Turck - Entwicklung zum Lösungsanbieter
05.12.2011 -
Turck - Entwicklung zum Lösungsanbieter
Der Mülheimer Spezialist für Sensor-, Feldbus-, Anschluss- und Interfacetechnik Turck rechnet für das Geschäftsjahr 2007 erneut mit einer zweistelligen Umsatzsteigerung. Wie der designierte Geschäftsführer Christian Wolf, derzeit in der Geschäftsleitung für die Marketingaktivitäten der Turck-Gruppe verantwortlich, anlässlich einer Pressekonferenz im Oktober in Düsseldorf mitteilte, erwarte man zum Jahresende einen um 12 % erhöhten konsolidierten Gruppenumsatz von rund 330 Mio. €. Das Unternehmen vollziehe zudem einen Wandel vom Produkt- zum Lösungsanbieter in der Industrieautomation, so Wolf. Auch das vergrößerte Produktspektrum des Unternehmens bedinge eine neue Positionierung in der Prozess- und Fertigungsautomation. Des Weiteren wurden eine Reihe neuer Produkte und Produktentwicklungen vorgestellt.
In der Prozessautomation sind die I/O- und Connectivity-Layer die Kerngebiete von Turck; Frank Rohn, Leiter Vertrieb und Produktmanagement Prozessautomation, erklärte dazu, man wolle „nicht in die Leittechnik nach oben und auch nicht in die Feldgerätetechnik nach unten gehen, sondern dazwischen bleiben“. In der Fabrikautomation bilden die I/O- und Connectivity-Layer und die Sensorik die Kerngebiete des Unternehmens.
Die Mitarbeiterzahl an allen 25 Standorten der Turck-Gruppe stieg 2007 um knapp 5 % auf weltweit 2.600. In Deutschland beschäftigt das Familienunternehmen an seinen Standorten in Mülheim an der Ruhr, Halver und Beierfeld rund 1.350 Mitarbeiter – ebenfalls fast 5 % mehr als im Vorjahr. „Zum sechsten Mal in Folge konnte die Turck-Gruppe Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich erzielen”, sagte Wolf.
„Dieser Erfolg basiert aus unserer Sicht auf drei Pfeilern: Zum einen entwickelt und produziert Turck im Wesentlichen am Standort Deutschland und in der Schweiz, zweitens sind wir mit zahlreichen eigenen Tochtergesellschaften in den umsatzstärksten Märkten der Welt vertreten und schließlich bietet Turck ein Produkt- und Lösungsportfolio, das im engen Schulterschluss mit Kunden und Anwendern entwickelt und weiter entwickelt wird.”
Zu den erklärten strategischen Wachstumsmärkten des Unternehmens zählen neben USA und China, wo Turck sich in bestimmten Produktbereichen als Marktführer etabliert hat, Indien, Russland, Brasilien, Mittlerer Osten und Osteuropa. In China sei Turck mit der 1994 gegründeten Turck Tianjin Sensor in Tianjin Marktführer auf den Gebieten Feldbustechnik und Sensortechnik. Die rund 450 Mitarbeiter dieses Tochterunternehmens erwirtschafteten einen Umsatz von ca. 40 Mio. €.
In Indien, wo Turck im Juni 2006 eine neue Landesgesellschaft gegründet hatte, verzeichne man eine gute Entwicklung in diesem „gigantischen Markt“, wie Wolf sagte. Mit der Gründung der Turck Middle East SPC in Bahrein im Juni 2007 ist die Turck-Gruppe inzwischen in allen genannten Staaten mit eigenen Niederlassungen vertreten. Mit allen Tochtergesellschaften erreicht das Unternehmen rund 75 % der weltweit vorhandenen Bruttoinlandsprodukte.
Innovative Produktentwicklungen vorgestellt
In weiteren Vorträgen wurden im Rahmen der Pressekonferenz eine Reihe neuer Produkte und Produktentwicklungen vorgestellt. Bernhard Grimm, Branchenmanager Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie, zeigte den Einfluss der USamerikanischen FDA-Vorschriften auf die Entwicklung von Automatisierungskomponenten auf, vor allem in materialtechnischer Hinsicht.
