Prozessfiltration: schnelle Umsetzung akademischen Wissens in den Filterapparatebau
12.10.2011 -
Prozessfiltration: schnelle Umsetzung akademischen Wissens in den Filterapparatebau sichert technologische Führung. In der Filtrationstechnik gilt das Karlsruher Unternehmen Bokela als eine Ausnahmeerscheinung. Das 1986 aus der Universität Karlsruhe heraus gegründete Unternehmen startete in einen reifen, weitgehend gesättigten Markt für Fest-Flüssig-Trenntechnik und steht heute als Global Player da. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 40 Mitarbeiter und erzielte in 2008 einen Jahresumsatz von ca. 10 Mio. €. CHEManager befragte Dr.-Ing. Reinhard A. Bott – neben Dr. Ing. Thomas Langeloh einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens – wie Bokela seinen Weg machte, wo es heute steht und wie sich der Markt für Filtrationstechnik entwickelt. Die Fragen stellte Dr. Wirth.
CHEManager: Herr Dr. Bott, die rasante Entwicklung von Bokela in einem gut entwickelten und scheinbar gesättigten Marktumfeld ist außergewöhnlich. Ihr Unternehmen ist sogar in einem sich konsolidierenden Markt für Filtrationstechnik stetig gewachsen. Gibt es eine schlüssige Erklärung für diese erfolgreiche Unternehmensentwicklung?
Dr. Reinhard Bott: Als Bokela vor beinahe 23 Jahren aus der Universität Karlsruhe heraus gegründet wurde, waren Bezeichnungen wie Start-up oder Science-Spin-off in Deutschland noch exotische Begriffe. Bokela startete in einer Vorreiterrolle in den Markt – in der Rolle des technologischen Vorreiters, der den Stand der Technik in der Prozessfiltration nicht nur hinterfragt, sondern neu definiert und mit dieser Grundhaltung Innovationen kreiert und neue Maßstäbe setzt. Wir haben bei Bokela von Beginn an die Systematik der akademischen Forschung und die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf das Design unserer Filtertechnologien übertragen. Heute gehört Bokela weltweit zu den Top 5 Unternehmen im Bereich der Drehfiltertechnologie. Wesentliche Schlüsselbegriffe unserer Strategie, die wir auf dem Weg vom kleinen Start-up bis in die erste Liga verfolgt haben, sind: Innovation, Kompetenz, internationale Ausrichtung, Reaktionsschnelligkeit und Kundennähe. Die Art und Weise wie bei Bokela Aufgaben analysiert und Lösungen erarbeitet werden, bezeichne ich gerne als „Integriertes Engineering“, d. h. im Mittelpunkt steht immer das Produkt des Kunden und sein Wunsch dieses Produkt erfolgreich und gewinnbringend im Markt anzubieten.
Wie sehen Sie die künftige Unternehmensentwicklung unter schwieriger werdenden Marktbedingungen?
Dr. Reinhard Bott: In einem schwierigeren Marktumfeld ist die starke internationale Ausrichtung und Innovationskraft unseres Unternehmens ein Vorteil. Kompetenz und Schnelligkeit differenzieren uns vom Wettbewerb. Unsere weltweiten Aktivitäten konzentrieren sich auf Schwerpunktmärkte, die wir mit einer breiten Produktpalette bedienen können. Die Fertigung unserer Apparate und Anlagen ist internationalisiert, auch wenn ein Teil, insbesondere Kernkomponenten, in Deutschland gefertigt werden – „Made in Germany“ ist im Apparatebau mehr denn je ein Qualitätszeichen. In der gegenwärtigen Situation verlangt der Markt nach Lösungen, die im Hinblick auf den Energie-, Wasser- und Personalbedarf besonders effizient sind. Bokela ist in der Lage, auf diese drei Effizienzfragen mit modernen Trenntechnologien schnell umsetzbare Antworten zu geben.
Wie ist Bokela vom Vertrieb und Service regional aufgestellt?
Dr. Reinhard Bott: Wir haben in unseren Schwerpunktmärkten in den für uns wichtigen Regionen wie Australien und Brasilien Tochterfirmen gegründet, um Vertriebsaufgaben und Kundenbetreuung vor Ort durchführen zu können. In China, Korea, Japan, Indien, Kanada, Russland, Thailand oder Taiwan sind wir durch Spezialisten vertreten, die verfahrenstechnisch versiert und in der Lage sind, die Merkmale unserer Technologien klar vom Wettbewerb abzugrenzen.
Können Sie ein beispielhaftes Filtrationsprojekt beschreiben, das die Arbeitsweise von Bokela zeigt?
