Logistik & Supply Chain

Thomas Hoyer im Interview: Mehr Wertschöpfung für die Kunden

Logistikunternehmen Hoyer sieht Chemie weiterhin als Wachstumsmarkt

06.09.2016 -

Das Logistikunternehmen Hoyer feiert 2016 sein 70-jähriges Bestehen. Das Chemielogistik-Geschäft wird trotz leichter Abschwächung in diesem Jahr durchaus in positiver künftiger Entwicklung gesehen. CHEManager sprach mit Thomas Hoyer, dem Vorsitzenden des Beirates von Hoyer u.a. über generelle Entwicklungen in der Chemielogistik und künftige Unternehmensstrategien. Das Interview für CHEManager führte der Fachjournalist Thomas Wöhrle, Karlsruhe. (sa)

CHEManager: Herr Hoyer, die Hoyer-Gruppe hat das Geschäftsjahr 2015 mit sehr positiven Zahlen abgeschlossen, Sie können beruhigt Ihr Firmenjubiläum feiern. Was macht Ihren Erfolg aktuell aus?

T. Hoyer: Das Geschäftsjahr 2016 ist unser 70. Jubiläumsjahr und wir stellen mit Freude und Dankbarkeit fest, dass Hoyer sich seit der Gründung 1946 solide und organisch entwickelt hat. Das abgelaufene Geschäftsjahr war das beste in unserer Firmengeschichte. Die Kennzahlen für das Jahr 2015 belegen einmal mehr, dass die Triade aus Familie, Beirat und Geschäftsführung eine solide Basis für den Erfolg von Hoyer ist. Zusammen mit einer langfristigen Strategie und generationsübergreifendem Denken zeichnet sie unser Familienunternehmen aus. Die Verknüpfung von etablierten Werten mit zukunftsorientierten Ideen sowie die Kraft der Identifikation bilden darüber hinaus das kulturelle Fundament. Die Verpflichtung zu weltweit unternehmerisch und gesellschaftlich einwandfreiem Handeln hat die Hoyer-Gruppe auf ihrem Wachstumspfad seit jeher begleitet.

Wie hat sich das Geschäft in der Chemielogistik bei Ihnen im abgelaufenen Geschäftsjahr entwickelt?

T. Hoyer: Unsere Business Unit Chemilog, in der das europäische Chemielogistikgeschäft zusammengefasst ist, lag mit minus sechs Prozent deutlich unter dem Vorjahr. Das ist allerdings nicht durch ein rückläufiges Geschäftsvolumen bedingt, sondern durch die Überführung eines rund 31 Millionen Euro großen Lead-Logistics-Provider-Geschäfts in ein nicht mehr konsolidiertes Joint Venture. Bereinigt um diesen Effekt ist der Umsatz dieser Business Unit um knapp zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Das Ergebnis vor Steuern blieb jedoch unter dem Vorjahresniveau. Grund hierfür war der nur sehr geringfügige Zuwachs der Nachfrage nach Transportdienstleistungen bei anhaltend hohem Wettbewerbsdruck.

Wie schätzen Sie die künftige Entwicklung im internationalen Chemielogistikgeschäft ein?

T. Hoyer: Grundsätzlich sehr positiv – trotz der derzeitigen kleinen Wachstumsdelle auf dem Weltmarkt. Das Chemiegeschäft wird immer unser Schwerpunkt sein. Wir bleiben aber vor allem deshalb zuversichtlich, weil unser Geschäft in der Chemielogistik zukunftsgerichtet ist und wir da keine Grenzen erkennen. So wird es künftig verstärkt darauf ankommen, uns über den reinen Transport hinaus im Sinne des Supply-Chain-Gedankens noch stärker mit unseren Kunden zu vernetzen. Hierfür haben wir die passenden wettbewerbsfähigen Branchenlösungen entwickelt, ohne jedoch den klassischen Haus-zu-Haus-Transport zu vernachlässigen. Diesen Spagat bekommen wir hin. Aus unternehmensstrategischer Perspektive könnte man also sagen: der Markt für Hoyer wird wachsen, obwohl der Gesamtmarkt derzeit stagniert.

Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Logistik-Hubs, wie etwa in der Golfregion für die Entwicklung der internationalen Distribution von Chemiegütern oder chemischen Rohstoffen?

T. Hoyer: Wir folgen den Warenströmen unserer Kunden. Bisher war die Welt klassischerweise aufgeteilt in die Triade USA-Europa-Asien, jetzt kommt mit der arabischen Halbinsel ein weiteres wichtiges Zentrum hinzu. Möglicherweise entsteht dort sogar der größte Chemiekomplex der Welt – darauf müssen wir vorbereitet sein. Wir sind vor Ort vertreten und müssen jetzt sehr genau beobachten, wie die Entwicklungen insbesondere in Bezug auf Tankcontainer für Straße, Schiene und See aussehen werden. Und auch für Chemietransporte mit Kleincontainern bis zu einem Volumen von 1.000 Litern, den sogenannten Intermediate Bulk Containern (IBC), sehen wir als Alternative zwischen Fass und Tankzug hier mittel- bis langfristig einen durchaus interessanten Markt. Dabei gilt generell: Wir wollen mehr Wertschöpfung für unsere Kunden übernehmen, tiefer in die Prozessabläufe hinein. Denn hier sehen wir unsere Kompetenzen – sowohl in Deutschland als auch auf den internationalen Märkten.

Wie stehen Sie zu der Erkenntnis aus einer neuen Studie - vorgelegt durch die Kompetenzgruppe Chemielogistik – dass die Entscheidungsträger in der Chemieindustrie die Logistik nicht nur in Lager- und Transporteinheiten sehen, sondern diese als strategisches Werkzeug nutzen sollten?

T. Hoyer: Mich wundert ein wenig, dass diese Erkenntnis erst so spät zu kommen scheint. Aus meiner Sicht ist der Stellenwert der Logistik heute bereits sehr hoch – und er wird in Zukunft weiter zunehmen. Früher waren wir nur der Diener der verladenden Wirtschaft, heute reden wir zumeist auf Augenhöhe. Auch findet immer stärker ein paralleler Austausch statt, das Verhältnis hat sich versachlicht und der Leistungsgedanke steht im Mittelpunkt. Das gilt auch für die Chemieindustrie.

Wie sieht so etwas konkret in der Praxis aus?

T. Hoyer: Nehmen Sie zum Beispiel das Thema Personal. Wir stellen fest, dass immer mehr Know-how-Träger aus der Logistikdienstleistung in die Produktionsabteilungen der verladenden Wirtschaft wechseln. Ihr Wissen scheint also gefragt zu sein, man spricht offenbar dieselbe Sprache. Das ist für mich eine sehr erfreuliche Entwicklung, auch wenn wir selbst aus diesem Grund in der Vergangenheit einige kompetente Mitarbeiter an die Industrie verloren haben.

Das Thema der Nachhaltigkeit liegt Ihnen ganz besonders am Herzen. Was sind die Gründe dafür?

T. Hoyer: Als Familienunternehmen, das das Unternehmen von Generation zu Generation weiterführen will, ist unser Geschäftszweck schon immer auf Werterhaltung ausgelegt – das allein ist schon mal von Nachhaltigkeit geprägt. Hinzu kommt, dass wir seit einigen Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, der unsere Aktivitäten in Sachen ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung objektiv misst. Damit geben wir eigene Kennzahlen zu Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit heraus und bekennen uns auch klar zu den langfristigen Zielen bezüglich der Reduktion von Emissionen, gerade auch im Chemiebereich. Die Zahlen machen die Veränderungen im Zeitverlauf in unterschiedlichsten Unternehmensbereichen transparent. Zum einen fordern immer mehr Chemielogistik-Kunden das im Rahmen einer Ausschreibung, zum anderen fühlen wir uns als Unternehmen dazu auch moralisch und gesellschaftlich verpflichtet.

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