Anlagenbau & Prozesstechnik

Eröffnung: Biotech-Produktionszentrum von Roche in Basel

03.02.2013 -

Ein weiterer großer Schritt nach vorn - Biotech-Produktionszentrum von Roche in Basel nach zwei Jahren Bauzeit eröffnet

Roche hat in Basel am 11. Mai ein neues Biotechnologie-Produktionszentrum für rund 400 Mio. CHF zur Herstellung des Krebsmedikaments Avastin eingeweiht. Der Wirkstoff dieses Medikaments, Bevacizumab, ist ein monoklonaler Antikörper und hemmt die Bildung neuer Blutgefäße von Tumoren.

Die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs ist ein „Schwerpunkt unserer Entwicklungsaktivitäten" und Avastatin spielt dabei „eine zentrale Rolle", sagte Franz B. Humer, Verwaltungsratpräsident und CEO, auf der Einweihungsfeier.

Mit der neuen Produktionsanlage mache Roche „einen weiteren großen Schritt nach vorn" im Rahmen seiner Biotech-Strategie, therapeutische Proteine herzustellen.

Derzeit entwickle das Unternehmen eine Vielzahl von Indikationserweiterungen für Avastatin und investiere in den nächsten Jahren nahezu 1,5 Mrd. CHF in Weiterentwicklungen dieses Medikaments, so Humer.

„Die Roche-Gruppe erzielt bereits die Hälfte der Verkäufe mit Biopharmazeutika", sagte Humer weiter. Gemessen an den Verkäufen sei Roche „heute weltweit führend in der Biotechnologie".

Das Unternehmen verfüge dank seiner hohen Investitionen in Produkt ionserweiterungen von derzeit rund 2,5 Mrd. CHF über „die weltweit höchste Produktionskapazität".

Im Juli soll eine ähnliche Produktionsstätte von Roche im bayerischen Penzberg in Betrieb gehen. Die neue Biotech-Produktionsanlage an der Grenzacher Straße in Basel, auch Bau 95 genannt, ist „eine besondere Anlage", betonte von Jan van Koeveringe, Leiter Pharma Global Technical Operations von Roche, weil es das erste Produktionsgebäude dieser Art am Basler Roche-Standort sei.

Das Gebäude sei als „Fast-Track-Projekt" in einer Rekordzeit von nur zwei Jahren Bauzeit errichtet worden. Normalerweise brauche man für solch einen komplexen Bau mindestens vier Jahre.

Eng seien aber nicht nur der Zeitplan gewesen, sondern auch die Platzverhältnisse auf der Baustelle. „Dies wurde unter anderem durch Vorfertigung in einem externen Lager in Birsfelden und ,,Just-in-time"-Anlieferung gemeistert", so van Knoeveringe. Insgesamt habe Roche mit 130 Vertragspartnern und Lieferanten zusammengearbeitet.

Der Basler Standortleiter Matthias M. Baltisberger ergänzte, dass man jetzt mit den Vorbereitungen zur behördlichen Genehmigung und Produktion von Avastin in Basel beginnen könne.

Zurzeit wird an der von den Behörden vorgeschriebenen Qualifizierung und Zulassung der neuen Anlage gearbeitet. Die erste Auslieferung von Avastin ist für 2009 geplant.

Bis zum Abschluss der Qualifizierung und behördlichen Zulassung des Produktionszentrums in Basel werden die Patienten mit Avastin aus den Produktionsanlagen der Roche-Tochter Genentech versorgt.

 


Das Produktionsverfahren

Der achtgeschossige Neubau (2 Keller, 8 Obergeschosse) wurde von Roche konzipiert, die Architektur ist ein Entwurf des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron.

Der Bau verfügt über zwei komplett unabhängige Produktionseinheiten, so dass Roche zwei Produkte parallel produzieren kann. Bei den für die Produktion des Wirkstoffs von Avastin verwendeten Zellen handelt es sich um eine sich fortwährend teilende Zelllinie, der die genetische Information zur Herstellung des monoklonalen Antikörpers Bevacizumab eingepflanzt wurde.

