Prof. Dr. Michael ten Hompel (Fraunhofer IML): Logistik braucht robuste Systeme
Kommentar
Ob Wirtschaftskrise, Vulkanasche oder Japan, zahlreiche Ereignisse der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, dass die Logistik nicht mehr nur als Netzwerk-, sondern auch als Krisenmanager gefragt ist. Um dieser Rolle gerecht zu werden, sind robuste Systeme unerlässlich. Logistische Prozesse werden nur überlebensfähig sein, wenn sie sowohl effizient, als auch flexibel sind. Kein Wunder also, dass sich auch das größte Logistikforschungsprojekt dieser Zielsetzung verschrieben hat: 120 Unternehmen und 11 Forschungsinstitute arbeiten im Effizienzcluster Logistik Ruhr gemeinsam daran die Logistik von morgen mit 75% der Ressourcen von heute zu erledigen.
Energie- und Ressourceneffizienz haben dabei längst ihren Weg in die Logistik-Forschung gefunden. Grüne Logistik, der Carbon Footprint einer Transportkette oder der Energieverbrauch im Lager sind bereits seit Jahren Themen in der Intralogistik und im Transport. Aktuelle Forschungsprojekte, beispielsweise im Bereich Energy Harvesting, arbeiten an Lösungen, die in den kommenden fünf Jahren in der Praxis Einzug halten werden. Dann werden Behälter in der Lage sein Energie aus ihrer Umgebung zurückzugewinnen und diese für die Kommunikation mit anderen Behältern oder dem Lagerverwaltungssystem zu nutzen. Ein anderes Beispiel ist die Forschung rund um das europäische „Globale Navigations-Satellitensystem Galileo". Hier entstehen Lösungen, deren Einsatz sowohl im Transport-, als auch im Materialfluss- und Lagerbereich für mehr Effizienz sorgen. So wird es die exaktere Satelliten-Peilung mit Galileo ermöglichen, Paletten vollautomatisch im Blick zu behalten - in der Lagerhalle und im Freien. An diesem Beispiel kann man auch sehr schön sehen, was es heißt, Forschungsergebnisse zu nutzen und auf andere Bereiche zu übertragen: Unsere Technologie wird inzwischen genutzt, um Lawinenopfer mit Galileo zu orten.
Effizienz bedeutet letztlich aber auch, flexibel auf Ereignisse reagieren zu können: Daher arbeiten wir derzeit mit unserem Projekt „zellulare Fördertechnik" an einem effizienten System, das zugleich maximale Anpassungsfähigkeit bietet. Im weltweit größten Logistik-Versuch mit künstlicher Intelligenz werden sich 50 Fahrerlose Transportfahrzeuge wie Ameisen in einem Schwarm selbstständig ihren Weg suchen und dabei Waren transportieren. Da die Zahl der Fahrzeuge dabei flexibel an den Bedarf angepasst werden kann, lassen sich nicht nur Energie und Kosten sparen, sondern es kann auch extrem schnell auf Nachfrageschwankungen reagiert werden. Auch die Planung einer Anlage wird durch die Möglichkeit zur permanenten Anpassung deutlich flexibler. Beste Voraussetzung also, um die herkömmliche Fördertechnik langfristig zu ersetzen. Zudem bietet sich natürlich auch hier Chance die entwickelte Lösung später auch in anderen Bereichen einzusetzen, beispielsweise für Luftfrachtcontainer. Erste Einblicke in den Live-Betrieb in der Forschungshalle werden wir Anfang Mai auf der Cemat in Hannover geben. Ich lade Sie herzlich ein, uns dort zu besuchen und Spitzenforschung live zu erleben!
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