Prolist-Einführung bei Automatisierungsgeräten
Pepperl + Fuchs erwartet, dass künftig vermehrt Geräte bzw. Gerätedaten über Prolist angefordert werden
Prolist, ein Standard für die Übertragung und Integration von technischen Gerätedaten in Computer-Aided-Engineering(CAE)-Systeme für prozessleittechnische Geräte und Komponenten (PLT), wird heute bereits in konkreten Projekten eingesetzt, um den Planungs- und Engineering-Prozess qualitativ zu verbessern und effizienter zu gestalten. Durch die elektronische standardisierte Übermittlung aller Gerätemerkmale wird eine teure und fehlerintensive manuelle Dateneingabe vermieden. Die ausgetauschten Daten unterliegen einem über die Projektlaufzeit durchgängigen Versionsmanagement und unterstützen so die parallele Bearbeitung einiger hundert technischer Anfragen und die Übertragung der dazugehörigen Messstellen- und Gerätedaten.
Für Hersteller von prozessleittechnischen Produkten besteht somit die Aufgabe, die relevanten Produktmerkmale konform zur standardisierten Prolist/NE100-Darstellung in einem festgelegten XML-Schema zu empfangen bzw. zu übertragen. Dabei sind die damit verbundenen Herausforderungen für die verschiedenen Hersteller durchaus unterschiedlich. Gerätehersteller bieten Produktplattformen an, aus dessen Optionen man durch spezifische Konfiguration ein individuelles Produkt bedarfsbezogen generiert. Ein Beispiel für diese prozessleittechnischen Geräte ist ein Drucksensor für die Anwendung in der Prozessindustrie. Die möglichen Optionen umfassen nicht nur mechanische Maße der Geometrie des Prozessanschlusses und Material der Druckmessmembran, sondern auch elektrische Ausführungen, unterschiedliche Kommunikationsprotokolle und lokale Displays bis hin zur Auswahl von Gehäusevarianten. Die Schwierigkeit besteht nun darin, die Produktmerkmale der entstandenen Produktkonfiguration zu generieren. Da die Kombinatorik der in der Konfiguration zur Verfügung stehenden Optionen oftmals tausende Varianten zulässt, ist eine A-priori-Extraktion aller Varianten und Merkmale wirtschaftlich nicht möglich.
Im Unterschied dazu können Automatisierungskomponenten nicht konfiguriert werden. Die Hersteller verfügen über ein häufig historisches Portfolio von einigen tausend teilweise ab Lager verfügbaren Komponenten. Die Herausforderung hier ist die richtige Auswahl der passenden Komponente aus dem großen Angebot. Auch der Komponentenhersteller kann nicht alle Prolist-Merkmale für alle Produktvarianten wirtschaftlich vorhalten. Die Auswahl der Priorität, mit der die Merkmale generiert werden, wird sinnvollerweise von der Absatzmenge abhängig gemacht. Häufig erwirtschaften Komponentenhersteller mehr als 70% ihrer Umsätze mit weniger als 20% ihrer Komponentenvarianten. So kann mit vertretbarem Aufwand eine Sammlung von produktbezogenen Prolist-Merkmalleisten generiert und ein großer Teil aller Transaktionen automatisiert werden. Existiert für eine bestimmte Komponente keine Prolist/NE100-XML-Datei, so kann diese auf Wunsch mit einem Aufwand von etwa zwei Stunden generiert werden. Diese Generierung von Prolist/NE100-XML-Dateien benötigt allerdings zwei grundlegende Voraussetzungen:
Zum einen müssen die Produktmerkmale in einer Produktdatenbank des Herstellers abgelegt sein, sodass ein automatischer Zugriff auf diese Produktdaten möglich ist. Es ist davon auszugehen, dass diese Produktdaten nicht originär im Prolist/NE100-Format vorliegen, was ein gegebenenfalls sehr komplexes Merkmal-„Mapping" erforderlich macht. Zum anderen benötigt der Bearbeiter, der die verschiedenen Produktdaten in eine Prolist/NE100-XML-Datei überführt, Software-Werkzeuge, die das Mapping der Produktmerkmale unterstützen und in der Lage sind, auch komplexe Regeln für das Zuordnen von Merkmalen zu hinterlegen. Der Aufwand für die Erstellung solcher Werkzeuge kann je nach Anspruch an Komplexität und intuitiver Bedienung einige hunderttausend Euro betragen.
Die Vorteile für den Arbeitsablauf liegen allerdings auf der Hand. Der Prozessleittechniker wählt eine Komponente über den herstellerspezifischen Selektor aus und lädt die zugehörige Prolist/NE100-XML-Datei. Dabei kann er bei der Überarbeitung älterer Projekte auch auf unterschiedliche Versionen zugreifen, die unterschiedliche Prolist/NE100-Verisonen repräsentieren. Somit ist es möglich, Prolist/NE100-Daten abzurufen, die einem früheren Versionsstand entsprechen, um z.B. so mit älteren Versionen der CAE-Systeme weiterarbeiten zu können. Sollte für eine bestimmte Komponente keine Prolist/NE100-XML-Datei auf dem Netz verfügbar sein, kann der Prozessleittechnik-Ingenieur eine Anfrage an den Hersteller senden. Selbstverständlich bleibt dem Prozessleittechniker noch immer das direkte Gespräch mit dem technischen Innen- und Außendienstmitarbeiter zur Auswahl der passenden Komponente.
Zusammenfassend kann man erwarten, dass zukünftig bei einer ganzen Reihe von Projekten Daten im Prolist/NE100-Format angefordert werden und die Komponentenhersteller deshalb gezwungen sind, Werkzeuge zu schaffen, die eine wirtschaftliche Generierung von Prolist/NE100-Daten ermöglicht.
Kurzprofil Pepperl+Fuchs
Pepperl + Fuchs ist ein mittelständisches Familienunternehmen der Automatisierungstechnik mit weltweit 3.950 Mitarbeitern und 360 Mio. € Umsatz (2007). Es ist in 33 Ländern präsent. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Produkte für die industrielle Automation. Es bietet ein umfassendes Portfolio von Komponenten für die Fertigungsautomation und die prozesstechnische Industrie.
In der Prozesstechnik sorgen die Interface-Bausteine von Pepperl + Fuchs in automatisierungstechnischen Anlagen für sichere Verbindungen, für die analoge und binäre Signalübertragung ebenso wie für die digitale Kommunikation. Der Geschäftsbereich Prozessautomation ist internationaler Marktführer für eigensichere Signaltrennung, Remote I/O-Systeme und Fieldconnex-Feldbusinfrastruktur-Lösungen für die Prozessindustrien. Explosionsgeschützte Anzeige- und Bediengeräte sorgen für eine komfortable Mensch-Maschine-Kommunikation vor Ort. Füllstandssonden kontrollieren und melden Pegelstände. Die Schutzarten Eigensicherheit und Überdruckkapselung sind unsere Stärken.
Für die Anwendungen in der Fabrikautomation liefert Pepperl + Fuchs als führender Hersteller eine breite Palette industrieller, vornehmlich binärer, Sensoren. Die Palette induktiver, optoelektronischer und Ultraschallsensoren wird durch komplexe Sensor-, Identifikations- und Kommunikationssysteme abgerundet. Unter der Marke VMT werden Automatisierungslösungen mit High-End Bildverarbeitungs- und Multisensor-Systemen angeboten.