Diese Zellen scheiden den Wirkstoff aus der Zelle in die Nährflüssigkeit aus. Die Zelllinie wurde ursprünglich aus wenigen Eierstockzellen eines chinesischen Hamsters gewonnen und wird seither immer weiter vermehrt. Die Produktion gliedert sich in zwei große Einheiten: in die Fermentation und in die Aufreinigung.

Im Zentrum des Baus befindet sich ein groß dimensionierter Energieschacht, durch den die einzelnen Stockwerke mit Reinstwasser, Dampf, Elektrizität und Reinigungslösungen versorgt werden - kurz mit allem, was für den Produktionsprozess gebraucht wird.

Der gleiche Schacht nimmt auch das Abwasser auf und leitet es ab. In der Fermentation geht es zunächst darum, die Zellen zu züchten, die den Wirkstoff synthetisieren. Im Fall von Avastin bewegt man sich in der Größenordnung von einigen hundert Kilogramm pro Jahr.

In der sechsten Etage wird eine kleine Menge der erwähnten Hamsterzellen, welche die genetische Information zur Herstellung des Antikörpers in sich tragen, in Nährflüssigkeit angesetzt. Die Zellen vermehren sich, bis eine Konzentration von zehn Mrd. Zellen pro Liter erreicht ist.

Über eine Kaskade von Stahltanks mit 80, 400 und 2.000 Litern Fassungsvermögen werden die Zellen weiter vermehrt. Damit die Züchtung gelingt, müssen die Zellen optimal mit Nahrung und Sauerstoff versorgt werden Die Nährlösung besteht überwiegend aus Wasser, Zucker und Kochsalz sowie aus etwa 80 weiteren Komponenten und wird von Roche selbst gemixt; ihre Zusammensetzung ist eines der großen Produktionsgeheimnisse.

Auch gilt es strikt eine Temperatur von 37 °C einzuhalten. Die Zellen teilen sich nur einmal pro Tag und reagieren sehr empfindlich auf kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung.

Da während des gesamten Produktionsvorgangs keinesfalls irgendwelche Verunreinigungen eingeschleppt werden dürfen, läuft der Prozess unter sterilen Bedingungen ab.

Temperatur, Sauerstoffdruck, pH-Wert und so weiter werden kontinuierlich überwacht. In den folgenden Etagen auf dem Weg abwärts kommen immer größere Fermentationskessel zu Einsatz, bis zu einem Volumen von 12.500 l; davon gibt es insgesamt 6 Stück.

Im Parterre wird dann geerntet, das heißt, die von ihrer Syntheseleistung erschöpften Zellen werden mit einer Zentrifuge von der Nährflüssigkeit abgetrennt, in die sie den gewünschten Wirkstoff ausgeschieden haben. Zurück bleibt eine klare Lösung von rund 12.000 l, die mehrere Kilogramm des Wirkstoffs enthält.

In der zweiten Produktionseinheit, der Aufreinigung, geht es darum, diese Kilomengen Wirkstoff herauszuisolieren, aufzukonzentrieren und in reiner Form darzustellen. Die Flüssigkeit mit den darin befindlichen Antikörpern wird nun wieder in die sechste Etage hochgepumpt und über verschiedene Reinigungsstufen nach unten geführt.

Dabei werden die Antikörper von den Zutaten der Nährlösung und den Nebenprodukten abgetrennt, bis im Erdgeschoss die hochreine Wirksubstanz in einem Volumen von rund 300 Litern einer Kochsalzlösung bereit steht. Dann wird der reine Wirkstoff - in diesem Fall Bevacizumab - zur weiteren Verarbeitung zu den Galenikern geschickt, die daraus das verabreichungsfertige Arzneimittel produzieren und in Ampullenfläschchen (Vials) abfüllen.

 

 

 

 

 

 

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