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CHEMonitor 2/2012 - Deutsche Chemiemanager sehen Komplexität als Chance

Chemiebranche rechnet mit steigenden Umsätzen und Gewinnen für das Jahr 2012

30.10.2012 -

„Trotz erster Anzeichen einer sich abschwächenden Konjunktur gehen immer noch 90 % der deutschen Chemiemanager davon aus, im Gesamtjahr 2012 bei Umsatz und Gewinn zuzulegen", interpretiert Dr. Sven Mandewirth, Partner bei Camelot Management Consultants, die Ergebnisse der aktuellen CHEMonitor-Befragung (Grafik 1). Für das Trendbarometer von CHEManager und der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants werden regelmäßig Top-Entscheider der deutschen Chemieindustrie zu den Entwicklungen in der Branche befragt.
Die Quartalszahlen des weltweit größten Chemiekonzern BASF bestätigen den eingangs genannten Trend. Zwar rechnet der Konzern nicht mit einer Belebung des weltweiten Wirtschaftswachstums und der Nachfrage im Chemiegeschäft für das vierte Quartal, „dennoch streben wir weiterhin an, bei Umsatz und EBIT die Spitzenwerte des Jahres 2011 zu übertreffen", sagte BASF-Vorstandsvorsitzender Kurt Bock Ende Oktober.

Vertrauen in den Standort Deutschland wieder auf Allzeithoch
Auch die Einschätzung der Standortbedingungen in Deutschland durch das CHEMonitor-Panel ist unverändert positiv. Von den befragten Lenkern der Chemieindustrie bewerteten rund 95 % die Bedingungen als „gut" oder „eher gut" (Grafik 2), so viele wie zuletzt zu Jahresbeginn in der ersten CHEMonitor-Befragung 2012. Auch im Ausblick auf die weitere Entwicklung erwarten etwa 60 % der Chemiemanager Standortbedingungen auf konstant gutem Niveau, 36 % gehen von einer Verschlechterung aus.
Diese positive Einschätzung der Standortbedingungen schlägt sich auch in der Prognose der Mitarbeiterzahlen für die kommenden 12 Monate nieder: 28 % der Unternehmensführer planen eine Aufstockung der Belegschaft. 59 % der Unternehmen werden ihre Mitarbeiterzahl konstant halten. Nur 14 % der befragten Manager gehen von einem Stellenabbau aus (Grafik 3). Anders als bei der Frage zu den Standortbedingungen zeigt sich jedoch bei der Prognose der Personalentwicklung eine deutliche Abhängigkeit von der Unternehmensgröße: So sagen mit rund 29 % deutlich mehr Manager großer Konzerne einen Personalabbau im kommenden Jahr voraus als ihre Kollegen aus Unternehmen mit unter 500 Mio. € Umsatz: Hier liegt der Anteil nur bei 9 %.
Befragt nach ihren Unternehmensprioritäten setzt ein Drittel der deutschen Chemiemanager auf Wachstum. Nur 10 % nennen Kostensenkung als ihre alleinige Unternehmenspriorität (Grafik 4). „Statt reiner Kostensenkung und Personalabbau haben die Unternehmen heute wirksamere Mittel, um ihre Effizienz zu steigern", interpretiert Libor Kotlik, Managing Partner bei Camelot Management Consultants, die Ergebnisse der 19. CHEMonitor-Umfrage, bei der erstmals das Schwerpunktthema Komplexität aufgegriffen wurde.

Hohe Komplexität bei Produktportfolios und Prozessen
Mehr als die Hälfte der befragten Entscheider schätzt die Komplexität in ihrem Unternehmen generell als hoch ein. Dies gilt besonders hinsichtlich des Produktportfolios und der Prozesse, die von 43 % bzw. 28 % der Manager als interne Komplexitätsfaktoren genannt werden (Grafik 5). Bei den externen Komplexitätsfaktoren, Faktoren die von den Unternehmen nicht direkt beeinflusst werden können, nannten 48 % aller Befragten das regulatorische Umfeld. Auf den Positionen zwei und drei folgen Kundenstrukturen und Marktanforderungen mit 38 % bzw. 36 % der Nennungen (Grafik 6).
„Die Chemiemanager sehen in der Komplexität einen wesentlichen Treiber für Kosten, aber auch für den Ertrag. Wer seine Komplexität und die damit verbunden Chancen besser versteht als die Konkurrenten, wird damit Marktposition und Gewinn absichern", sagt Libor Kotlik, Managing Partner bei Camelot Management Consultants. Dies bestätigen die Ergebnisse der CHEMonitor-Befragung: Etwa die Hälfte aller Befragten sehen Wettbewerbsvorteile durch Differenzierung sowie eine verbesserte Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse (Grafik 7) als Chancen der Komplexität in Unternehmen. Als wesentliche Nachteile von Komplexität werden mangelnde Transparenz und Kontrolle (47 %), geringere Profitabilität (35 %) sowie Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung (29 %) genannt.

Komplexitätskosten steigen, Komplexitätsgewinne auch
Komplexität ist für viele Unternehmen ein Kostenfaktor. Ursache für steigende Kosten sind meist die fehlende Transparenz der tatsächlichen Komplexitätskosten und deren Zusammenhänge entlang der unternehmensspezifischen Wertschöpfungsketten. Sowohl kleine und mittelgroße (75 %) als auch große Unternehmen (64 %) erwarten eine Zunahme der Komplexitätskosten in den kommenden fünf Jahren (Grafik 8).
Bei der Analyse der Befragungsergebnisse zu den Auswirkungen der Komplexität auf den Unternehmensgewinn zeichnete sich jedoch ein deutlich gegenläufiger Trend in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße ab. Während in kleineren Unternehmen nur 41 % der Entscheider erwarten, dass sich Komplexität mittelfristig positiv auf den Unternehmensertrag auswirken wird, liegt dieser Anteil bei Managern aus großen Unternehmen mit 71 % deutlich höher.
Diese Beobachtung ist konsistent mit den Befragungsergebnissen zum Komplexitätsmanagement in deutschen Unternehmen. Alle Unternehmen mit mehr als 500 Mio. € Jahresumsatz setzen auf Maßnahmen zum Komplexitätsmanagement; zwei Drittel davon führen eine Szenario-Planung durch und 43 % bewerten die Komplexitätskosten und das Umsatzpotential ihrer Produkte. Betrachtet über alle Befragten liegen diese Anteile mit 35 % bzw. 22 % deutlich niedriger (Grafik 9). 18 % geben sogar an, gar keine Maßnahmen zum Komplexitätsmanagement zu ergreifen.

Komplexität als Wettbewerbsvorteil
„Komplexitätsmanagement wird sich zukünftig als ein wesentliches Element der Wettbewerbsfähigkeit etablieren", sagt Libor Kotlik. Die deutschen Chemieunternehmen sehen in dieser Entwicklung eher eine Chance als ein Risiko. Über 70 % der Befragten - unabhängig von der Unternehmensgröße - antwortete: „Unser Unternehmen ist auf eine Zunahme der Komplexität gut vorbereitet." Dies könnte sich zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten aus Asien entwickeln. Denn die Fähigkeit, in unterschiedlichen und differenzierten Segmenten Werte zu schaffen oder unterschiedliche Geschäftsmodelle in einem Konzern zu steuern, zeichnet insbesondere deutsche oder europäische Chemieunternehmen aus.  

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