Diese Anforderungen werden nach Ansicht von Grimm „in den kommenden 5 – 10 Jahren immer wichtiger“. Daher lasse Turck auch die Resistenz seiner Geräte gegen Desinfektions und Reinigungsmittel bei Ecolab testen, einem führenden Hersteller von Wasch- und Reinigungsmitteln. In enger Verbindung damit stehe auch der Schutz gegen das Eindringen von Feuchtigkeit in die Geräte nach Normen wie der IP67, IP68 und IP68K (Schutz gegen den Einfluss von Hochdruck- und Dampfstrahlreinigung). Inzwischen können eine Reihe von Produkten von Turck solche Anforderungen erfüllen, etwa die uprox+ WD-Sensoren, die Steckverninder F&B plus, das RFID-System BL Ident (Schreibleseköpfe und Datenträger) sowie Optosensoren wie EZ-Beam.
Frank Rohn, Leiter Vertrieb und Produktmanagement Prozessautomation, erläuterte Entwicklungen in der Interface-Technik. So hat Turck seine Interface-Familie u. a. um drei FDT/DTM-basierende Display- Modelle erweitert, die somit ein Asset Management ermöglichen. Die drei neuen Modelle IM21 und IM21Ex (Drehzahlwächter), IM33Ex (Messumformer-Speisetrenner) und IM43 (Grenzwertsignalgeber) verfügen neben einem zweizeiligen transflektivem LC-Display über einen Ringspeicher zur bequemen Prozessdiagnose. Ein Weitspannungsnetzteil und die Möglichkeit zur Hart-Kommunikation runden das Leistungsprofil und die universelle Einsetzbarkeit dieser Geräte ab.
Die produktspezifischen DTMs erlauben ein effizientes Asset Management – auch für Interfaceprodukte. Bei den Ringspeichern der Interfacemodule handelt es sich um frei parametrierbare Datenlogger, die bis zu 8.000 Messpunkte speichern können und damit ein mächtiges Werkzeug zur Prozessdiagnose zur Verfügung stellen. Der Anwender kann den Zeitrahmen für das Einlesen der Messwerte bestimmen. Ein Trigger-Ereignis stoppt den Speichervorgang. Anschließend lassen sich die Prozesswerte per FDT/DTM auslesen.
Die DTMs für die neuen Interfacemodule wurden nach den neuesten Gestaltungsrichtlinien der FDT-Group entwickelt und setzen Maßstäbe in Sachen Funktionalität und Bedienungsfreundlichkeit. Die Geräte sind natürlich auch per Taster parametrierbar.
Walter Hein, Produktmanager RFID, berichtete über das RFIDSystem BL Ident und den Ausbau dieses Systems. Dazu zählen ein neuer Handheld-Reader auf PDABasis und ein Schreiblesekopf, der über die enorme Reichweite bis zu 500 mm verfügt. Der neue Handheld- Reader sei eine preiswerte Lösung, die sich ideal für den Einsatz in Instandhaltungs- und Serviceanwendungen eigne.
Als einziger Handheld auf dem Markt könne der neue Turck-Reader Philips-I-Code- SL2(SLI)- und FRAM-Datenträger bearbeiten. Der Schreiblesekopf in Schutzart IP67 vereint Antenne und Elektronik in einem Gerät, was ihn besonders unempfindlich gegenüber Störstrahlungen macht. So ist der Schreiblesekopf überall dort ideal, wo große Toleranzen in der Überfahrposition auftreten können oder besonders hohe Schreibleseabstände gefordert sind, beispielsweise beim Auslesen von Datenträgern, die an der Unterseite eines Fahrzeugs angebracht sind, oder in Kommissionier- und Transportsystemen.
Werner Hack, Leiter Produktmanagement Sensortechnik, berichtete über „Wireless in der Industrie“. Turck selbst entwickelt dazu keine Gerätetechnik, sondern agiert als exklusiver Vertriebspartner des USamerikanischen Anbieters Banner Engineering. Dessen Surecross genannte Funklösung für die Kommunikation zwischen Sensoren/Aktoren und der Steuerung beziehungsweise einem Feldbusknoten arbeitet im 2,4 GHz-Frequenzband und verwendet dabei zum Schutz gegen Störeinflüsse die FHSS-Technologie (Frequency Hopping Spread Spectrum) mit TDMA (Time Division Multiple Access).
Nachdem dieses Funksystem „hunderte Betatest-Applikationen bei Kunden im realen Einsatz“ zuverlässig bestanden habe, werde Anfang 2008 in Europa die Vermarktung gestartet, sagte Hack. In den weiteren Präsentationen wurde über aktuelle Entwicklungen beim IO-Link, einem neueren Standard in der unteren Feldebene, berichtet, sowie über neue induktive Näherungsschalter (uprox+) für den Maschinenbau und ein neues Konzept zur M12-Schnellanschlusstechnik. Dieser M12-Schnellsteckverbinder ist um 85 % schneller montiert als ein vergleichbarer M12x1-Steckverbinder.