Hafen Hamburg wichtig für die Wirtschaft in Hessen
Leistungsfähigere und modernere Infrastruktur in Deutschland gefordert
Hessen ist mit seinen Wirtschaftsstandorten rund um Frankfurt für den Hafen Hamburg eine der wichtigsten Regionen im Container-Hinterlandverkehr. Im Rahmen einer Gemeinschaftsveranstaltung von Hafen Hamburg Marketing und dem Wirtschaftsrat Hessen diskutierten Vertreter aus Politik und Wirtschaft in Seeheim-Jugenheim über die aktuellen Anforderungen an effiziente Hinterlandverkehre.
Für die Exportnation Deutschland spielen Seefracht, Luftfracht und Logistikketten eine immer wichtigere Rolle. Die Bedeutung der Seehafen-Hinterlandverkehre wird in Zukunft weiter steigen, allein aus dem Hamburger Hafen gehen rund 70 % aller Güter ins Hinterland. Eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur ist wichtig, um im internationalen Standortwettbewerb nicht entscheidend an Boden zu verlieren.
Das Darmstädter Chemieunternehmen Merck, das mittlerweile nur noch einen geringen Anteil seines Umsatzes in Deutschland macht, wickelt rund 90 % seines Exportvolumens über Seefracht ab.
„Der Hafen Hamburg ist dabei aufgrund seiner ausgesprochen zuverlässigen Anbindung - etwa im Vergleich zu den europäischen Westhäfen - und den reibungslosen Verzollungsabläufen unser bevorzugter Partner", sagte Manfred Fischer, Vice President Global Distribution Chemicals von Merck, Darmstadt. „Wir liefern unsere Produkte für den Export mit der Bahn im Nachtsprung direkt in den Hafen und sind hier auch mit der zur Verfügung stehenden Infrastruktur derzeit sehr zufrieden."
Skepsis gegenüber Leistungsfähigkeit des Produktionsstandorts Deutschland
Gleichwohl befürchtet Merck mittelfristig Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Produktionsstandorts Deutschland, wenn die teilweise bereits seit den 1970er Jahren bestehenden und bekannten Engpässe in der Straßen- sowie Schieneninfrastruktur nicht bald beseitigt werden können. Denn auch für seine Produktion im Werk Darmstadt importiert Merck einen Teil der Vorprodukte aus Ostasien und Nordamerika über Hamburg.
Eine Möglichkeit, diese Engpässe im An- und Ablaufverkehr zu den KV-Terminals zumindest ein Stück weit zu beseitigen und das Verkehrsaufkommen auf der Straße zu reduzieren, bietet nach Ansicht zahlreicher Experten der Lang-Lkw, der im Rahmen eines fünfjährigen Feldversuchs in Deutschland derzeit auf seine Praxistauglichkeit getestet wird.
„Insbesondere für Hub- oder Zentrallagerverkehre und den Transport nicht allzu schwerer Güter geht dieses Konzept aus unserer Sicht in die richtige Richtung", sagte Christian Marnetté, Mitglied der Geschäftsführung beim Logistikdienstleister Kühne + Nagel, der sich seit Anfang des Jahres mit seinem Kunden Tchibo an dem Feldversuch beteiligt. „Allein in diesem Projekt erwarten wir uns durch den Wegfall der Transporteinheiten eine Einsparung von rund 30.000 Liter Diesel im Jahr."
Weitere Ansatzpunkte, die z.T. bereits recht kurzfristig dazu beitragen könnten Infrastruktur-Engpässe zu beseitigen, sind der bundesweite Ausbau von Terminals für den Kombinierten Verkehr und die Vertiefung von Wasserstraßen wie der Elbe.
Die rund 150 Teilnehmer der Veranstaltung in Seeheim-Jugenheim waren sich auch darüber einig, dass bei solchen Projekten die Öffentlichkeit sehr viel stärker und zu einem früheren Zeitpunkt in die Entscheidungsfindung einbezogen werden müsse. Denn nur mit dem notwendigen gesellschaftlichen Konsens sei eine hohe Akzeptanz für unterschiedliche Interessengruppen zu erzielen.