Personalarbeit in den Fokus stellen
Chemielogistik leidet unter Fachkräftemangel – Interview mit Prof. Hartmut Reinhard von der Technischen Hochschule Köln
In der Chemielogistik vollziehen sich grundlegende Veränderungen: war sie früher meist in die Produktionsunternehmen integriert, wird die Logistik heute häufig ausgelagert. Dienstleister stehen zudem einem stärker globalisierten Markt gegenüber. Dr. Sonja Andres befragte Prof. Hartmut Reinhard, Studiengangleiter Logistik an der Technischen Hochschule Köln zur Wichtigkeit einer strategischen Ausrichtung der Personalarbeit in Unternehmen.
CHEManager: Herr Professor Reinhard, welche Entwicklungen vollziehen sich aktuell in der Chemielogistik?
Prof. H. Reinhard: Eine zentrale Entwicklung ist die zunehmende Komplexität. Wertschöpfungsketten spalten sich immer stärker auf. Immer häufiger übernehmen externe Dienstleister die Logistik. Auch die Globalisierung verstärkt sich weiter. Herstellungsländer wie etwa die ölproduzierenden Staaten wollen an der Wertschöpfung teilhaben und treten in die Märkte ein, der Wettbewerbsdruck steigt. Damit wird in der chemischen Industrie die Logistik zum Differenzierungsmerkmal und zum strategischen Erfolgsfaktor.
Was bedeutet das für die Personalarbeit der Unternehmen?
Prof. H. Reinhard: Chemielogistiker benötigen zunehmend Mitarbeiter, die das Logistikversprechen einlösen können. Sie müssen die gesamte Supply Chain überblicken, schnell reagieren und selbstständig entscheiden. Die Kompetenz, komplexe Logistikpakete und die beteiligten Akteure zu steuern, wird wichtiger. Auch operative Mitarbeiter haben immer umfassendere Aufgaben. Beratungskompetenz und analytische Fähigkeiten sind in Positionen gefragt, wo dies bisher nicht nötig war.
Viele Branchen klagen bereits über Fachkräftemangel. Wie sieht es hier in der Chemielogistik aus?
Prof. H. Reinhard: Wie überall in der Logistikbranche fehlt es akut vor allem an Berufskraftfahrern, Lokführern und Lagerpersonal. Auch im akademischen Bereich wird es schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden. Qualifizierte und zuverlässige Mitarbeiter sind für die Chemielogistik aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen essentiell. Unser Forschungsprojekt „Intrasafe“ zu Flurförderzeugen zeigt, welch große Anstrengungen die Chemielogistiker unternehmen, um Sicherheit zu gewährleisten. Neben dem menschlichen Aspekt treffen Ausfälle die Unternehmen besonders hart, denn ein Mitarbeiter im Chemielager muss speziell geschult sein und ist nicht leicht zu ersetzen.
Was muss sich in den Unternehmen ändern, um diese Herausforderungen zu bewältigen?
Prof. H. Reinhard: Zunächst muss sich ein Bewusstsein für die Herausforderungen entwickeln. Chemielogistiker können langfristig nur bestehen, wenn sie auch ein attraktiver Arbeitgeber sind. Bisher erkennen noch zu wenige, dass Personalarbeit eine hohe strategische Bedeutung für ihre Zukunft hat. Sie muss viel stärker in den Fokus rücken.
Wo liegen die größten Hindernisse?
Prof. H. Reinhard: Ein Problem ist der Wettbewerb zwischen Industrie und Dienstleistern als Arbeitgeber. In der Regel zahlt die Industrie besser. Arbeitgeber können und müssen aber auch mit anderen Vorteilen punkten, etwa lebenslangem Lernen. Auch wenn ein Mitarbeiter mit hoher Qualifikation ins Unternehmen kommt, reicht das nicht langfristig. Aus- und Weiterbildungskonzepte sind daher ein zentraler Baustein der Arbeitgeberattraktivität und der Zukunftsfestigkeit.
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Was: HR-Summit Logistik & Mobilität
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Wo: IHK Frankfurt am Main, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt
Beginn: 9:00 Uhr
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Informationen und Anmeldung
www.hr-summit-logistik.de
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