass in Zukunft mehr Warnhinweise auf der Verpackung zu sehen sein werden.