Logistik & Supply Chain

Herausforderung GUS-Staaten

Interview mit Thomas Schleife, Geschäftsführer der Transco Berlin Brandenburg

29.04.2015 -

Pharmatransporten in die GUS-Staaten liegen noch immer viele Steine im Weg - witterungsbedingt und bürokratisch. CHEManager sprach mit Thomas Schleife, Geschäftsführer der Transco Berlin Brandenburg. Das Interview führte Dr. Sonja Andres.

CHEManager: Was sind die größten Hürden, in den GUS-Staaten eine „sichere Kühlkette" zu gewährleisten?

T. Schleife: Da sind zunächst einfach die geografischen Dimensionen. Von Berlin nach Moskau beispielsweise müssen drei bis vier Tage Fahrt eingeplant werden, bis Kasachstan sind es bereits acht bis zwölf Tage. Die Strecken und Zeiten können einen wesentlichen Einfluss auf den gesamten Prozess nehmen, denn die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses steigt mit der Dauer der Fahrt.

Die zweite Hürde sind die klimatischen, witterungsbedingten Verhältnisse. Wenn bei uns in Deutschland eine Schneeflocke fällt, bricht, überspitzt gesagt, der Verkehr zusammen. Gerade auf der Strecke bis nach Moskau und über Moskau hinaus herrschen im Winter extremste Bedingungen mit Schnee und Eis bei Temperaturen bis -40°C. Im Sommer steigt das Thermometer andererseits ganz schnell auch einmal auf +40°C.

Drittens besteht im Gegensatz zur EU in den GUS-Staaten ein Zollregime. Ein Fahrzeug, das unter Zollregime in die GUS-Staaten einfährt, hat quasi keinen Zugriff mehr auf die eigene beförderte Ware. Die Ware darf zwischendurch auch bei Notfällen nicht entladen werden. Dabei macht man sich strafbar. Vorschriften der GDP lassen sich hier nicht immer einfach umsetzen.

Zu guter Letzt der Faktor Technik, sprich welche Technik wird genutzt und welche Prozesse stehen dahinter. Das sind zum einen Informationsprozesse über Abweichungsprobleme und zum anderen Interventionsprozesse: Welche Möglichkeiten eines aktiven Eingriffs habe ich. Optimal ist ein 7-Tage-24-Stunden Monitoring mit Notfallmanagement. Wir nennen dies Interventionsplan, in dessen Planung die meiste Arbeit steckt, denn man muss für alle Eventualitäten eine Handlungsanweisung bereithalten.

Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit dem Security-Trailer gemacht?

T. Schleife: Das ist nun wirklich viel moderne Technik, bei der sich das Zusammenspiel noch etwas entwickeln muss. Nach nun etwa sechs Monaten Erfahrung mit dem Trailer läuft die Sache allmählich rund. Die wichtigsten Features des Trailers betreffen die Sicherheit, wie beispielsweise die aufwändige Verriegelungstechnik und die alleine Steuerung über GPS. Wir haben zusätzlich die Möglichkeit, innerhalb des Trailers gleichzeitig mit zwei unterschiedlichen Temperaturbereichen, auch Bi-Temp genannt, aktiv temperiert zu fahren. Das ist zurzeit das Höchstmaß an Technik und Sicherheit im Fahrzeugmarkt.

Ist auf der Relation Berlin-Moskau schon einmal der „Ernstfall" eingetreten?

T. Schleife: Probleme, die wir bisher hatten, ergaben sich immer aus ungünstigen Witterungsverhältnissen. So herrschten in Weißrussland während eines Transports Ende 2013 etwa -27°C Außentemperatur und zwischen Minsk und Moskau fiel temperaturbedingt das Aggregat aus. Es war so kalt, dass der Diesel eingefroren ist - trotz Heizung am Kühlaggregat. Wir haben uns entschlossen, die restlichen zehn Stunden weiterzufahren und beim Moskauer Partner in der geheizten Halle den Schaden zu beheben. Es war die richtige Reaktion und Entscheidung, da wir die richtigen Partner und Prozesse auf Basis langjähriger Erfahrung haben. Der Kunde war froh, dass wir diese Herausforderung gemeistert haben.

 

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