Liquidität sichern durch Factoring
Finanzierungsinstrument wird für die Chemieindustrie immer wichtiger
Factoring, also der Verkauf offener Rechnungen, nimmt inzwischen eine wichtige Rolle ein, wenn Unternehmen die Finanzierung möglichst breit aufstellen möchten. Doch passt dieses Finanzierungsinstrument nicht zu jedem Unternehmen und auch nicht alle Factoring-Dienstleister eignen sich in jeder spezifischen Situation eines Unternehmens.
Spätestens die Ergebnisse des Trendbarometers CHEMonitor aus CHEManager 3-4/2011 haben es bestätigt: Die Investitionsbereitschaft der Branche ist derzeit so hoch wie lange nicht mehr. Wachstum hat für viele Verantwortliche hohe Priorität. Doch um nachhaltig wachsen zu können, muss eine ausreichende Liquidität stets gewährleistet sein.
Angesichts einer vielfach laxen Zahlungsmoral und einem ungebrochenen Hang zum „Lieferantenkredit" ist es für viele Chemieunternehmen mittlerweile selbstverständlich, die Finanzierung möglichst breit aufzustellen. Eine wichtige Rolle dabei nimmt Factoring ein, also der Verkauf offener Rechnungen. Doch passt dieses Finanzierungsinstrument nicht zu jedem Unternehmen und auch nicht alle Factoring-Dienstleister eignen sich in jeder spezifischen Situation eines Unternehmens.
In der Branche weit verbreitet
Grundsätzlich gilt jedoch: Factoring wird als zusätzliche Liquiditätsquelle für die Chemieindustrie immer wichtiger. Einschränkungen, die Factoring in manch anderer Branche erschweren, treffen hier vergleichsweise selten zu. Doch auch im Bereich Chemie/Life Science verteuern Faktoren wie etwa ein sehr geringer Jahresumsatz, ein hoher und nur schlecht kalkulierbarer Auslandsanteil, eine magere Betriebsrendite oder eine kurze Unternehmensgeschichte die Finanzierung über Factoring.
Klar, denn erhöhte Risiken lassen sich die Dienstleister in der Regel über höhere Prämien ausgleichen. Ob ein Unternehmen grundsätzlich für Factoring geeignet ist, ist online leicht herauszufinden. Beim Factoring-Check von ABC-Finance genügt es z.B., anonym einige Felder auszufüllen. Das Ergebnis erscheint dann in Form einer Ampel.
Auf die Kosten schauen
Vor dem Rückgriff auf Factoring sollte daher stets eine exakte Kostenrechnung stattfinden. Als Faustregel kann gelten, dass zwischen 2 und 3 % des Rechnungsbetrages an den Dienstleister gehen. Die genaue Höhe der Kosten hängt jedoch von der individuellen Situation des Unternehmens und vom Factor ab, hier spielen die oben genannten Faktoren eine wichtige Rolle. Zum Teil lassen sich diese Ausgaben durch Einsparungen und Skontorabatte ausgleichen.
Auch das meist an den Factor ausgelagerte Forderungsmanagement spart eigene Kosten. Üblich ist es zudem, nur einen Teil der offenen Forderungen zu verkaufen. Weiß eine Firma etwa, dass ein Kunde schnell bezahlt und kennt sie dessen Verlässlichkeit, kann sie das Forderungsmanagement in diesen Fällen weiterhin selbst betreiben und damit die Kosten für den Factor einsparen. Eine exakte Kostenrechnung lässt sich also erst dann aufstellen, wenn eine Gesamtrechnung der Kosten sowie der zu erwartenden Einsparungen vorliegt.
Den richtigen Partner finden
Hat sich ein Unternehmen dazu entschieden, seine Rechnungen an einen Dienstleister zu verkaufen, steht es zunächst vor der Qual der Wahl. Der Markt ist groß und die Angebote lassen sich auf den ersten Blick nur schlecht vergleichen. Wichtig ist auf jeden Fall die Branchenkenntnis der Anbieter. Wer bereits Kunden aus Chemie/Life Science betreut, kennt die spezifischen Risiken und kann sie genau einschätzen und damit auch genau berechnen. Auch ein ausgewogenes Kunden- und Debitorenverhältnis zeugt von einem renommierten Anbieter. Für das nötige Know-how spricht die Mitgliedschaft im Deutschen Factoring-Verband e.V.
Dabei versteht sich die Factoring-Branche keinesfalls als Ersatz der Hausbank oder für Kredite. Factoring hilft lediglich dabei, die Liquidität zu stärken und kann Situationen überbrücken, wo Unternehmen eine große Anzahl offener Rechnungen vor sich herschieben. Zudem begrüßen es viele Hausbanken ausdrücklich, wenn Firmen mit einem Factor zusammenarbeiten. Der Grund: Die Bilanzstruktur kann deutlich verbessert werden, indem der Forderungsbestand in der Bilanz sinkt. Damit lässt sich manche Werthaltigkeitsdiskussion mit der Bank vermeiden.