Logistik & Supply Chain

Uwe Menzen (Chemion) im Interview: In Lösungen denken

Chemion Logistik blickt auf zehn Jahre logistische Leistungen (nicht nur) im Bayer Chempark

09.08.2011 -

Am 1. Juli 2001 wird Chemion Logistik aus Teilen des früheren Zentralbereichs Zentrale Logistik aus dem Bayer Konzern und weiteren Logistikeinrichtungen der Bayer Unternehmensbereiche ausgegründet. Heute zehn Jahre später ist der Logistikdienstleister mit ca. 1.000 Mitarbeitern an drei Standorten tätig: Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen.

In dieser Zeit hat das Unternehmen u.a. ein modernes Container-Terminal am Standort Dormagen in Betrieb genommen und führt bspw. auch die Betreuung des gesamten Pkw-Fuhrparks der Bayer-Teilkonzerne durch.

CHEManager befragte Uwe Menzen, den Geschäftsführer der Chemion Logistik, zu Vergangenheit und Zukunft des Logistikdienstleisters. Die Fragen stellte Dr. Sonja Andres.

CHEManager: Herr Menzen, in diesem Jahr feiert Chemion Logistik 10-jähriges Bestehen. Was lässt sich rückblickend sagen: Wo waren die Meilensteine der Unternehmensentwicklung?

Uwe Menzen: Einer dieser Meilensteine war mit Sicherheit der Aus- bzw. der Neubau der Container-Terminals in Leverkusen und Dormagen in den Jahren 2004 bis 2007. Denn dadurch hat Chemion seine Lagerkapazitäten enorm erweitert und zählt seitdem zu den Top 10 der deutschen Terminalbetreiber.

Die Verfügbarkeit von Infrastruktur und Spezial-Equipment ist ein sehr wichtiger Baustein für logistische Lösungskonzepte, die wir individuell auf den jeweiligen Kunden zuschneiden. Von daher hat Chemion mit den Kapazitätserweiterungen für Lagerung und Umschlag ein wichtiges Signal in Richtung Zukunft gesetzt - für das eigene Geschäft, aber auch das der Kunden, deren Bedarf an Lager- und Umschlagsfläche in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird.

Auch der Aufbau der Rangierplattform gemeinsam mit DB Schenker Rail war ein wichtiger Meilenstein, weil dadurch die Chempark-Standorte über die Schiene flexibler verbunden sind und wir umfangreichere Leistungen im Werksrangierdienst erbringen können.

Welche besonderen Herausforderungen hatte das Unternehmen in diesen Jahren zu bewältigen?

Uwe Menzen: Die Ausgründung der Bayer Verkehrsbetriebe in das eigenständige Unternehmen Chemion hatte das Ziel, marktgerechte Strukturen zu schaffen und so den Betrieben dauerhaft wettbewerbsfähige Konditionen bieten zu können. Für Chemion hieß das von Beginn an: den bestehenden Kunden - hauptsächlich im Chempark - weiterhin hohe Qualität bieten und sich gleichzeitig so im Markt aufstellen, dass Leistungen auch für solche Unternehmen attraktiv sind, die nicht unmittelbar aus der Bayer-Welt kommen. In den letzten zehn Jahren hat sich im Logistikmarkt ja viel getan.

Ein Beispiel dafür ist die Verlagerung von Produktionsstätten in so genannte Low Cost Countries. Diese und andere Entwicklungen haben einen starken Einfluss auf die Logistik: Die Dienstleister sind herausgefordert, sich auf die steigende Komplexität und auf längere Supply Chains einzustellen und sich mit ihren Service-Portfolios entsprechend im Markt aufzustellen. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität.

Und wenn Sie nach vorne sehen: Wo sehen Sie im Moment den größten Handlungsbedarf?

Uwe Menzen: Die beschriebene Herausforderung bleibt auch heute bestehen. Weiterhin gilt, dass wir unser Leistungsportfolio konstant hinterfragen und zu Anpassungen bereit sein müssen. Unser Anspruch, für die Kunden maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, setzt voraus, dass wir die Aufgaben auch aus dem Blickwinkel des Kunden betrachten.

Nur, wenn verschiedene Leistungsfelder mit einander verknüpft werden und dadurch umfassende Lösungspakete entstehen, lässt sich logistische Komplexität effektiv steuern und können Prozesse effizient und sicher gestaltet werden. Pro aktiv Dinge angehen, selbst Optimierungspotentiale suchen und diese im Sinne der Kunden nutzen - so versteht Chemion seine Rolle als Dienstleister.

