Personalisierung und Digitalisierung
Biotechnica und Labvolution 2015
Die Medizin verändert sich. Eines der zentralen Stichworte in diesem Zusammenhang lautet Personalisierte Medizin. Eine weitere Veränderung bringt Industrie 4.0 mit, die Vernetzung, alles wird mobil – die Digitalisierung ist ein weiterer Megatrend dieser Zeit.
Forschung und Wissenschaft gelangen etwa im Bereich Pharmakogenomik fortlaufend zu weiteren Erkenntnissen, die in der Praxis dazu führen, dass Patienten anhand individueller Diagnosen eine entsprechend individuell angepasste Therapie bekommen. Zentral sind etwa die optimale Dosierung und Behandlungsdauer mit einem Medikament. Besonders im Bereich der Onkologie, bei Autoimmunkrankheiten sowie Infektionen greift die Personalisierte Medizin schon heute. Mit den Herausforderungen einer klinischen Anwendung von individualisierten Therapien und Diagnostik befasst sich auch die Biotechnica vom 6. bis zum 8. Oktober in Hannover unter anderem auf dem Marktplatz Personalisierte Medizin-Technologien. Parallel zur Biotechnica findet erstmals die neue Labortechnikmesse Labvolution statt.
Neben den Entwicklungen in der therapiebegleitenden Diagnostik (Companion Diagnostics) spielen auch RNA-basierte Impfungen auf dem Marktplatz Personalisierte Medizin-Technologien eine wichtige Rolle. Ein weiteres Thema ist die Bio-IT im Bereich Personalisierte Medizin.
Mit den Marktplätzen setzt die Biotechnica Highlights bei Schwerpunktthemen der Branche. In diesem Jahr gibt es drei Marktplätze – außer zu Personalisierten Medizin-Technologien noch zu Bioökonomie und erstmals auch zu Bio-IT. Neu ist zudem die Zusammenfassung der Marktplätze auf der Biotechnica Plaza. Sie bildet das Herz der Messe, indem sie die Schwerpunktbereiche, die Forumsbühnen sowie eine Networking- und Partnering-Area an einem zentralen Ort vereint.
Jeder Marktplatz ist als eigene Plattform zum Wissenstransfer mit Gemeinschaftsstand und Forum ausgelegt. Auf der Biotechnica Plaza sind die Marktplätze auch durch farbliche Kennzeichnung voneinander abgehoben. Aussteller auf dem Marktplatz Personalisierte Medizin-Technologien sind Diagnostikfirmen, Biopharmazie- und Pharmaunternehmen, Anbieter aus den Bereichen Medizintechnik oder Bioinformatik sowie Klinische Forschungs-Organisationen. Besucherseitig richtet sich der Marktplatz an Interessierte aus Forschung und Entwicklung im Bereich Diagnostik und Therapeutik sowie an Wissenschaftler und Mediziner aus dem stationären und ambulanten Umfeld.
Das Programm im Forum umfasst Vorträge aus Wissenschaft, Forschung und Entwicklung ebenso wie Produkt- und Firmenpräsentationen. Für den ersten Messetag läuft aktuell noch der Call for Papers. Am Mittwoch der Messe stehen zunächst die Themen Bio-IT und Personalisierte Medizin im Mittelpunkt, organisiert von Bio Deutschland. Für eine passgenaue Behandlung ist dabei die Verarbeitung einer Fülle an Daten und Informationen nötig – Stichwort Big Data. In diesem Zusammenhang stellen sich spannende Herausforderungen an die Bioinformatik. Das Programm am Nachmittag wird gestaltet von Parmenides, eine vom DiagnostikNet-BB koordinierten Initiative für personalisierte Diagnostik und Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Zwanzig20-Programms gefördert wird. Ziel dieser am 1. März 2015 gestarteten Initiative ist es, neue personalisierte Konzepte für die Medizin zu entwickeln und diese in marktfähige Produkte umzusetzen. Mehr als 50 Partner – aus kleinen und mittelständischen Diagnostik-Unternehmen, Forschungsinstituten, Laboren sowie Ärzte aus verschiedenen Fachgebieten und Patientenvertreter – haben sich in der Initiative zusammengeschlossen, um die Produktentwicklungen voranzutreiben. Der Donnerstagvormittag wird von der hannoverimpuls GmbH, der gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover, organisiert. Durch Beiträge regionaler Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Klinik wird die klinische Anwendung individualisierter Therapien und Diagnostik beleuchtet. Das Knowhow am Standort reicht in diesem Feld von individualisierter Medikamentenherstellung über die Entwicklung klinischer Marker bis hin zur individuellen Dosierung eines Narkotikums.
