Strategie & Management

Grenzenlos Ideen finden

Ideenwettbewerbe, Crowdsourcing und Social Business Software in der chemischen Industrie

07.11.2013 -

Kürzer werdende Innovationszyklen, die zunehmende Komplexität von Innovationen und die im Worldwide Web beinahe ubiquitär verfügbaren Informationen zwingen auch die Unternehmen der chemischen Industrie dazu, ihr Innovationsmanagement für externe Partner zu öffnen. Zunehmend wird der effiziente und schnelle Zugriff auf Know-how sowie auf externe Partner und Wissensträger zum erfolgsbestimmenden Faktor in Forschung & Entwicklung.

Mehr als 99% aller Experten arbeiten außerhalb des eigenen Unternehmens. Mit dieser Binsenweisheit wird immer wieder gern darauf verwiesen, dass an der Öffnung des eigenen Innovations-Öko-Systems für externe Partner kein Weg vorbei führt. Open Innovation 3.0, ja sogar Open Innovation 4.0 ist längst in aller Munde. Und die Wahrheit ist, dass diese Aussage in der Tat richtig ist. Die Herausforderungen, der sich die chemische Industrie zunehmend gegenübergestellt sieht, liegt in der Tat darin Wissen, Anregungen, Lösungsvorschläge und Kompetenzen von externen Partnern in die eigene Forschung und Entwicklung zu integrieren.

Zunehmend reift darüber hinaus die Erkenntnis, dass man nicht nur die direkten Kunden und Lieferanten in die Generierung neuer Produktideen, Technologien und Dienstleistungen einbeziehen muss, sondern auch als klassische B2B-Industrie - zu der die chemische Industrie ja nun einmal zählt - nicht umhin kommt, die Kunden der Kunden, die OEMs und sogar die Endkonsumenten aktiv und effizient in alle Phasen des Produktentstehungsprozesses - insbesondere aber in die Ideengenerierung - mit einzubeziehen.

Große, global agierende Unternehmen der chemischen Industrie bemühen sich zudem, im eigenen Unternehmen verfügbares Wissen und vorhandene Kompetenzen über organisatorische Grenzen hinweg verfügbar zu machen, Experten im eigenen Hause zu identifizieren und zu vernetzen, um auf diesem Wege über Bereichs-, Standorts- oder regionale Grenzen hinweg Innovationen möglich zu machen. „Chance favours connected minds", hat es Stephen Johnson treffend formuliert1).

Social Business Software weit verbreitet
Mittlerweile sind Social Business Plattformen in Unternehmen der chemischen Industrie weit verbreitet und werden in vielfältigster Art und Weise zur Vernetzung von Experten im eigenen Unternehmen, zur Wissens- und Lösungsgenerierung sowie im Wissensmanagement mit Erfolg eingesetzt. Sie erlauben einen kontinuierlichen Austausch, rund um die Uhr, über Bereichs- und Standortgrenzen hinweg und erhöhen die Effizienz der Zusammenarbeit der Mitarbeiter im Unternehmen ganz erheblich.

Die dafür benötigte Software wird nicht nur von den großen IT-Unternehmen für den Gebrauch auf Servern des eigenen Unternehmens zur Verfügung gestellt. In den vergangenen Jahren ist eine kaum noch zu überschauende Anzahl von Dienstleistungsunternehmen entstanden, die derartige Plattformen insbesondere für das interne oder Unternehmensgrenzen überschreitende crowd sourcing kommerziell anbieten und im Kundenauftrag Projekte abwickeln 2).

Gerade in den global agierenden Unternehmen eröffnen diese Plattformen zuvor nicht vorstellbare Möglichkeiten und Chancen zur Einbeziehung aller Mitarbeiter in die Generierung von Ideen für die Entwicklung neuer Produkte und Technologien. Der bedarfsgesteuerte Zugriff auf das im Unternehmen in den Köpfen aller Mitarbeiter vorhandenen Wissen und Knowhow wird auf diesem Wege möglich.

So führt Evonik Industries seit etwa zwei Jahren in regelmäßigen Abständen themenspezifische Ideation Jams in einem allen Mitarbeitern des Unternehmens weltweit zugänglichen Blog durch.