Sie sind vor neun Monaten Geschäftsführer von Chemion geworden, zu einem Zeitpunkt, als die Konjunktur eben angefangen hatte, wieder anzuziehen. Hatte dies positive Effekte auf Ihre ersten Vorhaben?

Uwe Menzen: Für Dienstleister ist ein wirtschaftlicher Aufschwung immer gut, das gilt auch für unser Geschäft. Zum einen merken wir das daran, dass Unternehmen verstärkt innovative Ansätze in der Logistik von ihren Dienstleistern erwarten... oder anders gesagt: dass wir sie vermehrt mit Innovationen unterstützen können.

Das zeigt z.B. der Autohof, über den die Ein- und Ausfahrt der Lkw im Chempark gesteuert wird. Mit der Konjunkturbelebung steigt die Anzahl der Fahrzeuge, die abgefertigt werden müssen. Wir arbeiten nun daran, durch den Einsatz von RFID die Abwicklung weiter zu automatisieren und zu beschleunigen, erste Erfahrungen mit Check-In Terminals gibt es bereits. Zum anderen merken wir die konjunkturelle Belebung an der steigenden Nachfrage nach produktionsnahen Logistikleistungen:

Chemion wird verstärkt in die Wertschöpfungskette von Betrieben eingebunden, wie es z.B. bei der Silofarm in Krefeld der Fall ist. Hier haben wir den kompletten Betrieb der Anlage übernommen. Das setzt beim Kunden Ressourcen frei, er kann seine Fachkräfte im eigentlichen Kerngeschäft einsetzen - also in seinen produktiven Bereichen - und so sein Geschäft weiter vorantreiben.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit im Geschäft von Chemion?

Uwe Menzen: Da fällt die Antwort besonders leicht: Als Gefahrgutlogistiker hat Nachhaltigkeit für uns eine große Bedeutung, und zwar nicht erst, seitdem das Thema verstärkt im öffentlichen Interesse steht und auf Konferenzen und in Fachmedien diskutiert wird. Gerade, wenn es um das Handling von gefährlichen Gütern geht, müssen Unfälle unbedingt vermieden werden.

Sonst entsteht möglicherweise ein großer Schaden für Mensch und Umwelt - und nicht zuletzt würde dann auch das Image von Unternehmen beschädigt. Da für Chemion also die Themen Sicherheit, Effizienz und Umweltverträglichkeit ohnehin eng mit einander verknüpft sind, stehen sie auch bei der Entwicklung jeder Logistiklösung im Fokus.

Schon allein aus Sicherheitsgründen sind wir deswegen stets daran interessiert, so viel Verkehr wie möglich von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Und damit wird dann gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zu Green Logistics geleistet.

Ein Blick in die Zukunft: Welche Leistungen werden Logistik-Dienstleister künftig verstärkt in ihr Portfolio aufnehmen müssen?

Uwe Menzen: Ich glaube, dass Erfolg in der Logistik möglich ist, wenn ein Dienstleister das ganze Logistikspektrum aus einer Hand anbieten und Leistungen zentral steuern kann. Das kann er, wenn er selbst ein breites Portfolio hat und wenn er zusammen mit Partnern seinen Kunden auch Zusatzservices oder Leistungen in anderen Ländern anbieten kann, um beispielsweise ein Unternehmen entlang der Supply Chain mit Logistikservices zu unterstützen.

Ergänzend dazu ist es wichtig, die Leistungen kundennah zu gestalten und das setzt eine gute Kundenbetreuung beim Logistiker voraus. Das heißt nichts anderes, als dass sich Dienstleister und Kunde auf Augenhöhe begegnen, dass das Logistikunternehmen die Geschäftsentwicklung des Kunden mit seinen Services flexibel begleitet und durch innovative Ansätze im positiven Sinne unterstützt. Dann nämlich entsteht für den Kunden ein spürbarer Mehrwert aus der Zusammenarbeit mit dem externen Spezialisten.

Wo steht Ihrer Meinung nach Chemion in, sagen wir, fünf Jahren?

Uwe Menzen: Die berühmte Frage nach dem Blick in die Glaskugel... Ich bin überzeugt, dass Chemion alle wichtigen Voraussetzungen erfüllt und die Weichen entsprechend gestellt hat, um weiterhin als kompetenter Partner seiner Kunden zu agieren. Wir sind ein erfahrener und verlässlicher Dienstleister in der Gefahrgut- und Produktionslogistik, sind in ein leistungsstarkes Netzwerk eingebunden und können deswegen auch überregional Leistungen erbringen. Und last but not least sind wir bereit und fähig dazu, in Lösungen zu denken. 

Kontakt

Chemion Logistik GmbH

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