Strategie & Management

10 Jahre Trendbarometer CHEMonitor

10.03.2017 -

Schneller Wandel und Unsicherheit prägen das Wirtschaftsleben mehr denn je. Nur wer die Trends am Markt und in seinem Umfeld frühzeitig kennt, kann aktiv und flexibel agieren. Das Trendbarometer CHEMonitor informiert regelmäßig über die Stimmungen und Erwartungen deutscher Chemiemanager und schafft damit die Grundlage für agiles Handeln.

Seit dem Jahr 2007 bildet der CHEMonitor von CHEManager und der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants regelmäßig und systematisch die Bewertung der Standortbedingungen sowie Prognosen zur künftigen Investitions- und Beschäftigungsentwicklung ab und greift darüber hinaus aktuell diskutierte Themen der Branche auf. Damit ist er Stimmungsbarometer und Trendmonitor zugleich.

Dem CHEMonitor-Panel gehören mehr als 200 Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie an. Die teilnehmenden Manager stammen aus mittelständischen Unternehmen sowie aus Großkonzernen und bilden einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Chemiebranche.

Chemiemanager vertrauen in den Standort Deutschland

Von Beginn an spiegelten die Ergebnisse der CHEMonitor-Befragungen das hohe Vertrauen der Chemieexperten in den Standort wider: Bei der ersten Umfrage vom Januar 2007 gaben 66 % eine positive Bewertung für die Standortbedingungen in Deutschland ab. Auch als 2009 die weltweite Wirtschaftskrise zu einem in der Geschichte der Bundesrepublik nie da gewesenen Abschwung führte – Deutschlands Wirtschaftsleistung sank in nur einem Jahr um 5 % – hatte dies keine Vertrauenskrise zur Folge: Nach wie vor bewerteten zwei Drittel der Chemiemanager den Standort positiv.

„Die Chemieindustrie scheint sich in Deutschland wohlzufühlen“, kommentiert Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei Camelot, die Ergebnisse der Umfragen. In der Tat verbesserte sich die Stimmung seit 2009 Jahr um Jahr und erreichte bei der CHEMonitor-Befragung vom Oktober 2016 ein Allzeithoch: 90 % der Chemieexperten antworteten, die Standortbedingungen seien „sehr gut“ oder „gut“ (vgl. Grafik).

Diese positive Bewertung basiert u. a. auf der hohen Qualität der Forschung und Entwicklung in Deutschland. Zwar fordert die Chemiebranche, ebenso wie andere Industriezweige, seit vielen Jahren vehement eine steuerliche Forschungsförderung, doch scheint die Branche diesen im internationalen Vergleich vermeintlichen Wettbewerbsnachteil bislang sehr gut kompensieren zu können. Denn zeitgleich bewerten die befragten Manager aus der Chemie gerade diesen Standortfaktor am besten und zunehmend positiv.

Digitalisierung wird Standortfaktor für die Chemie

In den bislang 27 CHEMonitor-Befragungen wurden wechselnde und wiederkehrende Schwerpunktthemen analysiert. Auf der Agenda standen branchenspezifische Themen, wie Rohstoffbeschaffung, Grüne Chemie, Innovation und Wachstumshürden in der Chemie, ebenso wie branchenübergreifende Trends und politische Themen, z. B. Globalisierung, demografischer Wandel, Compliance, die Energiewende, der Russland-Konflikt oder das Freihandelsabkommen TTIP, deren spezifischen Auswirkungen auf die Chemiebranche mit Unterstützung des CHEMonitor-Panels analysiert wurden.

Im Oktober 2015 wurden die Chemieexperten erstmals zum Thema Digitalisierung befragt. Damals setzen 29 % der Befragten digitale Technologien in ihrem Unternehmen ein, davon sahen sich 6 % als Innovatoren auf diesem Gebiet. Ein deutlich verändertes Bild zeigte sich bei der gleichen Umfrage nur ein Jahr später: Nun verwendeten bereits 80 % der befragten Chemieunternehmen digitale Technologien, von denen sich 16 % als Treiber der Digitalisierung sahen (vgl. Grafik). Dies belegt die Rolle der Chemiebranche als Fast Follower (vgl. Beitrag Margret Suckale, BAVC) als auch die des Chemiemittelstandes, der der Digitalisierung zwar mit Demut begegnet, aber deren Chancen erkannt hat (vgl. Beitrag Dr. Harald Schaub, Chemieverbände Rheinland-Pfalz).

„Die Digitalisierung und deren Umsetzung hat in der chemischen Industrie bei großen Unternehmen und auch im Mittelstand erheblich an Bedeutung gewonnen“, bestätigt auch Dr. Sven Mandewirth, Partner und Chemieexperte bei Camelot, „Speziell in den Bereichen Vertrieb, Supply Chain Management und Logistik werden digitale Lösungen unumgänglich werden, um die Wettbewerbsposition zu behaupten.“ Aufgrund dieses Trends wurde die Digitalisierung als zusätzlicher Standortfaktor für die deutsche Chemieindustrie in die CHEMonitor-Befragung aufgenommen. 58 % der Befragten bewerteten die Digitalisierung in Deutschland mit „gut“ oder „sehr gut“. Damit reiht sie sich im unteren Mittelfeld ein. Die im Vergleich zu anderen Faktoren verhaltene Bewertung könnte im Kontext stehen mit den Risiken, die die Chemiebranche mit digitalen Technologien verbindet.

Verantwortung für die Lieferkette steigt

Aktuell wird das CHEMonitor-Panel zu internationalen Lieferketten befragt. Ein Thema, das aus politischen und gesellschaftlichen Gründen zunehmend Bedeutung für die Chemiebranche gewinnt. Während insbesondere der Mittelstand der Chemieindustrie – der häufig seine Produkte in Deutschland produziert und einen Großteil davon exportiert – sich vor kurzem noch Erleichterungen im internationalen Handel durch neue Freihandelsabkommen erhoffte, fürchtet er nun durch den aufkommenden Protektionismus in den USA, China und Großbritannien Wettbewerbsnachteile.

Gleichzeitig stellen die Erwartungen von Kunden und Stakeholdern sowie umfangreiche Selbstverpflichtungen die Chemiebranche vor die Herausforderung, ihre Lieferanten und ihre Produkte nicht mehr allein nach Kriterien wie Zuverlässigkeit, Preis und Flexibilität zu bewerten, sondern zusätzlich Nachhaltigkeitskriterien wie Umwelt- und Klimaschutz, Arbeitsbedingungen, Einhaltung von Menschenrechten und Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung zu berücksichtigen. Dies setzt ein systematisches Nachhaltigkeitsmanagement in der Lieferkette voraus. Chemieunternehmen, denen dies gelingt, könnten sich künftig deutlicher Vorteile im internationalen Wettbewerb erfreuen.

www.chemonitor.com

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