Dr. Reinhard Bott: Ein Beispiel, das Kompetenz und Reaktionsschnelligkeit von Bokela sehr schön aufzeigt, sind unsere Projekte im Bereich der Filtration von Terephthalsäure. Vor zwei Jahren erhielten wir die erste Anfrage für eine neue, „one-step“- Lösung für diese anspruchsvolle Aufgabe. Mittlerweile sind Bestellungen für fünf Anlagen im Hause, die zur Zeit abgewickelt werden. Bei der Herstellung von Terephthalsäure besteht die Tendenz, einen dreistufigen Wasch- und Trennprozess zur Produktreinigung durch einen einstufigen Prozess zu ersetzen. Dies gelingt nur mit kontinuierlichen Druckfiltern, die bei einem Überdruck von mehr als 4 bar nicht nur hohe spezifische Durchsätze erzielen, sondern das Produkt auch effizient waschen und die Filtratströme scharf getrennt abführen. Unsere Hi-Bar-Technologie erfüllt diese Forderungen mit Bravour und bietet darüber hinaus neben einer verbesserten Prozessautomatisierung, hohen Verfügbarkeit und vereinfachter Wartung sehr günstige Werte im Hinblick auf Capex/Opex.
Betrachten wir die technischen Lösungen zur Prozessfiltration, die in der Chemie- und Pharmaindustrie gefragt sind. Welche technischen Trends haben sich dort in neuerer Zeit etablieren können? Worauf kommt es an?
Dr. Reinhard Bott: In der Chemie- und Pharmaindustrie sind die Waschung von Filterkuchen, die Abtrennung feinster Partikel sowie besondere Druck- und Temperaturbedingungen von großer Relevanz. Wir beobachten eine zunehmende Bedeutung der kontinuierlichen Druckfiltration und von Filtrationstechnologien, die eine reibungslose Einbindung in die Prozessautomation ermöglichen. Prozesse werden immer effizienter d.h. schneller und sortenreiner gestaltet. Sehr häufig bedingt dies die Anwendung höherer Temperaturen und Drücke. Darüber hinaus sind hohe Produktreinheiten gefragt. Von Filtrationsprozessen werden deshalb hohe Auswaschgrade mit möglichst wenig Waschflüssigkeit, partikelfreie Filtrate d. h eine Absolutabtrennung, und ein kontaminationsfreier Prozessraum verlangt. Unsere Hi-Bar Oyster- Filter repräsentieren für solche Anforderungen die modernste Lösung. Ebenso passen unsere modernen Vakuum-Trommelfilter mit Einzelzellendesign bestens in das Profil eines Chemietrommelfilters und haben dementsprechende Anwendungen in 2008 gefunden. Der Austausch einzelner Filterzellen ermöglicht einen unschlagbar schnellen Filtertuchwechsel und einen drastisch reduzierten Bedienungsaufwand.
Das Revamping von Filtrationsanlagen stand am Beginn der Entwicklung von Bokela. Ist das auch heute noch ein wichtiges Geschäftsfeld für ihr Unternehmen?
Dr. Reinhard Bott: Revamping, d.h der Umbau und die Modernisierung von Filteranlagen, ist eine preiswerte und schnelle Möglichkeit, die Leistung und Wirtschaftlichkeit laufender Filteranlagen zu verbessern, d.h. die Produktionskapazität zu vergrößern. Es handelt sich also um eine Engineeringleistung, die gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten gefragt ist. Bokela bietet diese Leistung seit über zwanzig Jahren und gilt bei der Modernisierung von Drehfiltern weltweit als die Nummer 1. Unser Revamping- Team bearbeitet zur Zeit Projekte in der Pigment-, Fertilizer- und Chemieindustrie. Auch Polishing Filtration d.h. die Absolutabtrennung von Partikeln ist ein aktuelles Thema. Der Schlüssel zum Erfolg ist hierbei das Zusammenspiel einer kompetenten und erfahrenen verfahrenstechnischen Abteilung und einer flexiblen Konstruktionsabteilung. Die intensive Auseinandersetzung mit den Schwachpunkten älterer Drehfilter unterschiedlicher Herkunft, hat uns natürlich enorm geholfen, Fehler im Design zu erkennen und zu vermeiden. Dieses Know-how und diese Erfahrung sind die Basis für das Design unserer modernen Drehfilter.
Bokela ist besonders stark im Markt für Filtrationstechnik von Rohstoffen und Mineralien vertreten. Wie erreichte Bokela diese starke Position?