Megatrends: Digitalisierung und Biologisierung
Industrie 4.0, Vernetzung, alles wird mobil – die Digitalisierung ist ein Megatrend dieser Zeit, den alle kennen und direkt erleben. Es gibt aber noch andere solcher Trends, die eher im Schatten der Digitalisierung ihre Wirkungskraft entfalten. Einer dieser Megatrends ist die Biologisierung. „Die Biologisierung, also der Einzug der Biotechnologie in bestehende Verfahren in einer Vielzahl von Industriebereichen ist heute schon ein bedeutender Motor für Innovationen“, sagt Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe. „Wo wir auf diesem Weg stehen, zeigt die Biotechnica 2015.“ Dies bestätigt Dr. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender BIO Deutschland: „Es gibt kaum ein aktuelles Problem in den Feldern Nahrung, Gesundheit, Umwelt, Klima und Energie, zu dessen Lösung Biotechnologie keinen nachhaltigen Beitrag leisten kann. Ob Chemie, Pharma, Energie, Werkstoffe und Material, die Biologisierung der traditionellen Industrien ist nicht mehr aufzuhalten und den Biotechnologie-Unternehmen kommt hier eine besondere Bedeutung zu.“ Dr. Siegfried Bialojan, Geschäftsführer des EY Life Science Center Mannheim sowie Mitglied im Beirat von Biotechnica und Labvolution, fügt hinzu: „Ob neue Textilien aus Spinnenseideprotein, in Biomasse umgewandelte Rauchgase für die Herstellung von Kunststoff oder Nahrungsmittel, die auf Basis bestimmter Hefen hergestellt werden – die Biologisierung hat die Chemie- und Konsumgüterindustrie bereits voll erfasst.“ Und auch der strukturell vergleichbare Trend der Digitalisierung und Vernetzung wird in Hannover zu spüren sein. Köckler: „Wir freuen uns auf eine Weltpremiere im Oktober: Auf der Labvolution wird erstmals ein voll vernetztes Musterlabor 4.0 in Aktion gezeigt.“
Labvolution – mit smartLAB und European Lab Automation
Vor nicht ganz einem Jahr hatte die Deutsche Messe AG die neue Messe Labvolution angekündigt. Ihr Thema: die gesamte Welt der Labortechnik für Forschungs-, Analyse-, Produktions- und Ausbildungslabore. Ein Highlight zur Premiere wird die bereits erwähnte Sonderschau smartLAB sein. Dabei handelt es sich um ein Projekt, in dem eine Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern und Unternehmen ein intelligentes Musterlabor entwickelt und umsetzt. Zur Labvolution hat das smartLAB Premiere. Live vorgeführte Anwendungs-Szenarien zeigen, wie sich das Laborleben in Zeiten der Digitalisierung verändern wird. Parallel dazu läuft auf der rund 400 m2 großen Sonderfläche ein Forumsprogramm zu den verschiedenen Aspekten des Labors 4.0.
Teil der Labvolution ist in diesem Jahr außerdem die European Lab Automation (ELA), Europas größte Konferenzmesse zum Thema Automatisierung in den Life Sciences, zuletzt veranstaltet in Hamburg und Barcelona. Die Ausstellung der ELA wird in die Labvolution integriert, das kostenpflichtige Konferenzprogramm findet im benachbarten Convention Center statt. Die drei Konferenzstränge der ELA befassen sich mit den Themen Laborautomation und Robotics, Genome Engineering sowie personalisierte Medizin.
Anders als in der Vergangenheit wird die Eröffnung der Messe nicht am Vorabend begangen, sondern am Abend des ersten Ausstellungstages. Während der feierlichen Biotechnica/Labvolution Reception wird unter anderem auch der European Biotechnica Award verliehen.