Die Mitarbeiter, die Interesse haben sich während ihrer Arbeitszeit aktiv an dem Jam zu beteiligen, haben nach der Registrierung die Möglichkeit zu einem vorgegebenen Thema auf der Basis ihres Wissens und der über Jahre gewonnenen Erfahrung eigene Ideen einzustellen, Ideen anderer Einreicher zu kommentieren und mit weiteren Informationen zu bereichern. Auf diesem Wege gelingt es dem Unternehmen, die Innovations-Pipeline mit neuen, unkonventionellen Entwicklungsideen zu füllen.

Die Grenzen des eigenen Unternehmens überschreiten
Social Business Plattformen erlauben es den Unternehmen zudem, auch externe Partner und Know-how-Träger aktiv in die Generierung neuer Produktideen oder Problemlösung einzubeziehen. Bekannte Beispiele hierfür sind die Plattformen Pearlfinder der Beiersdorf oder Grants-for-Targets von Bayer Health Care.

Eine schier unübersehbare Zahl von Dienstleistern bietet mittlerweile Plattformen für offene Ideenwettbewerber und sonstige crowd sourcing Initiativen an. Derartige in der B2C-Industrie weit verbreitete und erfolgreich im Fuzzy-Front-End der Produktentwicklung eingesetzte Initiativen haben mittlerweile auch ihren Weg in die Unternehmen der chemischen Industrie gefunden.

So haben auf der von der Unternehmensberatung Inno-Focus betriebenen Plattform „Innovationskraftwerk" verschiedene Chemie-Unternehmen eigene Ideenwettbewerbe durchgeführt. Evonik Industries gelang es, im Rahmen von drei derartigen Wettbewerben zu ganz unterschiedlichen Themenstellungen in kurzer Zeit eine Vielzahl von Anregungen und Ideen für potentielle zukünftige Produkte und Lösungen zu generieren.

Der offene Charakter dieser Wettbewerbe ermöglichte die unmittelbare Einbeziehung potentieller Endkonsumenten in die Ideengenerierung. Es ist somit davon auszugehen, dass die erhaltenen Ideen einen direkten Bedarf und Kundennutzen widerspiegeln.

Die Wissenschaft auf neuen Wegen einbinden
Social Business Plattformen erlauben es der Industrie, neue Wege in der Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Forschung an Universitäten und Forschungsinstituten zu beschreiten. In online-betriebenen, geschlossenen und von dem ausrichtenden Unternehmen verwalteten Innovationsnetzwerken gelingt es, Hochschulprofessoren direkt und unmittelbar in die Diskussion und Lösung thematisch abgegrenzter, aktueller Fragestellungen einzubeziehen.

Evonik Industries hat hier einen ganz anderen Weg beschritten. Auf der Basis vorab erstellter Teilnahmebedingungen, die von allen Teilnehmern anzuerkennen sind, wurden mit dem Evonik Call for Research Proposals (ECRP) Professoren aller Fakultäten für Chemie an deutschen Universitäten aufgefordert, zu einer klar abgegrenzten, realen chemischen Problemstellung Vorschläge für konkrete Forschungskooperationen einzureichen.

Das Unternehmen wird nach Ablauf der Einreichungsfrist die eingehenden Vorschläge evaluieren, die aus Sicht des Unternehmens besten Projektvorschläge prämieren und behält sich vor, ein oder mehrere eingehende Projektschläge hinsichtlich eines potentiellen Kooperationsvertrages mit dem einreichenden Forschungsinstitut zu prüfen.

Weiterführende Literatur und Referenz-Websites:
1) Steven Johnson, Where good Ideas come from, Riverhead Books, 2010, ISBN 978-1-59448-771-2
2) s. z.B. www.hypeinnovation.com
www.pearlfinder.beiersdorf.com
www.grants4targets.com
www.innovationskraftwerk.de

Kontakt

Evonik Industries AG

Goldschmidtstraße 100
45128 Essen
Deutschland

+49 201 173-01
+49 201 177 3475

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