Dr. Reinhard Bott: Bei der Aufbereitung von Rohstoffen werden von Filterapparaten sehr große spezifische Durchsätze erwartet. Aus unseren Revampingerfahrungen wissen wir, dass Drehfilter älterer Bauart diese Forderung nicht immer gerade mit Bestnoten erfüllen. Bokela hat für die Rohstoffindustrie extrem durchsatzstarke und wartungsarme Scheiben-, Trommel- und Tellerfilter entwickelt. Die Grundlage ist ein gut berechnetes und ausgeklügeltes Design aller Komponenten des Filterhydrauliksystems. So konnten wir die Druckverluste über die gesamte Filtratstrecke drastisch reduzieren und die spezifischen Durchsätze enorm steigern. Viele Details wie z. B. innovative Systeme zur Filtertuchbefestigung machen unsere Filter zudem sehr bedienungsfreundlich und wartungsarm.
In der Chemie- und Pharmabranche hat Ihr Unternehmen in den letzten Jahren beachtliche Auftragszuwächse erzielt. Bei einem führenden Pigmenthersteller verfolgt Bokela ein wichtiges Projekt bei der Filtration eines feinpartikulären Pigmentes. Wie kam es dazu? Wie ist der Stand heute?
Dr. Reinhard Bott: Dieses Projekt ist ein typischer Wiederholungsauftrag. Es handelt sich hierbei um Druckfiltration eines schwierig filtrierbaren, wertvollen Pigmentes, das in verschiedenen Spezifikationen hergestellt wird. Ein erstes Oyster-Trommelfilter ist bei dem Kunden seit über vier Jahren in Betrieb. Obwohl mehrere Drucktrommelfilter anderer Bauart an diesem Standort schon lange Zeit im Einsatz sind, fiel die Entscheidung damals zugunsten unserer Technologie, weil der Kunde mit diesem innovativen Konzept eigene Innovationen im Produktionsprozess umsetzen wollte.
Bedeutend waren hierbei Energieeinsparungen durch niedrige Restfeuchten, eine schnelle Umrüstung der Anlage bei Produktwechsel, eine gute Integration des Filters in das Prozessleitsystem und eine einfache Wartung. Dass sich der Kunde nun wieder für unser Konzept entschieden hat, sehen wir als klares Bekenntnis für die Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit dieser Druckfiltertechnologie. Es bestätigt uns auch darin, nicht als reiner Apparatelieferant aufzutreten, sondern unseren Kunden als Lösungsanbieter bei der Prozessfiltration zur Seite zu stehen. Gerade während der Implementierung dieser Anlage bestand eine intensive Zusammenarbeit unserer Ingenieure mit den Prozessexperten des Kunden.
Sie haben auch die Prozessfiltration für Pharma-Anwendungen in Angriff genommen. Auf welche Anwendungen sind die von Bokela entwickelten Filtrationsapparate zugeschnitten?
Dr. Reinhard Bott: Im Blickpunkt stehen kontinuierliche Prozesse, bei denen eine hohe Wascheffizienz gefordert ist, d.h. intensive Produktwaschung mit geringem Einsatz an Waschflüssigkeit und scharfer Filtrattrennung, Prozesse, bei denen eine Absolutabtrennung der Partikel gefragt ist oder Prozesse, bei denen eine hohe aber schonende Aufkonzentrierung notwendig ist. Hier bieten unsere Produktinnovationen wie z. B. unsere Trommelfilter mit austauschbaren Einzelzellen und neuen Tuchbefestigungsmethoden oder das Dyno-Filter, ein dynamisches Crossflow-Filter, neue Prozesslösungen.
Für welche konkrete Aufgabe – und warum – werden diese Dyno-Filter in einem Pharmaunternehmen eingesetzt?
Dr. Reinahrd Bott: Das Dyno-Filter ist ein dynamisches Crossflow-Filter zur Ultra- und Mikrofiltration, das sich von herkömmlichen Crossflow-Verfahren und auch von dynamischen Verfahren mit rotierenden Keramikmembranscheiben klar differenziert. Mit dem Dyno-Filter können wir Suspensionen schnell, produktschonend und konkurrenzlos hoch aufkonzentrieren, und wir können auch bei hohen Konzentrationen bzw. Viskositäten noch filtrieren und waschen. Das bedeutet Einsparung an Waschmedium, kurze Verweilzeiten und Einsparung an Bauraum.
Kontakt:
Bokela GmbH, Karlsruhe
Tel.: 0721/96456-0
Fax: 0721/96456-10
bokela@bokela.com
www.bokela.com