Moderates Wachstum in Österreich
29.06.2013 -
Moderates Wachstum in Österreich – 4,4 % Produktionswachstum in 2007, schwierige Entwicklung im laufenden Jahr erwartet.
Der Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) bewertete das zurückliegende Jahr 2007 mit 4,4 % Produktionswachstum und einem Produktionswert von 13 Mrd. € als durchwachsenes Wirtschaftsjahr für die Branche in Österreich.
„Die Auswirkungen hoher Rohstoffpreise und der steigende Dollarkurs haben uns in der Chemiebranche durchaus zu schaffen gemacht", stellte Dr. Peter Untersperger, Obmann des FCIO, bei der Jahresbilanz des Verbandes Ende April fest.
Für das laufende Jahr blicken die österreichischen Chemieunternehmen nicht sehr optimistisch auf die Branchenentwicklung, denn eine angespannte Ertragslage scheint absehbar.
Mit einem sehr guten Start zu Jahresbeginn 2007 hatten die Unternehmen in allen Chemiebranchen das Produktionsniveau im ersten Halbjahr 2007 kräftig ausgeweitet und die erfreuliche Entwicklung aus 2006 (+9,7 % Wachstum) fortgeschrieben.
Ab dem 3. Quartal kühlte sich die Konjunktur jedoch mit einer Wachstumsrate von 2,1 % merklich ab und sank bis Jahresende sogar ins Minus - das erste Mal seit 2004.
„Die Schärfe des Konjunkturumschwungs 2007 war in ihrer Tragweite überraschend", resümierte Untersperger.
„Das Produktionswachstum hat sich im Verlauf des Jahres in Branchen wie den organischen Grundstoffen und Chemikalien, den Waschmitteln und Kosmetika oder den Farben und Lacken regelrecht halbiert." Bei den chemischen Erzeugnissen im engeren Sinn (ohne Pharmazeutika, Kautschuk- sowie Kunststoffwaren) lag das Wachstum im ersten Halbjahr bei 6,6 % und schloss im Gesamtjahr bei 3,2 %.
Exporte als Lokomotive
Dass über das Gesamtjahr 2007 immerhin ein Plus von 4,4 % erreicht werden konnte, lag an der starken Exportentwicklung: Trotz der ungünstigen Wechselkurse wuchsen die Ausfuhren um 10 % auf knapp 16 Mrd. € an.
In Mittel-Osteuropa lagen Kroatien (+23 %) und die Ukraine (+21 %) vorn. Asien rückte mit einem Plus von knapp 17 % in der Exportbilanz auf, China (+25 %) ist nach wie vor stark.
„Der Boom in Russland scheint mit knapp 14 % plus allerdings den Zenit überschritten zu haben", stellte Untersperger fest.
„Eindeutiger Spitzenreiter 2007 ist die Türkei mit plus 45 % Exportwachstum." In Anbetracht der globalen wirtschaftlichen Entwicklungen war auch das Ausfuhrplus von 18 % in die Vereinigten Staaten bemerkenswert.
Konjunkturerwartungen für 2008
Die Aussichten für 2008 lassen ein schwieriges Jahr erwarten. Erste Prognosen weisen auf eine deutliche Abschwächung des Wachstums, auch bei den Exporten, und auf einen spürbaren Rückgang der Auftragslage hin.
„Die österreichischen Chemieunternehmen blicken nicht sehr optimistisch auf die Branchenentwicklung 2008. Eine angespannte Ertragslage scheint absehbar", berichtete Untersperger.
Eine Konjunkturumfrage des Fachverbands für das 1. Quartal 2008 bestätigte diese Prognose: Der Anteil der Unternehmen, die mit einer guten Ertragssituation rechnen, übersteigt jene mit negativen Erwartungen um nur 2 Prozentpunkte (Überhang positiver Erwartungen 2007: 33 Prozentpunkte). Hinsichtlich einer guten Geschäftslage liegen die optimistischen Annahmen 37 Prozentpunkte vor den pessimistischen (Überhang positiver Erwartungen 2007: 51 Prozentpunkte).
Ähnlich verhält es sich mit dem Auftragsbestand: Die positiv gestimmten Unternehmen liegen 31 Prozentpunkte vor jenen, die im 1. Quartal 2008 eher einen schlechten Auftragsbestand erwarten. 2007 machte die Differenz zugunsten positiver Erwartungen immerhin 60 Prozentpunkte aus.
Fachkräftemangel droht
An der Basis beschäftigt den Fachverband auch 2008 ein wichtiges Thema: Seit 2000 schließen den Hochschulen in Österreich pro Jahr nur durchschnittlich 180 Studierende ein chemierelevantes Studium ab - Tendenz rückläufig.
Die Abbruchquote liegt bei bis zu 70 %.
„Die österreichischen Chemieunternehmen leben von Innovationen. Um diesen Standard weiterzuführen, benötigen wir dringend Nachwuchs. Der Grundstein für ein Interesse an der Chemie muss allerdings schon in der Schule gelegt werden", betonte Untersperger als Fachverbandsobmann.
Die österreichische Chemiebranche ist von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) geprägt, die sich durch innovative Erzeugnisse und Nischenprodukte von Wettbewerbern abheben. Junge, gut ausgebildete Absolventen sind für sie besonders im Bereich Forschung und Entwicklung überlebenswichtig.
Hilfen bei Reach
Die EU-Chemikalienverordnung Reach (Vorregistrierung) verlangt von den Unternehmen ein detailliertes Erfassen und Bewerten von Daten, um alle Risiken durch die Verwendung von Chemikalien genau zu beurteilen.
Diese Vorgaben übersteigen die Kapazitätsgrenzen der kleinen und mittelständischen Betriebe in Österreich ohne zusätzliche Unterstützung bei weitem. Hilfe bringt ein äußerst strukturiertes Ausbildungsprogramm, das EU-weit einzigartig ist.
Das gemeinsame Projekt von FCIO, umweltpolitischer Abteilung der WKÖ und Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit bietet eine abgestufte Aus- und Weiterbildung, um die betroffenen Unternehmen für Vorregistrierung und anschließende Registrierung optimal zu rüsten http://reach.fcio.at.
Kurzprofil der chemischen Industrie in Österreich
Die chemische Industrie gehört zu den größten und bedeutendsten Industriebranchen in Österreich. Im Verhältnis zur gesamten Industrie repräsentiert die chemische Industrie 10,3 % der Beschäftigten, 10,6 % des Produktionswerts und 12,1 % der Bruttowertschöpfung. Mittelständische Betriebe mit durchschnittlich rund 145 Mitarbeitern prägen das Bild der chemischen Industrie. Fast jeder dritte Beschäftigte in der Chemieindustrie ist in einem KMU tätig. Von den rund 280 Unternehmen beschäftigen lediglich 17 mehr als 500 Arbeitnehmer.
Die chemische Industrie Österreichs ist eng mit dem Ausland verflochten. Über zwei Drittel der Produktion gehen in den Export.
Zahlreiche Unternehmen halten Auslandsniederlassungen in der ganzen Welt oder üben als Tochterunternehmen multinationaler Konzerne die Headquarter-Funktion für Mittel- und Osteuropa aus.
Kontakt:
FCIO - Fachverband der
Chemischen Industrie Österreichs
Wien/Österreich
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