Digitale Services für Gefahrguttransporte der chemischen Industrie
Hilfreiche Funktionen bietet VTG Connect für sicheren Gütertransport auf der Schiene
Beim Transport von Gefahrgütern stellt der Gesetzgeber hohe Anforderungen. Darüber hinaus hat sich die chemische Industrie selbst mit der Initiative Responsible Care zu einem Verhaltenskodex verpflichtet, der den Gesundheits- und Umweltschutz sowie die Sicherheit entlang der gesamten Prozesskette in den Mittelpunkt stellt. Für Logistiker bringt das besondere Herausforderungen mit sich, wenn es zum Beispiel gilt, Wohn- und Naturschutzgebiete bei der Beförderung von gefährlichen Gütern zu meiden, oder beim Monitoring von Gefahrguttransporten.
Gerade vor dem Hintergrund weltweit steigender Transportvolumina – bis 2030 erwartet das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur einen Zuwachs beim Güterverkehr gegenüber 2010 um 38% – gilt es also, langfristig nachhaltige und zugleich wirtschaftliche Transportlösungen zu finden. Insbesondere bei Gefahrguttransporten bietet die Schiene viele Vorteile gegenüber der unfallträchtigeren Straße.
Um im Wettbewerb der Verkehrsträger noch attraktiver zu werden und den Schienengüterverkehr zukunftsfähig zu machen, setzt die VTG auf digitale Angebote. Als ein führendes Unternehmen für Waggonvermietung und Schienenlogistik in Europa hat die VTG im vergangenen Jahr eine umfassende Digitalisierungsstrategie entwickelt und damit den Grundstein für neue Services in der Branche gelegt. In dem Zusammenhang stattet das Unternehmen in den kommenden vier Jahren seine gesamte europäische Wagenflotte mit einem Telematiksystem aus.
Sensoren für Ladegutüberwachung
Die digitale Technik stellt die Verbindung zwischen Kunde, Wagen sowie Ladegut her und bietet eine Reihe von prozessoptimierenden Funktionen. Mithilfe der solarbetriebenen Telematik-Box, dem VTG-Connector, können Nutzer auf Echtzeitinformationen der Waggons zugreifen. Mit der darauf aufbauenden neuen Dienstleistung, VTG Connect, verfolgen die Betreiber über GPS-Koordinaten jederzeit die aktuelle Position ihrer Wagen. Zudem lassen sich exakte Laufwege, Ankunftszeiten, mögliche Verzögerungen und gefahrene Kilometer ableiten. Der gesamte Streckenverlauf kann für jedes beliebige Zeitintervall abgefragt werden.
Beim sogenannten Geofencing definieren Kunden individuelle geografische Zonen, z.B. für Grenzregionen oder Häfen. Bei Ein- und Austritt der Wagen in beziehungsweise aus diesen Zonen erhält der Anwender eine entsprechende Meldung. Eine Reihe von Alarmfunktionen informiert darüber hinaus umgehend bei bestimmten Transportereignissen wie Schockstößen oder längerem Stillstand. Die Kunden erhalten alle Informationen des Dienstes über das VTG-Onlineportal. Schnittstellen ermöglichen darüber hinaus eine Anbindung an kundeneigene Systeme.
Die Daten zu Umläufen, Nutzungsintensität und Laufleistung können Betreiber nutzen, um die Wagendisposition zu optimieren und damit die Produktivität zu erhöhen sowie gleichzeitig Stillstands- und Umlaufzeiten zu verringern. Außerdem ist eine effizientere Instandhaltung möglich: Anhand der genauen Laufleistung der Wagen können Wartungsarbeiten in Zukunft dann geplant und durchgeführt werden, wenn sie tatsächlich erforderlich sind, und nicht nach Ablauf eines bestimmten zeitlichen Intervalls.
Bei Bedarf können die Basisfunktionen um zusätzliche Hardware-Lösungen erweitert und damit auf individuelle Anwenderbedürfnisse zugeschnitten werden. Für den Transport von gefährlichen Stoffen wie Chemikalien ist u.a. die Ladegutüberwachung von besonderer Bedeutung. Auch dafür bildet VTG Connect die Grundlage. Erweitert um spezielle Sensoren lassen sich in Zukunft auch Informationen wie der Füllstand von Kesselwagen oder die Temperatur des Ladegutes messen und erfassen.
Kompaktes Gerät mit ATEX-Zertifizierung
Die kompakte Box mit den Abmessungen 36 x 10 x 4,25 cm ist nach IP66/IP67-Standard zertifiziert. Das Gerät ist für den Betrieb in gas- und staubexplosionsgefährdeten Bereichen zugelassen und vor Schäden durch zeitweiliges Untertauchen in Wasser geschützt. Besonders wichtig für die chemische Industrie: Der Connector verfügt außerdem über die ATEX-Zertifizierung Zone 1 und ist damit auch für Gefahrguttransporte geeignet.
Stoß- und Schocksensoren zeichnen Erschütterungen im Bereich von +16 bis -16 g auf. Ein weiterer Sensor erfasst die Umgebungstemperatur. Das Gerät hat einen Temperatur-Betriebsbereich von -40 bis +85°C. Für die Energiegewinnung verfügt der VTG-Connector über eine Solarzelle und ist damit für den autonomen Betrieb ausgerüstet. Nach dem Prinzip des Energy Harvestings erzeugt das Solarpanel genügend Energie, um einen leistungsstarken integrierten Lithium-Ionen-Akku zu laden. Damit ist sowohl das Erfassen der Position mithilfe des GPS-Empfängers sowie das Senden der Daten deutlich häufiger möglich.
Während andere, batteriebetriebene Telematik-Geräte typischerweise ca. einmal pro Stunde ihre Position erfassen und die gesammelten Informationen alle ein bis acht Stunden übermitteln, kann der VTG-Connector seine Daten im Zehn-Minuten-Intervall senden. Bei zu geringer Sonneneinstrahlung – etwa im Winter in skandinavischen Ländern oder bei verschmutzter oder defekter Solarzelle – hält der Akku bei leicht reduzierter Sendehäufigkeit dennoch mehrere Monate. Intelligente Algorithmen sorgen für minimalen Energieverbrauch und eine optimale Anpassung an die Umweltbedingungen.
Positionsbestimmung über Satellit und Funk
Die Positionsbestimmung des VTG-Connectors ist nicht nur per GPS möglich, sondern auch via GLONASS oder Galileo. Sollte kein Satellitensignal zur Verfügung stehen, ermittelt das Gerät anhand der bekannten Standorte von Mobilfunkmasten eine ungefähre Position. Darüber hinaus stattet die VTG im Zuge der Telematik-Ausrüstung alle Waggons der europäischen Flotte auch mit QR-Code-Aufklebern und NFC-Chips aus, die für die einfache Identifizierung der Wagen im Feld verwendet werden können. Damit lässt sich die Arbeit der Wagenmeister deutlich beschleunigen.
Wirtschaftliche und nachhaltige Schienenlogistik
Mit dem digitalen Dienst kann die VTG ihren Kunden ein noch attraktiveres Angebot machen und die Transparenz und Effizienz von Gütertransporten auf der Schiene deutlich steigern. Der Service ist flexibel, kann an individuelle Use Cases angepasst werden und lässt sich zudem schnell einrichten und in die kundeneigenen Systeme integrieren. Auch und gerade für den Transport chemischer Rohstoffe und Produkte, die oft unter die Kategorie Gefahrgut fallen und demzufolge strikten Sicherheitsauflagen unterliegen, bieten sich maßgeschneiderte und nachhaltige Logistiklösungen auf der Schiene besonders an.