Verband der Chemischen Industrie fordert Masterplan Verkehrsinfrastruktur
Wettbewerbsfähigkeit des Industrielandes Deutschland leidet unter Schlaglöchern
Für die chemische Industrie ist eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur in Deutschland ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Rund 226 Mio. t chemischer Erzeugnisse werden in ihrem Auftrag zu Kunden befördert. Damit ist sie der zweitgrößte Auftraggeber von Transportdienstleistungen. „Deutschland muss einen weiteren Verfall seines Verkehrsnetzes stoppen, wenn es Wettbewerbsfähigkeit sichern und Wohlstand erhalten will." Das betont Gerd Deimel, Sprecher der neuen Initiative Verkehrsinfrastruktur des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI). Steuererhöhungen für den Erhalt und Ausbau von Straßen, Schienen und Wasserwegen lehnte Deimel ab: „Es sind ausreichend staatliche Mittel vorhanden. Bund und Länder müssen nur die richtigen Prioritäten setzen."
Der VCI will die politische Diskussion mit seiner neuen Initiative intensivieren. „Vor allem wollen wir der Politik die Dringlichkeit vor Augen führen", erklärt Deimel, im Hauptberuf Vice President von LANXESS. Er beklagt, dass die Verkehrsinfrastruktur unterfinanziert sei. Die Folge seien löchrige Straßen, gesperrte Brücken, überlastete Bahntrassen sowie Schleusen und Kanäle, die nicht mehr funktionsfähig seien. „Darunter leidet die Wettbewerbsfähigkeit."
Von der Politik fordert der Logistik-Fachmann einen Masterplan Verkehrsinfrastruktur. Es fehle ein praxisnaher Infrastrukturbericht, der die Schwachstellen aufdecke.
Zusätzliche Verkehrsknotenpunkte notwendig, Seehäfen an Hinterland anbinden
Die chemische Industrie ist besonders auf die Transportmittel Eisenbahn und Binnenschiff angewiesen. Damit die Chemieunternehmen Schiene und Binnenwasserstraßen stärker nutzen können, sind zusätzliche Knotenpunkte notwendig, die die verschiedenen Verkehrsträger besser miteinander verknüpfen. Als Beispiel führt Deimel den Verkehrsknotenpunkt Rhein-Main an. Hier könne man für die Chemielogistik einen Knotenpunkt von der Straße auf das Binnenschiff einrichten und dadurch das Transportaufkommen entzerren. Darüber hinaus müssten auch die Seehäfen, wie etwa der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven, besser an das Hinterland angebunden werden.
Um Kanäle optimal nutzen zu können, ist der doppellagige Containertransport auf Binnenschiffen zweckmäßig. Der VCI-Experte spricht sich dafür aus, die Brücken über westdeutschen Binnenwasserstraßen zu erhöhen - und zwar dort, wo sich bislang solche Container noch nicht einsetzen lassen. Damit könnte die Chemie die erheblichen freien Kapazitäten dieses Verkehrsträgers nutzen. „Ein zukunftsweisender Schritt wäre es, spezielle Umspuranlagen und Fahrspuren auf Autobahnen und Schienen für den Güterverkehr zu schaffen oder zu erweitern", meint Deimel.
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